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Ernst Albrecht, ehemaliger Ministerpräsident Niedersachsens, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

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Ernst Albrecht ist tot: Ursula von der Leyen: "Er hat ein erfülltes Leben gehabt"

Niedersachsens Ex-Ministerpräsident Ernst Albrecht ist tot. Das teilte seine Tochter, Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), am Samstag bei einem Truppenbesuch im afghanischen Masar-i-Scharif mit.

Niedersachsens Ex-Ministerpräsident Albrecht ist tot. Das teilte seine Tocher, Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), am Samstag bei einem Truppenbesuch im afghanischen Masar-i-Scharif mit. Er sei am Samstag gestorben. Albrecht wurde 84 Jahre alt. "Mein Vater hat ein sehr erfülltes, langes Leben gehabt", sagte von der Leyen. Er habe nicht leiden müssen und sei "ganz schnell und ganz friedlich" gestorben. Insofern sei sie "eher von Dankbarkeit als von Trauer erfüllt".
Albrecht war von 1976 bis 1990 Ministerpräsident von Niedersachsen. Die Wahl 1990 verlor er gegen Gerhard Schröder (SPD), den späteren Bundeskanzler. Bei der Wahlniederlage teilte Albrecht damals seinen Abschied von der Politik mit. 2008 gab seine Tochter Ursula von der Leyen bekannt, dass ihr Vater an Alzheimer leide. Von der Leyen und ihre Familie lebten zuletzt auf dem Anwesen von Albrecht.

Albrecht wurde als Sohn des Arztes Carl Albrecht in Leuchtenburg bei Bremen geboren, wie die Online-Enzyklopädie Wikipedia berichtet. Er ist demnach ein Ururenkel des Bremer Großkaufmanns Baron Ludwig Knoop. Albrecht studierte Philosophie und Theologie in Tübingen, Cornell (USA) und Basel (bei Karl Jaspers). 1953 schloss er sein anschließendes Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft in Tübingen und Bonn als Diplomvolkswirt ab. Im Jahr 1959 promovierte er über das Thema „Haftungsverhältnisse der Montangemeinschaft“. Albrecht war seit 1970 Mitglied des Landtages in Niedersachsen und wurde am 15. Januar 1976 als Oppositionskandidat mit Stimmen aus der sozialliberalen Regierungskoalition überraschend zum Nachfolger des aus Altersgründen zurückgetretenen Ministerpräsidenten Alfred Kubel (SPD) gewählt. Damit war Albrecht Niedersachsens erster CDU-Ministerpräsident.

Bei der Landtagswahl am 13. Mai 1990 verlor Albrecht sein Amt als Ministerpräsident an den SPD-Herausforderer und späteren Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Albrecht war verwitwet und lebte auf dem Familiengut in Burgdorf-Beinhorn. 1953 hatte er die zwei Jahre ältere Heidi Adele Stromeyer (1928–2002) geheiratet. Sie war promovierte Germanistin und starb 2002 an Krebs. Das Ehepaar hatte sieben Kinder, darunter die CDU-Politikerin und Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Verteidigungsministerin besucht Soldaten in Masar-i-Scharif

Inmitten einer neuen Anschlagsserie in Afghanistan hatte zuvor Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Samstag vor einem überhasteten Abzug der internationalen Truppen vom Hindukusch gewarnt. Die Sicherheitslage sei fragil, sagte die Ministerin wenige Tage vor dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes bei einem Besuch im Hauptquartier der afghanischen Armee für den Norden des Landes in Masar-i-Scharif. Die ausländischen Truppen dürften daher nicht zu abrupt abziehen. Sie müssten sich genügend Zeit für den nun beginnenden Ausbildungseinsatz nehmen und diesen schließlich behutsam beenden. Die radikalislamischen Taliban töteten unterdessen bei einer neuen Anschlagsserie mit Schwerpunkt in Kabul mehr als ein Dutzend Menschen.

Im Westen Kabuls zerstörte ein Selbstmordattentäter einen Bus, der afghanische Soldaten transportierte.

