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Die Arbeit an der Kasse im Supermarkt ist ein Akkordjob und birgt Infektionsrisiken.

© picture alliance/dpa

Fehlende Anerkennung systemrelevanter Jobs: Zum Dank gibt es Applaus und sinkende Löhne

Die skandalöse Bezahlung für Krankenpfleger oder Verkäuferinnen muss endlich enden. Leistung muss sich lohnen. Ein Gastbeitrag.

Dietmar Bartsch ist Co-Vorsitzender der Linksfraktion im Deutschen Bundestag.

Die Pandemie betrifft alle Menschen. Eine Binsenweisheit. Sie trifft aber längst nicht alle Menschen in gleichem Maße. Je höher das Einkommen, desto geringer die finanziellen Verwerfungen, die Corona anrichtet. Je geringer das Einkommen, desto gefährlicher das Virus. Mit Blick auf die Gesundheit, mit Blick ins Portemonnaie.

Im Frühjahr hatten viele Politikerinnen und Politiker beinahe gerötete Handflächen. Auch die von Union und FDP. So viel wurde applaudiert. Für diejenigen, die das Land in der Krise bis heute über Wasser halten.

Das sind nicht so sehr die gut verdienenden Akademikerinnen und Akademiker, die im Homeoffice arbeiten konnten. Es sind die Krankenschwestern, die Altenpflegerinnen, die Müllwerker oder die Verkäuferinnen.

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Sie machen Rekordumsätze bei Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. Rekordumsätze bedeuten im Supermarkt Akkordarbeit. Acht Stunden an der Kasse. Schlangen, die nicht enden, und Kunden, die nörgeln, manchmal die Maske verweigern. Ist die Schlange mal ein paar Minuten abgeebbt, müssen die geplünderten Regale gefüllt werden. Ein Knochenjob! Ähnlich belastend wie die Arbeit der Paketboten, die unter den Amazonpaketen mehr ächzen als je zuvor.

Zum Dank real sinkende Löhne

Der Dank? Sinkende Löhne! Verkäuferinnen und Verkäufer verdienen im Rekordjahr weniger als im Vorjahr. Acht Stunden Plackerei und Infektionsgefahr bringen am Monatsende dieses Jahr weniger als im vergangenen.

Man mag es nicht mehr hören können, aber es muss sich etwas ändern. Leistung muss sich lohnen! Stärker lohnen, für diejenigen, die in unserem Alltag unentbehrlich sind.

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Es ist schlicht skandalös, wenn die Eigentümer der Supermarktketten oder von Amazon frische Milliarden auf dem Konto haben und diejenigen, die das erwirtschaften, am Monatsende selbst nicht wissen, wie sie den Großeinkauf noch bezahlen sollen.

Corona muss zu einer Zäsur werden: einer Anerkennungszäsur! Dort, wo unerlässliche Arbeit für das Land und das Zusammenleben erbracht wird, darf nicht strukturell schlechter bezahlt werden als zum Beispiel in der Verwaltung oder der Industrie. Dazu gehören selbstverständlich zuallererst höhere Löhne, aber auch eine große Steuerreform, die riesige Vermögen spürbar belastet und die Steuer- und Abgabenlast der Verkäuferin und Krankenschwester spürbar reduziert. Corona bietet eine Chance. Sie zu ergreifen, bedeutet, mehr zu geben als Applaus.

Dietmar Bartsch

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