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Unter Beobachtung: US-Präsident Donald Trump

© Reuters/Carlos Barria

Enthüllungsbücher: Für Autoren zahlt Donald Trump sich aus

Der US-Präsident ist ein Aufmerksamkeitsgarant, auch für die, die über ihn berichten. Verlage zahlen für Trump-nahe Themen daher satte Vorschüsse.

Jim Acosta zählt derzeit wohl zu den bekanntesten Journalisten, die aus dem Weißen Haus in Washington berichten. Die Szene, als der CNN-Korrespondent sich bei einer Pressekonferenz weigerte, das Mikrofon zurückzugeben, um weiter nachhaken zu können, hat ihn weltweit berühmt gemacht. Vor allem auch deswegen, weil ihm das Weiße Haus daraufhin die Akkreditierung entzog, mit der Begründung, er habe eine Mitarbeiterin geschubst. Erst als ein Gericht das wiederum untersagte, konnte Acosta wieder aus dem Weißen Haus berichten.

Acosta geht es wie so vielen Journalisten derzeit in der amerikanischen Hauptstadt: Sie haben das Gefühl, gegen Wände zu laufen, wenn sie ihren Job erledigen wollen, einen Job, der vor allem darin besteht, die Politik zu hinterfragen, die Fakten zu checken und zu berichten, was derzeit in Washington geschieht. Die Regierung von Präsident Donald Trump hält es aber immer weniger für notwendig, Pressegespräche zu organisieren. So gab es im Weißen Haus an diesem Montag nach 42 Tagen zum ersten Mal seit dem 28. Januar ein Presse-Briefing, eine eigentlich tägliche Übung, die seit Jahrzehnten unter Präsidenten beider großer Parteien gleichermaßen praktiziert wurde.

Trump-Themen werden schnell zu Bestsellern

Auch im Außenministerium ist die Zahl der Pressegespräche mit hochrangigen Mitarbeitern dramatisch zurückgegangen, und im Verteidigungsministerium finden sie fast gar nicht mehr statt.

Die aktuelle US-Regierung und vor allem der Präsident, der die kritischen Medien als „Fake News“ und „Enemy of the people“ verunglimpft, mit denen es sich gar nicht lohne, in einen Austausch zu treten, dafür aber dem loyalen TV-Sender „Fox News“ ein Interview nach dem anderen gibt, ignoriert Traditionen und „klärt“ die Öffentlichkeit lieber über Twitter, spontane Statements und Emails „auf“, die mehr an Propaganda als an sachliche Information erinnern.

Auch darum hat Acosta jetzt ein Buch geschrieben, es trägt den Titel „The Enemy of the People“ und setzt sich erwartungsgemäß mit den Herausforderungen des Journalismus in der Ära Trump auseinander. Das Buch soll am 11. Juni erscheinen und verspricht jetzt schon, ein Bestseller zu werden. Denn das ist die andere Seite der Medaille: Die schier unendliche Aufmerksamkeit, die dieser US-Präsident auf sich zieht, mit seinen Tweets, seinen Skandalen, seiner unorthodoxen und disruptiven Art, Politik zu machen, bringt auch denen, die über ihn berichten, so viel mehr Aufmerksamkeit. Und mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl Trumps im Jahr 2020 lässt sich feststellen, dass diese Tendenz steigt.

Daher ist es kein Zufall, dass außer Acosta auch noch gut ein Dutzend anderer Hauptstadt-Korrespondenten derzeit ein Buch schreiben, beziehungsweise gerade fertig gestellt haben. Wie schon bei anderen Sachbüchern, die über das Innenleben im Weißen Haus oder über das Umfeld des Präsidenten berichten – man denke nur an Bob Woodwards „Fear“, James Comeys „A Higher Loyalty“ oder gerade erst „The Threat“ von Ex-FBI-Vize Andrew G. McCabe –, kann auch bei ihnen davon ausgegangen werden, dass sie sich extrem gut verkaufen werden.

Aktuell besonders beliebt: Kavanaugh und Trumps Familie

Die Verlage wissen das – und zahlen außergewöhnlich gut für vermeintliche oder tatsächliche Insiderinformationen. Der Online-Nachrichtenseite „Axios“ zufolge kann ein Autor mit einem bekannten Namen derzeit gut und gerne eine Million Dollar Vorschuss für Bücher über Trump-nahe Themen verlangen, manchmal sogar mehr.

