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Demonstranten und Polizisten stehen sich bei Protesten auf Lesbos gegenüber.

© REUTERS/Elias Marcou

Flüchtlinge auf griechischer Insel: Migranten protestieren auf Lesbos gegen Asylverfahren

Bei einer Demonstration auf der Insel Lesbos fordern mehrere tausend Menschen, die Insel verlassen zu können. Die Polizei setzt Tränengas ein.

Rund 2000 Migranten haben am Montag das überfüllte Registrierlager Moria auf der Insel Lesbos verlassen und sich auf den Weg in die Inselhauptstadt Mytilini gemacht. Die Menschen skandierten „Freiheit, Freiheit“ und forderten, dass sie sofort zum griechischen Festland und von dort in andere EU-Staaten gebracht werden.

Wie der staatliche Rundfunk (ERT-Nordägäis) und das Nachrichtenportal der Insel stonisi.gr weiter berichteten, setzte die Polizei nach mehreren Aufforderungen, in das Lager zurückzukehren, massiv Tränengas ein. Dutzende Migranten schlugen Zelte im Hafen der Inselhauptstadt auf, um damit gegen die Zustände auf der Insel zu protestieren. Zwei Sondereinheiten der Polizei blockierte den Weg für die Demonstranten.

Am Abend gingen zahlreiche Einwohner des Dorfes Moria auf die Straßen und protestierten gegen die – wie sie im Fernsehen sagten – „unerträglichen Zustände in ihrem Dorf“. Jugendliche Migranten randalierten fast täglich. Es gebe Diebstähle und andere Arten der Kleinkriminalität, sagten Einwohner im Fernsehen. Alle Migranten sollten ihrer Ansicht nach zum Festland gebracht werden. 

Migranten fürchten Abschiebung in die Türkei

Zahlreiche Migranten befürchten, dass Athen sie bald in die Türkei oder ihre Herkunftsländer abschieben könnte. Seit Jahresbeginn hat die Regierung das Asylverfahren verschärft. Sie schiebt jede Woche Dutzende Migranten zurück in die Türkei ab.

Außerdem sollen auf den Inseln geschlossene Abschiebelager entstehen. In und um das Lager Moria sind mehr als 19.000 Menschen untergebracht, darunter viele Minderjährige. Das Camp hat aber nur eine Aufnahmekapazität für 2840 Menschen. Die Bürgermeister der Inseln im Osten der Ägäis warnen seit Monaten vor unkontrollierbaren Zuständen wegen der überfüllten Lager.

Der Flüchtlingszustrom aus der Türkei dauert an: Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) setzten seit Jahresbeginn im Durchschnitt täglich mehr als 100 Migranten aus der Türkei zu den griechischen Inseln über. Zurzeit leben auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos mehr als 41.000 Migranten. Im April 2019 waren es 14.000 gewesen. (dpa, AFP)

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