zum Hauptinhalt
Freiberg in Sachsen: Dem Aufruf zu Protesten gegen die Corona-Schutz-Maßnahmen folgen mehrere hunderte Menschen. Die Polizei begleitet die Proteste.

© dpa/Daniel Schäfer

Experte rechnet mit Gewaltausbrüchen: „Corona-Proteste in Sachsen wurden von Neonazis übernommen“

Michael Nattke sieht eine „Professionalisierung“ bei Coronaprotesten. Der Experte kritisiert die Behörden, die sich die Verantwortung gegenseitig zuschieben.

Beobachter der rechtsextremen Szene in Sachsen warnen vor einer wachsenden Gewalt der Impfskeptiker- und Corona-Leugner-Bewegung in dem Bundesland. „In den Protesten sehen wir eine hochexplosive Stimmung“, sagte Michael Nattke, Fachreferent beim Kulturbüro Sachsen, der Berliner Tageszeitung „nd“.

„Wir gehen fest davon aus - ganz egal, welche Maßnahmen jetzt noch unternommen werden - dass sich einzelne Teile dieser Bewegung weiter radikalisieren, so dass es zu Gewalt kommen wird.“ Es sei nur die Frage, wann es soweit ist.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Der Experte sagte weiter, die Proteste gegen die Pandemiepolitik seien in Sachsen Schritt für Schritt von organisierten Neonazis übernommen worden. Da seien vor allem die „Freien Sachsen“ mit ihren Führungspersonen Stefan Hartung, Martin Kohlmann und Robert Andres zu nennen.

„Das sind Leute, die sich im Bundesland schon seit 20 Jahren in der Neonaziszene bewegen; die wissen, wie man Demonstrationen organisiert, wie man Social Media benutzt, und wie man Dynamik entfachen kann“, sagte Nattke: „Durch ihre Tätigkeit haben sich auch die Proteste sehr professionalisiert.“

Erschwerend komme eine verhältnismäßige schwache Zivilgesellschaft hinzu und dass Gegenproteste in vielen Orten bei Inzidenzen, die an die 2000 gehen, nicht zu verantworten wären. Zudem würden sich die Behörden, die Verantwortung gegenseitig zuschieben: „Niemand möchte in der Konsequenz den Leuten mal klar und deutlich sagen: Stopp, bis hierher und nicht weiter! Es fehlt dazu einfach der Mut.“

Das Kulturbüro Sachsen ist Träger der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus und für Demokratieentwicklung in Sachsen. (epd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false