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Grundsätzlich ist die Maskenpflicht an Schulen entfallen.

© Boris Roessler/dpa

Ende der Maskenpflicht: Lehrer befürchten Konflikte an Schulen

Die Maskenpflicht ist an Schulen grundsätzlich entfallen. Der Lehrerverband befürchtet, dass der Wegfall der Regeln zum Mobbing unter Schülern führen könnte.

Der weit gehende Wegfall der Maskenpflicht in der Corona-Pandemie hat Lehrerverbände auf den Plan gerufen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, warnte vor einer Gefährdung des Schulfriedens. „In der Tat droht jetzt die Gefahr, dass einerseits Kinder, die Maske tragen, von Mitschülern als Weicheier und überängstlich gehänselt werden oder auch umgekehrt Druck auf Nicht-Maskenträger ausgeübt wird“, sagte Meidinger der Deutschen Presse-Agentur.

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Meidinger plädierte dafür, dass sich Lehrkräfte und Schüler selbst dazu verpflichten sollten, in jeder Klasse bis einschließlich der Woche nach den Osterferien weiter Masken im Unterricht und auf dem Schulgelände zu tragen.

Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik in Schwabing, äußerte sich angesichts der Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen besorgt. Das Problem bestehe bei zu starken Lockerungen darin, „dass man dem Infektionsgeschehen hinterherläuft und man deutlich hinter der Welle ist“, sagte Wendtner dem ZDF. „Und bis man eine Infektionswelle wieder einholt, kann wertvolle Zeit vergehen. Das ist Zeit, die natürlich auch Menschenleben kosten kann.“

Lauterbach: Innen zunächst besser Maske tragen

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) twitterte, dass es sich wegen der hohen Infektionszahlen lohne, „in den nächsten Wochen im Innenraum noch Maske zu tragen“. Geimpfte, die sich trotz Maske mit der Omikron-Variante infizierten, könnten „den relativ leichtesten Verlauf erwarten“. Jede Ansteckung bringe aber das Risiko von Long Covid, so Lauterbach.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt kritisierte indes den weitgehenden Wegfall staatlicher Auflagen wie 2G, 3G oder der Maskenpflicht. „In einer Zeit mit sehr hohen Infektionszahlen ist es verfrüht, fast alle Schutzmaßnahmen zu beenden“, sagte Dobrindt.  Er hätte sich ein Festhalten an der Maskenpflicht zum Beispiel beim Einkaufen gewünscht, so Dobrindt.

Hotspot-Regelung nur in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern

Am Sonntag ist bundesweit die Maskenpflicht in vielen Bereichen entfallen. Abgesehen von den Bundesländern Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo vorerst weiter die so genannte Hotspot-Regel genutzt wird, gilt bundesweit grundsätzlich keine Maskenpflicht etwa beim Einkaufen mehr.

Die meisten Kunden in Berlin tragen weiter freiwillig Maske

In Berlin war die Maskenpflicht in vielen Bereichen bereits am vergangenen Freitag gefallen. Trotzdem ist zu beobachten, dass der ganz überwiegende Teil der Kundschaft in Berliner Supermärkten und anderen Einzelhandelsgeschäften bislang weiterhin Mund-Nasen-Schutz trägt. Damit folgten die Kunden dem Appell vieler Handelsketten, weiter freiwillig Maske zu tragen.

Im Bundestag wird am Donnerstag über eine Impfpflicht abgestimmt.
Im Bundestag wird am Donnerstag über eine Impfpflicht abgestimmt.

© Kay Nietfeld/dpa

Vor der Abstimmung über eine Einführung einer Impfpflicht am kommenden Donnerstag im Bundestag zeichnete sich auch am Sonntag kein Kompromiss ab. Der Patientenschützer Eugen Brysch warnte vor „vorschnellen Versprechungen“. Die Impfbereitschaft leide darunter, dass unklar sei, „ob es im Herbst einen angepassten Impfstoff gibt für eine dann vorherrschende Virusvariante“, sagte Brysch dem Tagesspiegel. Es gelte, mit dem Virus zu leben und einer Impfung, welche die Weitergabe des Virus an Dritte nicht ausschließe,  sagte er. Entscheidend sei, dass Staat und Gesellschaft die vulnerablen Gruppen effizient schützten, „ohne der Allgemeinheit unverhältnismäßige Lasten aufzuerlegen“.

Brysch: Fehlende Daten spielen Corona-Leugner in die Hände

Brysch kritisierte weiter, dass es nicht genügend klare Kriterien gebe, um eine drohende Überlastung des Gesundheitssystems festzustellen. „Inzidenzen, Hospitalisierung und Divi-Intensivregister reichen nicht aus“, sagte Brysch. „Das spielt den Corona-Leugnern in die Hände.“ Zudem fehlten Angaben darüber, wie viele Klinikbetten gerade nicht belegt werden können und wie viele Heimbewohner unter Ketteninfektionen leiden und daran sterben.

Lauterbach teilte per Twitter mit, dass es bei der am Sonntag begonnenen Klausurtagung der SPD-Spitze unter anderem auch darum gehe, „an Kompromissen zur allgemeinen Impfpflicht mit den anderen demokratischen Parteien im Bundestag“ zu arbeiten.

Lindner: Weniger Argumente für allgemeine Impfpflicht

Zur Einführung einer Impfpflicht waren fraktionsübergreifend mehrere Vorschläge erarbeitet worden. FDP-Chef Christian Lindner sagte der „Bild am Sonntag“, dass die Argumente für die von Lauterbach befürwortete allgemeine Impfpflicht ab 18 „eher schlechter geworden“ seien. „Denn die Impfung verhindert eben nicht die Weitergabe der Krankheit. Aber sie schützt vor schweren Verläufen. Deshalb bleibt meine Aufforderung, sich impfen zu lassen“, so Lindner.

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