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Porsche Cayenne stehen auf dem Gelände des Porsche Werks. Groß und schmutzig wirds bald nicht mehr geben.

© Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

EU-Parlament will Verbrenner-Aus: Wenn selbst das aggressivste Lobbying der Autoindustrie versagt

Der Trend weg von der Spritverbrennung ist eindeutig – und die Entscheidung des Europaparlaments für das Verbrenner-Aus ist richtig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dennis Kazooba

Erfolg oder Misserfolg, wie ist die Abstimmungsrunde im Europaparlament am Mittwoch zu zentralen Punkten des EU-Klimapakets „Fit for 55“ zu werten? Ein Misserfolg zumindest war es aus klimapolitischer Sicht nicht.

Für die europäischen Airlines könnte es nach dem Willen der Abgeordneten deutlich teurer werden, Treibhausgase zu emittieren. Die Verschärfung des eigentlich allseits akzeptierten Emissionshandels für Industrie, Gebäude und Straßenverkehr wurde zwar vorerst verschoben – dies aber nur, weil die konservative EVP einen Teil des Kompromisses aus dem Umweltausschuss zusammen mit extrem rechten Fraktionen attackierte.

Sozialdemokraten und Grüne lehnten daraufhin das ganze Paket ab. Nun soll nachverhandelt werden, und perspektivisch wird sich dabei die EVP bewegen müssen.

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Schon jetzt angenommen wurde das Verbrenner-Aus – ein Thema, bei dem wie beim Luftverkehr viel Symbolkraft dazugehört. Der Weg zu dieser Entscheidung rückt auch das aggressive Lobbying der Industrie ins Scheinwerferlicht. Vor allem in der Verkehrsbranche klafft oft eine große Lücke zwischen den Klimabekenntnissen der Wirtschaftsvertreter und der Einflussnahme abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Obwohl sich die großen Autobauer öffentlich weitgehend auf die Elektromobilität in Europa festgelegt haben, klagten Europa-Abgeordnete über eine Flut an E-Mails und weiteren Kontaktversuchen durch Branchenvertreter in den vergangenen Wochen, die sie aufforderten, das Verbrenner-Ende abzulehnen.

Je teurer die Verkehrswende, desto unwahrscheinlicher wird sie

Allerdings gibt es auch Argumente, die den Verbrenner-Freunden Recht gaben. Ob der massive Aufbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität wie geplant gelingt, kann man durchaus hinterfragen.

Man müsse sich deshalb alle Technologiepfade offenhalten, lautet die Schlussfolgerung. Doch ein Nebeneinander von Infrastrukturen und Antriebsarten dürfte die Kosten für alle Pfade erhöhen. Je teurer die Verkehrswende, desto unwahrscheinlicher wird sie.

Für 2028 will die Industrie nun eine Revision der Entscheidung durchsetzen, bis dahin könnten Verbraucher und Unternehmen Fakten geschaffen haben. Denn die Frage, die sich jeder selbst beantworten muss, lautet vorerst weiterhin: Ist es noch angemessen, beim Autofahren Abgase zu produzieren?

Der Autoverkehr ist für rund 15 Prozent aller Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Die Hersteller sind stolz auf ihre aktuellen und angekündigten E-Modelle. Der Trend weg von der Spritverbrennung ist eindeutig. Mit Verbrenner durch die Innenstädte zu röhren dürfte in 15 Jahren ungefähr so cool sein wie Zigarettenrauchen in Innenräumen heute.

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