zum Hauptinhalt
Franziska Giffey sitzt in einem Sessel.

© Mike Wolff

Familienministerin aus Berlin-Neukölln: Giffey: SPD hat zu wenig über Integrationsprobleme geredet

Als Bürgermeisterin von Neukölln nannte sie die Dinge beim Namen. Realitätssinn will die SPD-Politikerin auch ins Familienministerium mitbringen.

Von Hans Monath

Die neue Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will mehr Realitätssinn in die Bundespolitik tragen. "Ja, das ist Teil meines Jobs", sagte die Berliner SPD-Politikerin dem Tagesspiegel. Politik dürfe mit der Wirklichkeit nicht "ideologisch umgehen" und etwa Probleme leugnen, die viele Menschen umtreiben, warnte die frühere Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln. Ihre eigene Partei, die SPD, habe in der Vergangenheit zu wenig über Integrationsprobleme geredet und so Raum geschaffen, den Rechtspopulisten genutzt hätten. "Ich bin eine große Anhängerin pragmatischer Politik und der erste Schritt dazu ist, dass man die Dinge beim Namen nennt", fügte sie hinzu.

Durch ihre Erfahrung in Neukölln fühlt sich die 39-Jährige gut für ihre neue Aufgabe gerüstet. "Es gibt in Deutschland viele Neuköllns", sagte sie: "Die Zahlen mögen in anderen Städten unterschiedlich sein, aber die Herausforderungen sind ähnlich". Es gehe zum Beispiel um sozial schwierige Verhältnisse, um Bildungsferne, um Parallelgesellschaften oder Hemmnisse bei der Integration. "Das gibt es nicht nur in Neukölln, sondern in der ganzen Republik", erklärte sie: "Man kann Regeln durchsetzen, wenn man den politischen Willen dazu hat."

Zudem will Giffey den neuen Ländern in der großen Koalition eine Stimme geben. "Ich werde die Ministerin im Kabinett sein, die den Osten repräsentiert", sagte die SPD-Politikerin. Sie glaube, "dass es den Menschen im Osten guttut, wenn sie wissen: Da ist eine von uns." Giffey ist in Brandenburg geboren und aufgewachsen, bekannt geworden ist sie als Bezirksbürgermeisterin des Berliner West-Bezirks Neukölln.

Die Politikerin sagte, sie habe mehr Verständnis für Ostdeutsche als Politiker aus dem Westen. Sie habe erlebt, "wie es war, als ein System zusammenbrach". Ihre beiden Eltern seien beide zunächst arbeitslos geworden, weil ihre Betriebe abgewickelt worden seien. Dennoch gelte für sie: "Dass es die Wiedervereinigung gab, dass sich Berlin als Hauptstadt so entwickelt hat, das ist für mich alles andere als selbstverständlich. Für mich ist die deutsche Einheit der Glücksfall des letzten Jahrhunderts."

Anders als manche ihrer Vorgängerinnen im Amt will die neue Ministerin der Öffentlichkeit keinen Einblick in ihr eigenes Familienleben gestatten. "Das Interesse an meiner Person verstehe ich, über mich und meine politische Arbeit gebe ich auch gerne Auskunft", sagte Giffey. Ihr Familienleben solle aber "auch weiter meine Privatsache bleiben", erklärte die Mutter eines Sohnes. Die Bundesfamilienministerinnen Ursula von der Leyen (CDU) und Manuela Schwesig (SPD) hatten offen über die Schwierigkeiten gesprochen, die zeitraubende Tätigkeit einer Politikerin und die Erziehungsaufgaben einer Mutter zu vereinbaren. Leyen hat sieben Kinder, Schwesig zwei.

Das vollständige Interview mit Franziska Giffey lesen Sie am Samstag im Tagesspiegel oder schon am Freitagabend ab 19.30 Uhr im E-Paper.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false