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Das Flüchtlingslager Kara Tepe aus Lesbos (Archivbild vom Oktober 2020)

© dpa/AP/Panagiotis Balaskas

Flüchtlingscamp auf Insel Lesbos: „Babys werden in nassen Zelten von Ratten gebissen“

Entwicklungsminister Müller beklagt katastrophale Zustände für Migranten auf Lesbos. Im Winter drohe alles noch schlimmer zu werden.

Rund drei Monate nach dem Großbrand im Flüchtlingslager Moria hat Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die weiterhin katastrophalen Bedingungen für die Migranten auf der griechischen Insel Lesbos angeprangert. „Das neue Lager Kara Tepe ist offensichtlich nicht besser - im Gegenteil: Ärzte ohne Grenzen musste jetzt eine Tetanus-Impfaktion starten, weil Babys in nassen Zelten von Ratten gebissen werden“, sagte Müller der „Passauer Neuen Presse“. „Das sind entsetzliche Zustände - mitten in Europa.“

Alle seien nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria davon ausgegangen, „dass die schrecklichen Zustände nach dem Brand verbessert werden, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus“, sagte Müller. Und die härtesten Winterwochen stünden den Flüchtlingen noch bevor.

Das Lager Kara Tepe war errichtet worden, nachdem das ursprüngliche Lager Moria bei einem Großbrand zerstört worden war. Damals waren über Nacht rund 10.000 Flüchtlinge und Migranten obdachlos. Aktuell leben in dem neuen, provisorischen Lager rund 7500 Menschen. Erst am Freitag hatte die Organisation SOS-Kinderdörfer informiert, dass in dem Zeltlager Kara Tepe Anfang der Woche ein dreijähriges Mädchen vergewaltigt worden sein soll.

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Müller sagte, besonders schlimm sei es für die Kinder, die in Flüchtlingslagern auf die Welt kämen. „Ich habe mit auf der Flucht vergewaltigten afrikanischen Frauen gesprochen, die auf dem nackten Boden saßen und auf die Geburt ihrer Kinder warteten. Ohne Hygiene oder ärztliche Versorgung“, berichtete er von einem Besuch in Moria 2018. „So sollte kein Leben beginnen.“ Er habe Flüchtlingscamps im Nordirak und Südsudan besucht. „Nirgendwo herrschten solch schlimme Zustände wie auf Lesbos.“

Ein weiteres Problem sei, dass die Anerkennungsverfahren vor Ort viel zu lange dauerten. Die größeren Kinder hätten so kaum Möglichkeiten zur Schule zu gehen. „Wenn sich das nicht ändert, wächst hier mitten in Europa eine verlorene Generation auf.“ (dpa)

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