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Der Parteichef der FDP Christian Lindner.

© AFP/John MacDougall

FDP-Chef: Lindner spricht streikenden Schülern Klima-Kompetenz ab

Dass Schüler während der Unterrichtszeit gegen den Klimawandel demonstrieren, findet FDP-Chef Lindner nicht gut. Der Klimaschutz sei eine "Sache für Profis".

Die Schüler-Demos gegen den Klimawandel spalten weiter die Politik: FDP-Chef Christian Lindner kritisierte Protestaktionen während der Unterrichtszeit und sprach den Schülern ausreichend Wissen beim Thema Klima ab. "Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen", sagte Lindner der "Bild am Sonntag" und fügte hinzu: "Das ist eine Sache für Profis."

Lindner plädierte dafür, die Proteste in die Freizeit zu verlegen. In der Unterrichtszeit sollten Schüler sich "lieber über physikalische und naturwissenschaftliche sowie technische und wirtschaftliche Zusammenhänge informieren".

Während seiner eigenen Schulzeit sah das Christian Lindner allerdings noch anders. In einem alten Video von "Deutsche Welle TV" (hier zu sehen) sagt der damals 18-Jährige über die Schule: "Wenn man in der Schule sitzt und man sitzt seine Zeit ab, (...) dann kommt es einem so vor, als wäre die Zeit durch den Schredder gelaufen." Der junge Lindner ging damals nämlich nach eigener Aussage nicht gerne in den Unterricht. Er streikte zwar nicht fürs Klima, betätigte sich aber als Jung-Unternehmer. Schule war für ihn dem Beitrag zufolge nur Nebensache.

Kritik an der SPD

SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch warf Lindner einen Rückfall "in die Steinzeit" vor. Es sei keine zwei Jahre her, dass der FDP-Chef noch proklamiert habe, nicht Aktenkoffer, sondern Schulranzen würden die Welt verändern. "Wir erleben tagtäglich, dass die politisch Verantwortlichen weltweit noch zu wenig tun", erklärte Miersch am Sonntag. Deshalb sei der Klima-Protest "richtig und notwendig".

Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bekräftigte in der "BamS", sie finde es gut, "dass diese angeblich so unpolitische Generation den Mund aufmacht und auf die Straße geht". Auch der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, unterstützt die Proteste. "Die protestierenden Schüler haben recht: Es ist dringend", sagte er dem Blatt. Bis 2030 müsse die Klimawende geschafft werden, "sonst hat das Folgen für Jahrhunderte".

Jeden Freitag versammeln sich derzeit in zahlreichen Städten unter dem Motto "Fridays for Future" Schüler und Studenten während der Unterrichtszeit, um gegen ausbleibende Maßnahmen gegen den Klimawandel zu protestieren. Am kommenden Freitag sind internationale Schülerstreiks in mehr als 50 Ländern geplant. Die Demonstrationen sind zum Teil umstritten, da sie während der Schulzeit stattfinden.

So erklärte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) jüngst, sie lehne Schülerstreiks während der Unterrichtszeit ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Demonstrationen kürzlich als "sehr gute Initiative".

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) forderte die Schüler auf, ihre Klimaschutz-Proteste in die Freizeit zu verlegen. Dies würde der Sache, für die die Schüler demonstrieren, "sicherlich noch einmal eine ganz neue Durchschlagkraft verleihen und ihr ernsthaftes Engagement unterlegen", sagte er der "Rheinischen Post" von Samstag. Die Schüler wollten sich sicherlich nicht vorwerfen lassen, dass sie nur ihren Mathe-Stunden entkommen wollten.

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet Schülerstreiks in der Unterrichtszeit. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für die "BamS" findet eine Mehrheit von 55 Prozent es richtig, dass die Schüler während der Schulzeit demonstrieren. 44 Prozent halten das für falsch. Gleichzeitig sagen 63 Prozent, dass Deutschland zu wenig tut, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Nur 22 Prozent finden, Deutschland tue genug. (AFP, Tsp)

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