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Die Jugend Afghanistans im Blick: Die Nachbarstaaten machen sich Gedanken über Einbindung.

© SAJJAD HUSSAIN / AFP

Entwicklungschancen für Afghanistans Jugend: Nur die Deutschen reduzieren Afghanistan auf die Flüchtlinge

In der Region will man gerade die junge Bevölkerung in den Aufbruch in der Region einbinden. Da könnte Berlin unterstützen. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Barbara John

Afghanistans Zukunft wird auf die Flüchtlingsfrage reduziert, jedenfalls in der politischen Diskussion in Deutschland. Das ist eine beschränkte Sichtweise, die blind zu sein scheint gegenüber möglichen Entwicklungschancen des schwer geprüften  Landes, das geographischer Teil einer großen zentralasiatischen Region im Aufbruch ist.

Während hierzulande die Ängste vor einer Massenflucht wachsen und dadurch Fluchtbewegungen geradezu herbeigeredet werden, kamen Mitte Juli in Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan Vertreter von vierzig Ländern zusammen. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von kleinen und großen Staaten, darunter Afghanistan, Bangladesch, Indien, Pakistan, Sri Lanka, der sich Südasiatische Vereinigung für regionale Zusammenarbeit nennt.

Der teilnehmende indische Außenminister S. Jaishankar twitterte danach „Die Zukunft Afghanistans darf nicht seine Vergangenheit sein“.

Es war nicht die einzige Konferenz zu diesem Thema. Auch die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), der Russland und China angehören, trafen sich fast zeitgleich nach Medienberichten.

Die Nachbarn wollen Afghanistan in regionale Entwicklung einbinden

In beiden Konferenzen ging es um den Umgang mit der Taliban-Gewalt - in Afghanistan selbst. aber auch in den Nachbarstaaten. Viel wohlfeile Rhetorik. Aber nicht nur. Im Subtext spielten konkrete Interessen eine zentrale Rolle, nämlich wie das gefährdete Land nach dem Abzug der Amerikaner und Europäer mit seinen Bodenschätzen und seiner jungen, inzwischen oft englischsprachigen Bevölkerung in die Entwicklung der geopolitisch bedeutsamen Region eingebunden werden kann.

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Und genau hier geht es um Ansätze wie Europa und insbesondere Deutschland außenpolitisch mitwirken könnten, strategisch und nicht nur moralisch mit einer Randfrage zur Abschiebung von Straftätern. Dabei könnte Indien ein unverzichtbarer Gesprächspartner werden.

Delhi hat einen Partnerschaftsvertrag mit Afghanistan, im Rahmen dessen bereits mehr als drei Milliarden Dollar für Projekte wie Schulen, Dämme, Krankenhäuser in allen Provinzen finanziert wurden. Es hat als Nachbarland des ungeliebten Pakistan viele afghanische Flüchtlinge aufgenommen, aber nur ganz wenige anerkannt.

Hier könnte Deutschland mit Unterstützung von Ausbildungs-, Arbeits- und Ausbildungsplätzen für alle helfen, ähnlich wie in der Türkei. Mehr Flüchtlinge als bisher blieben dann in der Region.

Und Indien wäre eher in der Lage, das von den Taliban als Helfer favorisierte China mit seiner unstillbaren Expansionssucht zu bremsen. Im Vergleich dazu hilft die deutsche Spruchbandparole wie „Keine Abschiebung“ Afghanistan wohl kaum.

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