Auf besonderes Interesse sind demnach gerade Bücher über Brett Kavanaugh gestoßen, also über den Obersten Verfassungsrichter, dessen Berufungsverfahren zur vielleicht größten politischen Schlacht des vergangenen Jahres und dessen Anhörung zu einem nationalen Fernsehereignis wurde. Gleich fünf Autoren versprechen, „die wahre Geschichte“ über „Trumps Richter“ Kavanaugh zu enthüllen, dem drei Frauen sexuelles Fehlverhalten in jungen Jahren vorgeworfen hatten.

Den Auftakt macht „The Hill to Die On“, das am 9. April erscheint. Die für das Magazin „Politico“ arbeitenden Autoren Jake Sherman und Anna Palmer haben die Arbeit des Kongresses seit der Wahl 2016 genau verfolgt. Mit Blick auf Kavanaugh verspricht Sherman, dass das Buch ein für alle Mal klarstellen werde, wie es der Kandidat geschafft habe, bestätigt zu werden. Autoren der „New York Times“, der „Washington Post“ und der „L.A. Times“ legen schon bald nach.

Mit großer Spannung erwartet werden außerdem Bücher über Trumps Familie, zum Beispiel „Kushner, Inc.“. Die Investigativreporterin der „New York Times“, Vicky Ward, hat sich in ihrem Buch, das am 19. März erscheint, auf Spurensuche im Umfeld von Jared Kushner und Ivanka Trump gemacht. Wards Recherchen führen nach China, Israel, Saudi-Arabien, Qatar und Russland, und der Untertitel „Greed. Ambition. Corruption“, also „Gier. Ehrgeiz. Korruption“, macht bereits klar, dass es keine Lobeshymne werden wird. Die Werbung verspricht, dies sei das erste „explosive Buch über den berüchtigten Aufstieg von Javanka“, wie Trumps Tochter und ihr Mann genannt werden, die über eine erstaunliche Machtfülle im Weißen Haus verfügen.

Bücher über Trump-nahe Themen sind ein lohnenswertes Geschäft: Hier das Buch "Fire and Fury" - ausverkauft
Bücher über Trump-nahe Themen sind ein lohnenswertes Geschäft: Hier das Buch "Fire and Fury" - ausverkauft

© Pablo Martinez Monsivais/dpa

Autoren hoffen auf politische "Bomben" im Mueller-Bericht

„American Carnage“, das Buch des „Politico“-Journalisten Tim Alberta, das für den 23. Juli angekündigt ist, beschäftigt sich mit dem Wandel der Republikanischen Partei und dem, was von der „Grand Old Party“ unter Trump noch übrig geblieben ist. Laut „Axios“ erzählen darin auch diverse Parteiobere, was sie „wirklich“ über Trump denken.

Umso näher der Tag rückt, an dem FBI-Sonderermittler Robert Mueller seinen Abschlussbericht zur Russland-Affäre vorlegen wird, umso mehr wächst die Spannung, welche politischen „Bomben“ darin versteckt sein könnten. Auch wenn noch gar nicht sicher ist, ob der Bericht, der zunächst an Justizminister William Barr geht, überhaupt veröffentlicht wird, so heißt es in Washington doch, dass sein Inhalt so oder so bekannt werden wird.

Genau darauf warten diverse Autoren, um im Umfeld dieses Medien-Großereignisses ihre eigenen Erkenntnisse zu einem publizistischen Erfolg zu machen. Das Interesse an allem rund um die russischen Versuche, die US-Wahl 2016 zu manipulieren, und an Trumps möglichen Gesetzesverstößen wird auch deshalb so groß sein, weil die „Blackbox“ Mueller als der wohl verschwiegenste Sonderermittler in der amerikanischen Geschichte gilt. Schon bevor er überhaupt irgendetwas veröffentlicht hat, haben seine vermeintlichen Ermittlungs(zwischen-)ergebnisse bereits zu unzähligen Recherchen geführt. Interessanterweise wird aber wohl gerade der mit dem besten Insiderwissen nicht unter die Starautoren gehen. Mueller scheint an solcherlei Ruhm, nach allem, was man über ihn weiß, kein Interesse zu haben.

Spekuliert wird dagegen gerne darüber, welcher der von Muellers Ermittlungen betroffenen Ex-Vertrauten des Präsidenten wohl ein „Enthüllungsbuch“ schreiben wird. So war es Trump selbst, der mehrfach erklärte, sein in Ungnade gefallener einstiger persönlicher Anwalt Michael Cohen warte nur auf einen geeigneten Buch-Vertrag, um seine „Lügen“ auch noch zu Geld zu machen. Bei Trump geht der Stoff für Enthüllungsbücher einfach nicht aus.

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