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Die Endlagersuche wird zur Farce. Könnte der Atommüll nicht einfach unter die bayrische Staatskanzlei?

© Jens Wolf/dpa

Endlager, nein danke?!: Was für ein gottesgleich vermessener Wahnsinn

Man möchte die Söders und Weils auf den Mars schießen, und den Atommüll direkt hinterher. Vielleicht kann ja Elon Musk helfen. Ein sehr persönlicher Rant.

Selten habe ich eine so beknackte Diskussion verfolgt wie die um die Endlager für den Atommüll, von Anfang an. Dafür habe ich mich nicht vor 40 Jahren bei minus 20 Grad in Brokdorf von der Polizei mit dem Wasserwerfer nassspritzen lassen, um mir heute diesen Quatsch von Söder und anderen anhören zu müssen.

Die sind mit einem Rennwagen ohne Bremsen losgefahren, und jetzt will sie keiner einbauen, das ist echt absurd. Und die bayerische Regierung hat in ihrer unendlichen Weisheit sogar in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, dass Bayern als Standort nicht geeignet ist. Motto: „Fuck the Scientists“. Mia san mia!

Wenn es nach dem Verursacherprinzip gehen würde, dann wäre die Gesteinsschicht direkt unter der bayerischen Staatskanzlei bestens geeignet. Die waren dort immer und unbedingt für Atomkraft und haben gerne davon profitiert – die meisten deutschen Atomkraftwerke stehen im Süden. „Mit Lederhose, Laptop und Endlager“ ist doch auch ein super Werbespruch, jedenfalls besser als „Wir wollen gar nichts, nicht mal Hochdeutsch“.

Ersatzweise können sie von mir aus die Allianz-Arena nehmen, das passt dann auch zur strahlenden Zukunft von Bayern München. Aber genauso geht mir der Ministerpräsident von Niedersachsen auf den Brennstab. Gorleben ist raus, aus Gründen, die keine guten sind, und was sagt der Herr Weil? „Das ist aus niedersächsischer Sicht das überragende Ergebnis.“

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Wow, 1,9 Milliarden Euro sind hier verbuddelt worden, völlig umsonst und vergebens, ein überragendes Ergebnis! Hauptsache, der Müll und die Demonstranten sind weg und es zieht Ruhe ein im eigenen kleinen Garten. Auf der nach unten offenen Becquerel-Skala strahlen Söder und Weil um die Wette.

Aber eigentlich sind Söder und Weil auch nicht sehr viel anders als der gewöhnliche Berliner Altbaubewohner, der überall für Neubauten ist, außer in seiner Sichtweite, das geht dann gar nicht – not in my backyard! Und das werden sie alle sagen, mehr als die Hälfte des Landes steht auf der Liste, was für ein sinnloser Prozess. Bohnsdorfs ist dabei und Müggelheim, die beiden Startbahnen vom BER auch, immerhin nicht das neue Terminal.

Aber Zehlendorf, Reinickendorf und Spandau sind dabei, ausgerechnet Spandau! Das ist allenfalls geeignet als Endlager für abgebrannte Politikerkarrieren. Ein atomares Endlager unter einer Großstadt – warum wird so ein Quatsch überhaupt aufgeschrieben?

Und dann dieser gottesgleich vermessene Wahnsinn: Das Lager soll, nein, muss Sicherheit bieten für eine Million Jahre. Dabei kann die Regierung nicht mal Sicherheit für einen Monat garantieren. Nur um mal die Verhältnisse klar zu machen: Im Jahr 2050 soll das Lager fertig sein, also in dreißig Jahren. In dreißig Jahren kann alles passieren.

(Auch anhören können Sie sich diesen Rant von Lorenz Maroldt übrigens hier bei Radio Eins.)

Bis dahin wird Bayern vielleicht sozialistisch regiert, ist die Erde wieder eine Scheibe, leben 10 Millionen Berliner in Uckermark-Dörfern und müssen wegen der Klimawandel-Überschwemmung zum Einkaufen rudern. Was für ein Erbe. Da möchte man doch am liebsten die politisch Verantwortlichen auf den Mond schießen, oder besser gleich auf den Mars, und den Atommüll direkt hinterer, vielleicht kann ja Elon Musk mit seinen Raketen helfen.

Die Schichten unter der neuen Tesla-Fabrik sind übrigens auch gut geeignet für ein Endlager, hat sich herausgestellt. Und wenn das mit den Elektro-SUVs auf Dauer kein Geschäftsmodell wird, lässt Musk vielleicht für viel Geld den Atommüll zur Hölle fahren. Zehn Jahre soll die Endlagersuche jetzt dauern, das ist ein sicherer Job. Wenn sie Glück haben in der zuständigen Bundesagentur, finden sie dabei Gold oder Öl oder den Stein der Weisen. Nur Frieden werden sie nicht finden mit einer Technologie, die für den Krieg erfunden wurde. Nicht in Bayern, nicht in Gorleben und schon gar nicht in Spandau.

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