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Politik: Euro: Die britische Wirtschaft fürchtet nur den Euro-Kursverlust - aber die "Sun" hat Sympathie für die widerspenstigen Dänen

"Ein dänisches Nein zum Euro wird Auswirkungen auf Schweden und Großbritannien haben. Beide Staaten dürften dann nicht mehr zur Euro-Zone beitreten.

"Ein dänisches Nein zum Euro wird Auswirkungen auf Schweden und Großbritannien haben. Beide Staaten dürften dann nicht mehr zur Euro-Zone beitreten." So steht es im Referendums-Manifest der Sozialistischen Volkspartei. Die kleine Partei, die bei den letzten Parlamentswahlen in Dänemark 7,6 Prozent der Stimmen errang, ist strikt gegen den Euro. Sie hat die Dänen für den heutigen Donnerstag nicht nur zum Votum gegen den Beitritt zur Währungsunion aufgerufen, sondern ist auch vom europapolitischen Segen ihrer Kampagne überzeugt: "Ein dänisches Nein wird für die notwendige Flexibilität bei der europäischen Zusammenarbeit sorgen."

Schweden und Großbritannien, die wie Dänemark bislang nicht zur Euro-Zone gehören, haben ihre Referenden über die Einheitswährung noch vor sich. Aber ob sich die Briten von der Volksabstimmung in dem Königreich auf der anderen Seite der Nordsee übermäßig beeindrucken lassen? Egal, wie das Referendum in Dänemark ausgeht - es bleibt bei der Devise der Londoner Labour-Regierung, wonach das Fernziel ein Euro-Beitritt "unter den richtigen Bedingungen" ist. Ein schwacher Euro liefert eindeutig die falschen Bedingungen. Der britische Industrieverband CBI sorgte sich am Mittwoch, dass ein dänisches "Nein" zu einer weiteren Schwächung des Euro und Wettbewerbsnachteilen führen könnte.

In Großbritannien dürfte also weniger der Ausgang des dänischen Referendums als die weitere Kursentwicklung des Euro ausschlaggebend für die Diskussion über die Gemeinschaftswährung sein. Bei der nächsten Unterhauswahl, die bereits im kommenden Mai stattfinden könnte, wird der Euro möglicherweise eine Rolle spielen - falls sich der Oppositionsführer William Hague dazu entschließen sollte, den Kampf um die britische Souveränität zum Wahlkampfthema zu machen.

Premierminister Tony Blair möchte bei den bevorstehenden Wahlen nicht unbedingt schon die Gretchenfrage über den Euro stellen - das soll erst später in einem Referendum geschehen. Auf dem Labour-Parteitag in Brighton zählte der Premier in dieser Woche die Kernthemen für den Wahlkampf auf: die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung, öffentliche Ausgaben, Recht und Ordnung sowie Großbritanniens Rolle in der Welt. Das Wort "Europa" kam in der Auflistung nicht vor. Das britische Massenblatt "Sun" war mit Blairs Vorstellung auf dem Labour-Parteitag zufrieden. "Er hat sich selbst der Gnade des Volkes ausgeliefert und zugegeben, dass er Fehler gemacht hat," urteilte das Blatt, das noch vor zwei Wochen Blairs "Arroganz" im Angesicht der britischen Benzin-Proteste scharf kritisiert hatte.

Allerdings erwartet die "Sun" von der Labour-Regierung auch, dass sie die britische Souveränität in Europa nicht preisgibt. "Just say nej", titelte die Zeitung schon im Juli in der Berichterstattung über das Dänemark-Referendum. Ein dänisches "Nej", so schrieb der "Sun"-Berichterstatter aus Kopenhagen damals, würde auch die Briten stärken, "die dafür kämpfen, dass wir außerhalb des Euro bleiben".

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