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Hosni Mubarak im Jahr 2010

© REUTERS/Amr Abdallah Dalsh

Update

Fast 30 Jahre an der Staatsspitze: Ägyptens früherer Präsident Husni Mubarak ist tot

Der langjährige Staatschef starb im Alter von 91 Jahren in einem Militärkrankenhaus. Das Land rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

Nach dem Tod von Ägyptens früherem Langzeitmachthaber Husni Mubarak hat das nordafrikanische Land eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Sie gelte von diesem Mittwoch an, teilte das Präsidialamt am Dienstag mit.

Mubarak war am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben. Seine Beerdigung ist laut seiner Familie für Mittwoch geplant. Die Zeremonie soll in einer großen Moschee östlich von Kairo stattfinden.

Der langjährige Staatschef war 2011 während des Arabischen Frühlings gestürzt worden. Mubarak stand fast 30 Jahre an der Spitze des bevölkerungsreichsten Landes der arabischen Welt.

Mubarak hatte seine letzten Lebensjahre zu großen Teilen in einem Militärkrankenhaus in Kairo verbracht. Gegen ihn liefen mehrere Prozesse, in denen er teilweise zu Haftstrafen verurteilt wurde. Im März 2017 sprach dann das oberste Gericht Ägyptens den Ex-Staatschef von dem Vorwurf frei, Mitschuld am Tod von mehr als 800 Demonstranten während der Aufstände gehabt zu haben und ließ ihn frei.

Der Sohn eines Beamten aus dem Nildelta wurde nach seinem Amtsantritt 1981 vor allem durch seine Vermittlungsbemühungen im Nahost-Konflikt und das Festhalten am Friedensvertrag mit Israel zu einem wichtigen Partner des Westens. Daran änderten auch Menschenrechtsverletzungen und geschobene Wahlen des autoritären Herrschers nichts.

Netanjahu und Abbas würdigen Mubarak für seine Vermittlerrolle

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas würdigten den Verstorbenen. Mubarak sei ein Führer gewesen, der sich um den „Frieden“ mit Israel verdient gemacht habe, sagte Netanjahu. Abbas erklärte, der ehemalige Staatsführer habe sich für die „Freiheit“ der Palästinenser eingesetzt. Mubarak war während seiner Amtszeit zeitweise als Vermittler im Nahost-Konflikt aufgetreten.

Auch Kritiker Mubaraks zollten dem früheren Staatschef Respekt. Der Aktivist Wael Ghoneim, der während des Arabischen Frühlings eine zentrale Rolle spielte, schrieb im Onlinedienst Twitter: „Er war loyal und liebte Ägypten. Er übernahm eine große Verantwortung gegenüber dem ägyptischen Volk.“

Der frühere Präsidentschaftskandidat Aiman Nur, der 2005 gegen Mubarak antrat und nach seiner Niederlage inhaftiert wurde, zeigte sich ebenfalls versöhnlich. „Ich verspreche Gott, dass ich persönlich ihm vergebe.“

Macht über Jahre immer weiter ausgebaut

Mubarak baute seine Macht beharrlich aus und schaffte es, das Ansehen Ägyptens nach dem in der Region heftig kritisierten Friedensschluss mit Israel wieder zu mehren. In seinen letzten Jahren als Staatschef machte ihm aber der saudische König Abdullah seine einflussreiche Position in der arabischen Welt mehr und mehr streitig. Zudem wurde die Wirtschaft Ägyptens von der Weltwirtschaftskrise 2008 hart getroffen.

Gegen islamistische Extremisten in Ägypten griff Mubarak mit harter Hand durch. Mit autoritären Methoden wurden vor allem in Vierteln der Unterschichten viele angebliche Radikale festgenommen und weggesperrt. Dabei gewann die islamistische Organisation der Muslimbruderschaft kontinuierlich an Einfluss.

Rücktritt nach 18 Tagen Protest

Die autoritäre Herrschaft und fehlende Mitspracherechte, aber auch grassierende Korruption, die darbende Wirtschaft und schleppende Reformen erregten Unmut in der Bevölkerung. Vor allem junge Menschen wandten sich während der arabischen Aufstände 2011 immer mehr gegen Mubarak. Nach turbulenten 18 Tagen, in denen die Welt auf die Jugend Ägyptens und die Massenproteste am Tahrir-Platz schaute, musste er sein Amt aufgeben.

Seitdem ist das Land nur teilweise zur Ruhe gekommen. Der 2012 gewählte Islamist und Muslimbruder Mohammed Mursi wurde nach Massenprotesten 2013 vom Militär gestürzt. Seit 2014 regiert der autoritäre Armeechef Abdel Fattah al-Sisi das Land, das sich in einer schweren Wirtschaftskrise befindet. Repressionen gegen Oppositionelle und die Medien werden als härter empfunden als unter Mubarak. Die Muslimbrüder sind verboten und werden als Terroristen verfolgt. (AFP, dpa)

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