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Beamte der Kapitol-Polizei stehen Wache vor dem US-Kapitol.

© Jacquelyn Martin/AP/dpa

Ermittlungen zum Kapitol-Sturm: Soziale Medien werden Proud Boys zum Verhängnis

Die Proud Boys hielten beim Sturm auf das US-Kapitol fast alle Aktionen auf Bildern und Videos fest. Diese belasten nun ihren Anführer.

Soziale Medien können praktisch sein, um sich schnell über andere Menschen zu informieren. Gerade, wenn diese vieles von sich preisgeben und gerne die Kamera draufhalten bei dem, was sie in der Freizeit tun.

Weniger praktisch ist es dann, wenn man auf diesen Bildern und Videos mutmaßliche Straftaten begeht. So machen etwa die Proud Boys es den staatlichen US-Ermittlern leichter, den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar aufzuklären.

Woher sie kamen, wie sie gingen, was sie sagten – all das taucht in den Gerichtsdokumenten auf, weil Joe Biggs, der Anführer der Proud Boys, und seine Leute es in Bildern und Videos über ihre Plattformen auf sozialen Medien festhielten.

Aufgrund dieser Echtzeit-Dokumente der Vorfälle steht Biggs seit vergangenen Monat unter Anklage wegen der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Sachbeschädigung von Eigentum der Regierung. Ihm droht eine langjährige Haftstrafe. „Indem sie zeigen wollten, wie schlau sie sind, haben sie praktisch die Anklage für sich entworfen“, sagt Videoanalyst Grant Fredericks, der die Beweise gegen die Proud Boys untersucht, zur „New York Times“.

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Das US-Justizministerium hat vor wenigen Wochen vorhergesagt, dass das Gerichtsverfahren zum Kapitol-Sturm eines der größten in der Geschichte des Landes sein wird. Im Fall von Joe Biggs konnten die Ermittler die private Kommunikation mit einem Durchsuchungsbefehl überprüfen. Das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs.

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Die Ermittler untersuchen insgesamt 1600 elektronische Geräte und rund 210.000 Hinweise von Bürgern. Der Großteil davon sind Videos, Fotos und Einträge auf sozialen Medien. Diese zeigen unter anderem Kämpfe mit Polizisten, Sachbeschädigung, das Eindringen in Büros von Abgeordneten und die Zerstörung von Medieneigentum.

Für Videoanalyst Fredericks ist eindeutig, dass bei den Proud Boys „viel Angeberei, aber wenig vorwärtsgerichtetes Denken“ vorhanden ist. Auf der Facebook-Seite eines Verdächtigen steht, so berichtet die „New York Times“: „Ich wollte mich nur ein bisschen selbst belasten.“

Ohne sozialen Medien „wäre sie erst gar keine Angeklagte“

Bilder und Videos legen nahe, dass sich Proud-Boys-Anführer Biggs ebenfalls bewusst war, dass er nicht legal handelte und er sich durch das Material selbst belastet. Denn auf den meisten trägt er eine Maske, um seine Identität zu schützen. Allerdings berichtet die „New York Times“ beispielhaft von einem Video, in dem er die Maske abnimmt – nur um „Das ist großartig“ in die Kamera zu sagen.

Ein anderer Proud Boy, Eduardo Nicolas Alvear Gonzalez, sammelte dem Bericht zufolge sogar Videos und Bilder auf seinem privaten Laptop. Den Ordner, in dem er die Bilder aufbewahrte, nannte er offenbar falsch geschrieben „Captiol Storming“, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgehen soll.

Anführer Biggs soll mittlerweile kapituliert haben und seine mutmaßliche Mittäterschaft zugegeben haben – aufgrund der überwältigenden Beweislast durch Bilder und Videos. Ein Anwalt schlägt nun sogar vor, die Angeklagten aus den sozialen Medien zu verbannen. „Wenn es sie nicht auf den sozialen Medien gebe, dann wäre sie erst gar keine Angeklagte“, sagte der Anwalt einer Beschuldigten der Los Angeles Times.

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