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Teilnehmer einer islamistischen Veranstaltung mit dem Prediger Pierre Vogel beten a auf dem Marktplatz in Pforzheim.

© Uli Deck / dpa

Extremismus: Salafisten vor der Versuchung bewahrt

Der harte Kurs der deutschen Sicherheitsbehörden gegen den Brutkasten für Dschihadisten ist überhaupt nicht vergeblich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Frank Jansen

Das ist endlich mal eine halbwegs erfreuliche Nachricht zur Szene der Salafisten. Nach Jahren des nicht zu bremsenden Wachstums lässt der Zulauf nach. Nicht mehr Tausende meist junge Muslime schließen sich den Fanatikern an, sondern „nur“ noch ein paar Hundert. Damit ist der Kampf gegen den frommen Wahnsinn nicht gewonnen, doch lässt sich ein Fortschritt erkennen, auch mit Blick auf die Gefahr islamistischen Terrors. Die Salafistenmilieus sind der Brutkasten für Dschihadisten, die sich dem „Islamischen Staat“ oder Al Qaida anschließen, um „Ungläubige“ zu töten. Ein verringertes Wachstum der Szene könnte auch, bei aller Vorsicht, die Terrorgefahr ein wenig dimmen. Zwar kann von Entwarnung auf unabsehbare Zeit keine Rede sein, doch zeigt sich, dass der harte Kurs der deutschen Sicherheitsbehörden und des Westens überhaupt nicht vergeblich ist.

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat ihr Territorium in Syrien und im Irak weitgehend eingebüßt und ist für Salafisten weltweit weniger attraktiv als noch vor wenigen Jahren. Ohne das militärische Engagement der Amerikaner und ihrer Verbündeten, darunter die Bundeswehr, wäre dieser Erfolg undenkbar. Es war richtig und zwingend, dass der Westen dazu beitrug, den IS aus den meisten Hochburgen zu vertreiben und damit die Kapazitäten für Terroristentraining und Planung großer Anschläge wie in Paris deutlich zu reduzieren.

Parallel zeigt Repression gegen salafistische Hetze in den Staaten des Westens offenbar Wirkung, gerade auch in Deutschland. Vor allem das Verbot des Vereins „Die wahre Religion“, der mit seiner „Lies!“-Kampagne viele junge Hirne vergiftete, hat die Szene eines Motors beraubt. Und Hassprediger wie Sven Lau und Abu Walaa sitzen hinter Gittern.

Reicht nun der aufwendige Kampf gegen den IS im Ausland und parallel gegen seine militanten Fans im Inneren? Offenkundig nicht. Die Salafistenszene wächst ja weiter, von Stagnation oder gar Rückgang ist keine Rede. Und der IS ist aus seinen Enklaven in Syrien und Irak heraus immer noch zu Anschlägen fähig. Der Druck des Westens sollte noch steigen. Die militärische Komponente gegen den IS scheint allerdings ausgereizt zu sein. In Deutschland selbst hingegen könnte mehr geschehen. Neben einer fortlaufenden Stärkung von Polizei und Verfassungsschutz scheint vor allem ein Ausbau von Prävention und Deradikalisierung notwendig zu sein. Staat und Zivilgesellschaft sollten intensiver versuchen, junge Menschen durch Ansprache vor den Verlockungen der Salafisten zu bewahren. Das Netz der Beratungsangebote für Prävention und Deradikalisierung muss dichter werden. Übrigens nicht nur mit Blick auf Salafisten, sondern auf Extremismus überhaupt.

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