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Ein Jet vom Typ Global 5000 der Flugbereitschaft der Bundesregierung taumelt vor der Notlandung auf dem Flughafen Schönefeld.

© Marcel Russ/dpa

Flughafen Berlin-Schönefeld: Regierungsmaschine taumelte schon um die Längsachse

Den Piloten blieb nur noch die Schubsteuerung, um zu navigieren. Was bei der Notlandung des Regierungsfliegers in Schönefeld geschah.

Von Robert Birnbaum

Ursula von der Leyens knappen Zeilen ist der Schrecken anzumerken. Am Dienstag morgen muss ein Businessjet der Flugbereitschaft der Luftwaffe auf dem Flughafen Schönefeld notlanden. Wenig später bekundet die Verteidigungsministerin „hohen Respekt“ vor der Besatzung. „Sie hat es geschafft, den Jet unter schwierigsten Bedingungen zu Boden zu bringen und damit Schlimmeres zu verhindern“, erklärt Leyen. Übersetzt heißt das: Die Bombardier „Global 5000“ stand knapp vor dem Absturz.

Die Maschine kam von der regulären 30-Monats-Instandsetzung beim Hersteller aus der Luftwerft und sollte zurück an den Heimatstandort der Flugbereitschaft in Köln-Wahn. Passagiere waren nicht an Bord. Im Cockpit saß eine erfahrene Crew. Einer der Piloten ist Fluglehrer.

Kurz nach dem Start begann der Jet unkontrolliert um die Längsachse zu taumeln. Die normale Steuerung sprach nicht an. Die Piloten schafften es trotzdem, die zweistrahlige Maschine offenbar auch mit Hilfe der Schubsteuerung zurück zum Flughafen zu lenken. Bei der Landung taumelte der Jet so stark von rechts nach links, dass beide Flügelspitzen auf die Rollbahn schlugen.

Schönefeld wurde sofort gesperrt und hineinkommende Maschinen nach Tegel umgeleitet. Erst gegen Mittag lief der normale Flugbetrieb wieder an, nachdem das Unglücksflugzeug von der Rollbahn geschleppt worden war. Die Besatzung wurde vorsichtshalber ärztlich betreut.

Der folgenschwerste Zwischenfall

Der Zwischenfall ist der folgenschwerste in der jüngsten Pannenserie der Regierungsflotte – und fällt trotzdem aus dieser Serie heraus. Denn der 30-Meter-Cityjet, der in der VIP-Version bis zu 13 Passagieren befördert, ist ein vergleichsweise neues Flugzeug. Bei dem kanadischen Flugzeugbauer Bombardier ging die „Global 5000“-Serie Mitte der 2000er Jahre in Produktion. Die vier Cityjets der Flugbereitschaft galten bisher auch als ausgesprochen zuverlässig.

In das öffentlich geläufige Schema von überaltertem Gerät bei der Bundeswehr im Allgemeinen und der Regierungsflotte im Besonderen passt der Fall also nicht. Anders das Sorgenkind Nummer eins. Die „Konrad Adenauer“ wurde vom Gebrauchtgerät zum Kanzlerflieger. Der Airbus A340-300 hatte zehn Dienstjahre als Linienmaschine hinter sich, als die Luftwaffe ihn 2009 der Lufthansa abkaufte und zum VIP-Flieger umbauen ließ. Der Second-Hand-Kauf hatte Tradition. Die erste Maschine mit dem Namen des ersten Kanzlers stammte aus der Konkursmasse der DDR-Luftlinie „Interflug“. Auch die Schwestermaschinen, nach dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss benannt, waren gebraucht.

Pannen und Spitzenpolitiker, die deswegen in fernen Ländern festsaßen, gab es immer schon. Bei der aktuellen „Konrad Adenauer“ häuften sich die Ausfälle aber in letzter Zeit. Kanzlerin Angela Merkel kam Ende November zu spät zum G-20-Gipfel in Argentinien, weil der Flieger in Köln notlanden musste: Eine zentrale Schalteinheit der Bordelektronik war ausgefallen und hatte gleich zwei Funksysteme lahmgelegt, die sich im Notfall ersetzen sollen. Die Maschine kam vier Monate lang in die Generalüberholung – kaum wieder in der Luft, platzte bei der Landung mit Außenminister Heiko Maas an Bord in New York ein Reifen. Für Vielflieger Maas war das allerdings ein kleineres Problem. Anfang Februar hatte er in Mali komplett festgesessen. Im Januar kam Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht planmäßig aus Äthiopien weg, kurz davor strandete Entwicklungsminister Gerd Müller in Malawi. Im vorigen Oktober musste Finanzminister Olaf Scholz in Indonesien auf Linie umsteigen, weil Nager die „Konrad Adenauer“ lahmlegten.

Ab 2020 soll alles besser werden oder jedenfalls moderner: Der Haushaltsausschuss bewilligte 1,2 Milliarden Euro für gleich drei Langstrecken-Airbusse. „Konrad Adenauer“ Nummer drei kommt diesmal fabrikneu.

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