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Am Abend gibt es regelmäßig Musik und beim Tanzen kann man für einige Zeit die schwierige Situation vergessen.

© Erik Marquardt

Flüchtlingscamps in Griechenland: In Idomeni wohnt auch die Hoffnung

An der Grenze von Griechenland zu Mazedonien sind nicht nur Verzweiflung und Not zu Hause. Der Fotojournalist Erik Marquardt trifft dort Menschen voller Träume - was auch seine Bilder dokumentieren.

Trotz der Not der Menschen an der Grenze von Idomeni, trotz aller Ungewissheiten über ihre Zukunft und der Unklarheit, ob, wie und wann ihre Flucht von hier aus weitergehen kann, gibt es im Grenzraum von Idomeni auch viel Hoffnung.

Ich bin in Idomeni, um zu helfen und die andere Seite der Menschen in Not zu zeigen. Denn die Flüchtlinge hier sind keine traurige Masse, sondern Menschen mit Träumen, Wünschen und Hoffnungen. Sie versuchen die aussichtslose Situation so gut wie möglich zu bewältigen und – ja: Sie dürfen und wollen auch lachen.

Immer wieder verbreiten sich Gerüchte über angebliche Grenzöffnungen wie Lauffeuer. Auch wenn immer mehr Flüchtende – niemand weiß genau, wie viele; es sind wohl zwischen 8.000 und 15.000 Menschen – hier seit mehr als einem Monat unter schlechten Bedingungen in Zelten leben, tanzen sie ausgelassen zur Musik, die regelmäßig von einer Gruppe im Camp organisiert wird.

Sie lassen sich die Lebensfreude nicht nehmen; das ist gut und wichtig so. Und es ist beeindruckend, wie hilfsbereit die Menschen sind, die oft nicht mehr haben als ein kleines Zelt, ein paar Decken und das, was sie am Körper tragen: Es ist nicht möglich, durch das Camp zu laufen, ohne Tee und Essen von den Geflüchteten angeboten zu bekommen.

Doch ein Großteil der Menschen, die auf der Flucht in Griechenland festsitzen, sind nicht im Camp an der Grenze, sondern im gesamten Grenzgebiet verteilt. Neben kleinen Zeltdörfern im Wald oder an Tankstellen gibt es auch größere offizielle Camps, die vom Militär betrieben werden. Weder Hilfsorganisationen noch Journalisten können sie betreten. Flüchtlinge berichten, dass es dort zwar Essen und Getränke gibt, aber kaum ärztliche Versorgung.

Die meisten Familien versuchen sich an Feuerstellen vor ihren Zelten selbst zu bekochen. Ein großer Anteil der humanitären Hilfe wird durch unabhängige Helferinnen und Helfer geleistet, die oft ganz kurzfristig nach Idomeni gefahren sind, um die Geflüchteten zu unterstützen. Viele sagen, dass sie nicht einfach zuschauen wollen, wie die Politik in der Asylpolitik versagt. Ärztinnen und Ärzte laufen mit Medikamenten durch das Camp, viele Freiwillige kümmern sich bei einem großen Kinderzelt um die jungen Flüchtlinge, und diverse Gruppen geben sich Mühe, die Versorgung mit Essen und Getränken sicherzustellen.

Zur Wahrheit gehört, dass die Hoffnung auf Grenzöffnungen größer ist als die Chancen dafür. Doch auch ich habe die Hoffnung, dass die EU oder Deutschland den notwendigen Funken Anstand besitzen, den Menschen eine Perspektive zu bieten: In Deutschland stehen Erstaufnahmelager leer, während Menschen in Griechenland im Schlamm wohnen müssen. Das ist nicht die Lösung. Das ist das Problem.

Der Berliner Erik Marquardt ist Fotojournalist und Social-Media-Berater.
Der Berliner Erik Marquardt ist Fotojournalist und Social-Media-Berater.

© Promo

Der Autor Erik Marquardt ist Fotojournalist und Social-Media-Berater. Er lebt in Berlin, ist Mitglied im Parteirat der Grünen und war bis 2015 Sprecher der Grünen Jugend. Auf Twitter und Facebook veröffentlicht er regelmäßig Fotos - derzeit aus Idomeni, im vergangenen Sommer aus Lesbos:

Auf Facebook finden Sie Erik Marquardt hier.

Erik Marquardt

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