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Gerade ziemlich beste Freunde: Wahlsieger Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz.

© Michael Kappeler/dpa

„Es ist ein Wahlsieg von Wüst“: Der nächste Konkurrent für Friedrich Merz

Hendrik Wüst hat in NRW als freundlicher Landesvater triumphiert. Mit einem schwarz-grünen Bündnis würde er sich als Kanzlerkandidat 2025 empfehlen.

Von Robert Birnbaum

Friedrich Merz kann sich lebhaft ausmalen, was bei einer Niederlage los gewesen wäre. „Wenn wir die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen krachend verloren hätten“, sagt der CDU-Chef, „hätten Sie alle vermutlich geschrieben: Hier ist der Merz-Effekt voll durchgeschlagen!“

Die CDU hat aber haushoch gewonnen. Damit verliert die Frage an Brisanz, ob trotz oder wegen des Bundesvorsitzenden. Geschadet hat es jedenfalls nicht, dass Merz in seiner eigenen Heimat öfter im Wahlkampf auftrat.

Landeschef Hendrik Wüst dankt „ganz besonders“ dafür. Merz revanchiert sich bei seinem Spitzenkandidaten mit Bescheidenheit: „Es ist ein Wahlsieg in erster Linie von Hendrik Wüst.“

Wahrscheinlich stimmt das objektiv betrachtet nicht ganz, trotz neun Prozentpunkten Vorsprung für die CDU. Wahrscheinlich verdankt es Wüst vor allem dem katastrophalen Abschneiden von SPD und FDP, dass er am Tag danach einen „klaren Regierungsauftrag“ für sich reklamieren kann.

Ob aus dem Auftrag eine Regierung wird, liegt in der Hand des zweiten großen Siegers, der Grünen. Wüst gratuliert und macht indirekt Avancen: „Die größte Herausforderung unserer Zeit ist die Versöhnung von Klimaschutz und Industrieland.“

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Für den Mann, der sein Amt erst vor 200 Tagen vom Bundeswahlverlierer Armin Laschet geerbt hatte, ist ein schwarz-grünes Bündnis die einzige realistische Machtoption.

Es wäre allerdings auch gleich das große Los. Denn wenn die Union in dreieinhalb Jahren im Bund wieder regieren will, dann wäre sie dabei aus heutiger Sicht auf die Grünen angewiesen. Bisher gibt es die Farbkombination nur umgekehrt in Baden-Württemberg. Wüst würde zum Wegbereiter.

Was natürlich sofort die Frage aufwirft, ob ihn die Union dann nicht 2025 am besten gleich selbst als Kanzlerkandidaten aufstellt.

Merz und Wüst weichen der Fangfrage aus

Merz weicht aus: „Ich freu’ mich über jeden, der Wahlen gewinnt. Das stärkt die gesamte CDU.“

Wüst geht den Fangfragen ebenso aus dem Weg: „Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident spielt immer eine Rolle in Berlin, und er hat dabei immer die Menschen seines Landes als erstes im Blick.“

In Düsseldorf verhandeln und dabei auf Berlin schielen wäre ja auch so ungefähr das Dümmste, was er tun könnte, um den nordrhein-westfälischen Grünen ein gutes Motiv für ein Ampel-Bündnis mit den Wahlverlierern SPD und FDP zu liefern.

Trotzdem steht fortan die Frage nach der Aufstellung für 2025 im Raum. Die CDU hat jetzt zwei junge Wahlsieger – Wüst ist 46, der Schleswig-Holsteiner Daniel Günther 48 – und einen Bundesvorsitzenden, der im Wahljahr auf die 70 zugehen wird.

Damit repräsentiert er zwar die treuesten Wähler. Auch in NRW verdankt die CDU den Sieg stark den Rentnerjahrgängen; das schwache Abschneiden bei Jüngeren wischt Merz als „nicht neu“ beiseite. Aber als Graue Panther light hat eine Volkspartei wenig Zukunft.

Zumal Panther gerade sowieso out zu sein scheinen. Günther und Wüst haben als freundlich-unaufgeregte Typen gepunktet. Das führte zu Ergebnissen weit über den ungefähr 26 Umfrage-Prozenten der Bundes-CDU.

Merz nimmt den Erfolg trotzdem als Bestätigung für seinen Kurs in der Opposition: „Seit dem gestrigen Tag ist die CDU wieder zurück auf Platz Eins.“

Dass seine persönlichen Sympathiewerte weniger positiv ausfallen, erklärt er für nicht so wichtig. „Mir kommt es mehr darauf an, dass die CDU gute Wahlergebnisse erzielt.“ Wüst kann sich den Satz ja sicherheitshalber schon mal merken - für alle Fälle 2025.

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