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Eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien kommt im Jahr 2015 im brandenburgischen Schönefeld am Bahnhof an.

© Bernd Settnik/dpa

Eurostat-Statistik: Zahl der Asylbewerber in Deutschland deutlich gesunken

Rund 130.000 Menschen suchten bis November Schutz in Deutschland – ein Rückgang um 13 Prozent. Europaweit nahm die Zahl jedoch erstmals seit 2015 wieder zu.

Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland ist in diesem Jahr offenbar erneut deutlich gesunken. Aus Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat geht hervor, dass zwischen Januar und November insgesamt 133.270 Menschen erstmals Asyl in Deutschland beantragten, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. Das war ein Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bereits 2018 war eine Abnahme der Zahl der Asylanträge in Deutschland um 16 Prozent registriert worden.

EU-weit gibt es Zahlen von Januar bis September. Darauf bezogen sei Deutschland zwar weiter Hauptziel für Asylbewerber in der EU. Jedoch sei der Anteil auf 23 Prozent – 111.015 Bewerber – nach 28 Prozent im Jahr 2018 und 31 Prozent im Jahr 2017 weiter gefallen, berichten die Funke-Medien.

In der gesamten EU nahm die Zahl der erstmaligen Asylbewerber den bislang vorliegenden Eurostat-Daten zufolge um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, von 435.610 auf 473.215. Bislang sei die Zahl nach einem Höchststand von 1,2 Millionen 2015 jedes Jahr gesunken. Besonders deutlich stiegen die Zahlen der Asylbewerber demnach in Frankreich und Spanien. Hauptherkunftsländer der Asylbewerber seien Syrien, Afghanistan und Venezuela gewesen, zitierten die Funke-Blätter aus der Eurostat-Statistik.

Die Zahl der irregulären Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen ist derweil nach Angaben der europäischen Grenzschutzagentur Frontex 2019 stark gesunken. Bis Jahresende dürften rund 120.000 illegale Einreisen in die Europäische Union gezählt werden, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der „Welt“. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Rückgang um rund zehn Prozent und deutlich weniger als im Rekordjahr 2015, als Frontex 1,2 Millionen unerlaubter Grenzübertritte registriert habe.

„Die Zahlen sind aktuell zwar geringer, der Migrationsdruck nach Europa bleibt aber gewaltig“, sagte Leggeri. „Außerdem beschäftigten uns die vielen Migranten, die in den vergangenen Jahren in die EU gekommen sind.“ Relativ viele reisten innerhalb des eigentlich grenzkontrollfreien Schengen-Raums weiter. „Sie stellen in mehreren Mitgliedsstaaten Asylanträge - das verstößt gegen die EU-Regeln.“ Zudem gebe es immer noch Probleme mit Rückführungen. Hier wolle Frontex helfen.

„Viele nutzen die Chance und ziehen weiter in ihr Wunschland“

Außerdem würden weiterhin nicht alle Asylbewerber bei der Einreise registriert. „Viele nutzen dann die Chance und ziehen weiter in ihr Wunschland“, sagte Leggeri. Nach den Dublin-Regeln ist normalerweise jenes Land für einen Asylbewerber zuständig, in dem dieser zuerst europäischen Boden betreten hat.

[Lesen Sie mehr auf Tagesspiegel.de: Warum das Dublin-Asylsystem nicht funktioniert.]

Von einem Asylbewerber werden im thüringischen Suhl die Fingerabdrücke registriert. (Archivbild).
Von einem Asylbewerber werden im thüringischen Suhl die Fingerabdrücke registriert. (Archivbild).

© arifoto UG/Michael Reichel/dpa

Wirtschaftskrise: Zahl der Migranten aus Afghanistan steigt

Für die steigenden Zahlen Schutzsuchender, die aus der Türkei in die EU kommen, sieht Leggeri mehrere Gründe. „Die Türkei setzt mittlerweile ihre Wohnortzuweisung konsequent durch - viele Migranten wollen sich das aber nicht vorschreiben lassen und machen sich jetzt auf nach Westen“, sagte er. Zudem sei die Zahl der Afghanen deutlich angestiegen. „Dabei handelt es sich nicht nur um Personen, die aus ihrer Heimat fliehen. Wir bemerken auch viele, die im Iran gearbeitet haben, jetzt in der Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz verloren haben und nun über die Türkei nach Europa wollen.“

Im Iran leben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR von Anfang Dezember etwa eine Million registrierte afghanische Flüchtlinge. Nach Schätzungen sollen sich weitere zwei Millionen Afghanen im Land aufhalten.

Sanktionen gegen den Iran treffen Gastarbeiter

Nachdem die USA aus dem Atomdeal mit dem Iran ausgestiegen sind und weitere Sanktionen gegen das Land verhängt haben, hat sich die Wirtschaftskrise verschärft. Als eine Folge stiegen die Devisenkurse, und die nationale Währung Rial ist nur noch die Hälfte wert. Die afghanischen Gastarbeiter erhalten ihren Lohn in Rial, sie tauschen die Rial dann in Dollar oder Euro um und schicken das Geld an ihre Familien in Afghanistan. Weil der Rial so viel an Wert verloren hat, bleibt beim Umtausch nicht mehr viel übrig. Afghanen im Iran berichten, dass deshalb immer mehr Landsleute nach Afghanistan zurückkehren oder versuchen, über die Türkei nach Europa zu gelangen.

Frontex soll in den kommenden Jahren mehr Personal bekommen. Derzeit ist der Aufbau einer Reserve von 10.000 Einsatzkräften bis 2027 geplant. (AFP. Reuters, dpa)

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