zum Hauptinhalt
Der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tory-Partei, Chris Pincher, tritt zurück.

© Richard Townshend/AFP

Erneuter Sexskandal in britischer Regierung: Ranghohes Tory-Mitglied belästigte Männer in Privatclub

Der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tories hat seinen Rücktritt eingereicht. Es ist nicht der erste Sexskandal der Partei.

Erneut wird die konservative britische Regierung von einem Sexskandal erschüttert: Der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tory-Partei, Chris Pincher, hat wegen sexueller Belästigung seinen Rücktritt eingereicht. Laut britischen Medienberichten hatte der 52-Jährige in einem Londoner Privatclub zwei Männer sexuell belästigt, darunter einen Abgeordneten. Diese hätten sich anschließend bei der konservativen Parteiführung beschwert.

In seinem am Donnerstagabend veröffentlichten Rücktrittsschreiben erklärte Pincher, er habe bei dem Vorfall am Vorabend "viel zuviel getrunken". Er entschuldigte sich dafür, sich selbst und andere "in Verlegenheit gebracht" zu haben. Ein Sprecher von Regierungschef Boris Johnson, der bereits wegen einer Reihe von Skandalen schwer unter Druck steht, erklärte, der Premierminister habe den Rücktritt akzeptiert und "denkt, es war richtig von ihm, zurückzutreten". Solch ein Verhalten sei "inakzeptabel". Johnson würde eine Beschwerde der Betroffenen unterstützen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Während Pincher sein Amt als stellvertretender Parlamentarischer Geschäftsführer niederlegte, will er Abgeordneter bleiben. Die Opposition reagierte empört: "Es kommt nicht in Frage, dass die Konservativen potenziellen sexuellen Missbrauch unter den Teppich kehren", schrieb die Vizechefin der Labour-Partei, Angela Rayner, im Onlinedienst Twitter. Johnson müsse erklären, wieso Pincher Tory-Abgeordneter bleiben könne.

Mehrere Sexskandale in der Regierungspartei

Die moralischen Standards seien unter Johnsons Regierung "komplett ausgehöhlt" worden, die konservative Partei stecke tief in "Filz und Skandalen", kritisierte Rayner.

Die Regierungspartei war in den vergangenen Monaten von einer ganzen Reihe von Sexskandalen erschüttert worden. Mitte Mai war ein Abgeordneter unter Vergewaltigungsverdacht vorübergehend festgenommen worden. Ebenfalls im Mai wurde ein früherer Tory-Abgeordneter wegen sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ende April war ein Parlamentarier zurückgetreten, nachdem er im Parlament auf seinem Handy Porno-Videos angeschaut hatte.

Hinzu kommt der Skandal um alkoholgeschwängerte Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns, der Premier Johnson ein parteiinternes Misstrauensvotum einbrachte. Johnson hatte die Abstimmung im vergangenen Monat knapp überstanden. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false