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Für mehr Informationssicherheit. Der Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, mahnt eine stärkere Wahrnehmung der Cybergefahren an.

© Sebastian Kahnert/dpa

Europäischer Polizeikongress zu Cybergefahr: Jeden Tag hunderttausende neue Schadprogramme

Der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, warnt vor Cybergefahren und mahnt mehr Wachsamkeit an.

Von Frank Jansen

Trotz fortschreitender Digitalisierung ist die Bundesrepublik offenbar nicht wach genug für die enorm wachsenden Gefahren von Cyberattacken. Es gebe im Netz jeden Tag hunderttausende neue Schadprogramme, warnte der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, am Mittwoch in seinem Vortrag beim Europäischen Polizeikongress in Berlin. In der Spitze hatte das BSI im vergangenen Jahr sogar pro Tag 470 000 neue Schadprogramme festgestellt. "Die sind dazu da, anzugreifen, sie wurden programmiert, um damit Geld zu verdienen", sagte Schönbohm. "Das ist eine der großen Bedrohungen, die wir haben, obwohl wir noch nicht in einer komplett digitalisierten Welt leben", mahnte der BSI-Chef und fragte, "sind wir darauf vorbereitet?"

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Schönbohm wollte vom Publikum im Kongresscentrum am Alexanderplatz wissen, wer ein Android-Smartphone habe. Zahlreiche Finger gingen in die Höhe. Dann fragte er, wer den Sicherheitsstandard seines Handys nennen könne. Ein Teilnehmer nannte vage ein Programm. Schönbohm lächelte leicht resigniert und verkündete dem Fachpublikum: "Sie haben keine Chance zu erkennen, wie sicher ist ein Smartphone". Die Verbraucher müssten für solche Fragen sensibilisiert werden. "Die Welt wird immer digitaler werden", sagte Schönbohm, "wir müssen lernen, damit sicherer umzugehen". Er warb dafür, Informationssicherheit müsse ein "Qualitätsmerkmal made in Germany" werden.

Gravierender Vorfall an Uniklinik Düsseldorf

Wie fragil die Architektur der Cybersicherheit in Deutschland ist, verdeutlichte Schönbohm anhand eines Vorfalls an der Universitätsklinik Düsseldorf. Sie musste im September 2020 die Notaufnahme von Patienten einstellen, da Hacker in das IT-System eingedrungen waren und Daten verschlüsselten. Nach Erkenntnissen des BSI waren die Angreifer allerdings bereits seit Januar 2020 unentdeckt in der IT der Uniklinik unterwegs. Da merke man, wie Cybergefahren auf einmal unmittelbare Auswirkungen auf das Gemeinwohl hätten, sagte Schönbohm. Er nannte allerdings auch eine positive Entwicklung. Das BIS hat inzwischen mit elf Bundesländern Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit getroffen. ES stelle sein Know How zur Verfügung, und "auch unsere Warnungen", betonte der Präsident des Bundesamtes.

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