Mindestens sechs Soldaten wurden nach Polizeiangaben getötet. Wer für den Anschlag verantwortlich war, blieb zunächst unklar. Allerdings bekannten sich die Taliban zu einem Attentat auf einen hochrangigen Beamten des Obersten Gerichtshofes. Er wurde in Kabul erschossen, als er sein Haus verließ. Die Islamisten haben die Zahl ihrer Anschläge in Kabul in den vergangenen Wochen massiv erhöht, die Hauptstadt lebt deshalb im Alarmzustand. Der Anstieg der Gewalttaten fällt zusammen mit dem Auslaufen des Nato-Kampfeinsatzes zum Jahresende.

Auch außerhalb Kabuls schlugen die Taliban zu: In der Nähe des früheren britischen Stützpunktes Camp Bastion in der Süd-Provinz Helmand erschossen die Taliban zwölf Minenräumer. Die Extremisten hätten von Motorrädern aus das Feuer auf die Männer eröffnet, erklärte die Polizei. In der Nacht zum Samstag tötete eine Bombe der Taliban nahe dem US-Stützpunkt Bagram bei Kabul zwei ausländische Soldaten in einem Konvoi. Am Donnerstag hatte sich ein Jugendlicher im Auftrag der Taliban im französischen Kulturzentrum in Kabul in die Luft gesprengt und dabei einen deutschen Entwicklungshelfer getötet und 16 weitere Menschen verletzt.

Von der Leyen lobte die Entschlossenheit der Afghanen, in ihrem Land für Frieden zu sorgen und sagte ihnen Unterstützung dafür zu. “Wir sind in einer Zeit des Übergangs“, sagte sie bei ihrem Besuch im Camp Schahin, dem Hauptquartier der afghanischen Armee im Norden. Die ausländischen Truppen würden den neuen Einsatz mit großer Ernsthaftigkeit vorantreiben. Die Fortschritte der vergangenen Jahre sollten nachhaltig gesichert werden, obwohl die Taliban mit aller Gewalt versuchten, die junge afghanische Regierung zu destabilisieren. “Umso wichtiger ist es, dass wir fest an der Seite der afghanischen Sicherheitskräfte stehen und sie beraten, wie sie dem entgegenstehen können“, betonte die Ministerin.

Als warnendes Beispiel gilt der rasche Abzug der US-Truppen aus dem Irak 2011, nachdem sich beide Staaten nicht auf ein Truppenstatut einigen konnten. Drei Jahre später sah sich US-Präsident Barack Obama gezwungen, wieder Soldaten in das Land zu schicken, das wegen des Vormarsches der Extremistenmiliz Islamischer Staat in Chaos und Gewalt zu versinken droht. Auch Deutschland plant, zur Ausbildung von Peschmerga-Kämpfern etwa 100 Bundeswehr-Soldaten in die Kurden-Hauptstadt Erbil im Nordirak zu entsenden.

Von der Leyen betonte jedoch, dass die Ausgangslage im Irak und in Afghanistan sehr unterschiedlich sei. Der Kampfeinsatz der Nato-Truppe Isaf wird zum Jahreswechsel nach 13 Jahren durch die Beratungs- und Ausbildungsmission “Resolute Support“ (Entschlossene Unterstützung) abgelöst. Für sie sollen 12.000 ausländische Soldaten am Hindukusch bleiben, unter ihnen knapp 9000 Amerikaner und bis zu 850 Deutsche. Der Bundestag entscheidet am Donnerstag über das Mandat dafür. Etwa 70 deutsche Soldaten sollen künftig als Berater zum Einsatz kommen - ein Teil von ihnen im Camp Schahin, der Rest beim Verteidigungsministerium in Kabul.

Um einen Rückfall des Landes in die Gewalt zu verhindern, hat Deutschland Afghanistan neben dem Militäreinsatz bis mindestens 2016 pro Jahr 430 Millionen Euro an Hilfsgeldern zugesagt. Deutschland ist damit drittgrößter Geber nach den USA und Japan. (AFP/dpa/Tsp/Reuters)

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