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Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Kanzlerin Angela Merkel

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Erster Auftritt als Ministerin: Kramp-Karrenbauer verurteilt „Angriffe auf die Werte der Verfassung“

Die neue Verteidigungsministerin hält beim feierlichen Rekrutengelöbnis in Berlin ihre erste Rede. Kanzlerin Merkel leistet Schützenhilfe.

Es war eine denkwürdige und ziemlich runde Woche für Angela Merkel: Am Dienstag die erste Frau als EU-Kommissionschefin in Brüssel durchgesetzt, tags drauf die eigene Nachfolgerin auch noch zu deren Nachfolgerin gemacht – die zweite Frau in Folge im Verteidigungsministerium – und noch ein paar noch runde Jubiläen begangen: Am Mittwoch den eigenen 65. Geburtstag und am Samstag schließlich den 75. Jahrestag jenes 20. Juli 1944, an dem Offiziere und Weggefährten um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zur Tat schritten und Stauffenberg das – dann scheiternde – Attentat auf Hitler unternahm.

Das traditionelle öffentliche Gelöbnis von diesmal 400 Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr am 20. Juli ist im runden Gedenkjahr für die Kanzlerin eine schöne Gelegenheit, gleich mehrere Zeichen zu setzen. Einerseits stellt sie sich sichtbar beim ersten öffentlichen Auftritt ihrer neuen Verteidigungsministerin an deren Seite.

Und sie kann auch, in Anwesenheit der Familien und Nachfahren der Widerständler von damals, ein paar Worte ins Heute schicken: Deren Entschlossenheit damals sei heute eine Mahnung, „Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus entgegenzutreten. Sie stehen hier für ein menschliches Deutschland“, mahnt die Kanzlerin die neuen Soldatinnen und Soldaten im Bendlerblock des Verteidigungsministeriums.

Angetreten: Die neue Verteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer zwischen der Kanzlerin und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn.
Angetreten: Die neue Verteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer zwischen der Kanzlerin und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn.

© Christian Spicker/imago

Hier war einst die Außenstelle des Oberkommandos des Heeres in der Wehrmacht, das Zentrum des militärischen Widerstands, und dort nahm der NS-Staat vor 75 Jahren auch Rache – Stauffenberg und drei Mitverschwörer wurden noch in der Nacht nach dem Attentat im Hof des Gebäudes erschossen.

Annegret Kramp-Karrenbauer hat kurz zuvor in ihrer eigenen Rede, der ersten im neuen Amt, klargemacht, was wohl nicht zur Menschlichkeit gehört, von der Merkel sprach: Ein Land, in dem wieder Amtsträger als „Volksverräter“ gebrandmarkt, Hass und „Angriffe auf die Werte der Verfassung“ üblich würden. Als Landesverräter zu gelten, habe auch Stauffenberg erwartet, aber viel mehr habe er gefürchtet, sein Gewissen zu verraten.

Wie eine deutsche Armee 75 Jahre danach aussehen würde, konnte er sich freilich nicht vorstellen: Frauen, die ebenfalls auf den Befehl „Augen geradeaus!“ reagieren, unter Marine-, Heeres- wie Luftwaffenabteilungen etliche Soldatinnen und Soldaten of colour. Und der Inhaber der Kommandogewalt ist eine Inhaberin. Im Verteidigungsfall müsste sie sie abgeben – an die nächste Frau, die Bundeskanzlerin.

Kleines Gesundheitsbulletin: Sie hielt auch diesen letzten Tag der Arbeitswoche anscheinend ohne Probleme durch. Die hatten dagegen etliche der angetretenen Soldatinnen und Soldaten. Langes Stehen in der schattenlosen Hitze auf dem Gelöbnisplatz: da musste mehr als eine und einer zur Sanitätsstation begleitet werden.

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