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Königin Elizabeth II. und US-Präsident Donald Trump am Montag in London.

© Foto Carlos Barria/ REUTERS

Elefant im Porzellanladen: Proteste und politische Querschläge bei Trumps Besuch in London

Demonstrationen weicht Trump per Helikopter aus. Mit Londons Bürgermeister legt er sich aus der Ferne an. Am Abend speist er mit der Queen.

Festliche Kanonenschüsse, militärische Ehren durch das Grenadiergarderegiment, drei Mahlzeiten in Londoner Königspalästen – die erste Etappe des Staatsbesuchs von Donald Trump und seiner umfangreichen Entourage stand am Montag unter royalen Vorzeichen. Zwischendurch fand der US-Präsident Zeit für politische Schnellschüsse. Via Twitter beschwerte er sich über die Berichterstattung des Nachrichtensenders CNN und kanzelte Londons Bürgermeister als „kompletten Versager“ ab: Sadiq Khan solle sich lieber um die Kriminalität in der britischen Hauptstadt kümmern, anstatt den „wichtigsten Alliierten des Vereinigten Königreichs“ zu beleidigen.

Der präsidentielle Tadel adelt den Labour-Politiker in den Augen jener Mehrheit von Londonern, die Umfragen zufolge Trumps Besuch als zu teuer und unangemessen ablehnen. Parteiübergreifend wollten führende Politiker das Festbankett am Montagabend boykottieren, darunter Oppositionsführer Jeremy Corbyn, der Sprecher des Unterhauses John Bercow sowie der liberaldemokratische Parteichef Vincent Cable. Er werde es sich daheim „mit ein paar Fischstäbchen“ gemütlich machen, scherzte der frühere Wirtschaftsminister. „Wir sollten mit den Amerikanern ernsthafte Gespräche führen, aber dieser Aufwand ist unnötig.“

Streit mit dem Bürgermeister

Trumps Fehde mit dem praktizierenden Muslim Khan reicht mindestens zwei Jahre zurück, als mehrere Anschläge islamistischer Terroristen die Hauptstadt erschütterten. Mehrfach äußerte sich der Präsident via Twitter verächtlich über London im Allgemeinen und Khan im Besonderen; dieser unternehme nicht genug gegen Terroristen und Kriminelle.

Der Bürgermeister bezichtigte nun seinen Kritiker in der Sonntagszeitung „Observer“, wie Italiens Matteo Salvini oder die französische Oppositionsführerin Marine Le Pen bediene sich auch Trump der Sprache „von Faschisten des 20. Jahrhunderts“. Die harte Rechte bedrohe „die Rechte, Freiheiten und Werte, die unsere liberalen Demokratien mehr als 70 Jahre geprägt haben“.

Mit eintägiger Verspätung muss dieser Artikel Trumps Zorn erweckt haben. Jedenfalls setzte der Präsident seine beiden Khan-kritischen Tweets kurz vor der Landung von Airforce One auf dem Flughafen Stansted nördlich von London ab, wo Außenminister Jeremy Hunt zur Begrüßung bereitstand. Dort stieg Trump in seinen Helikopter Marine One um und flog zum Winfield House, der Residenz des US-Botschafters in Londons Regent’s Park.

Gut zwei Stunden später ging es, wohl um etwaige Straßenproteste zu vermeiden, erneut per Marine One weiter in den Park des Buckingham-Palasts. Dort nahmen zunächst Thronfolger Prinz Charles und dessen Gattin Camilla die Gäste in Empfang, ehe der Präsident die Hand der britischen Königin Elizabeth II. schütteln durfte. Deren Ehemann Philip, 97, hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, weshalb der 70-jährige Prinz von Wales zunehmend an der Seite seiner Mutter, 93, das Land repräsentiert. Zwar mussten die Damen gelegentlich ihre Hüte gegen die frische Brise verteidigen, im Londoner Sonnenschein entstanden aber prächtige Fernsehbilder für Trumps Wahlkampf im kommenden Jahr.

In der Entourage des Präsidenten reisen neben seiner Frau Melania auch die vier erwachsenen Kinder; die älteste Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner arbeiten im Weißen Haus als Präsidentenberater. Die Söhne Donald Junior und Eric haben das Firmenimperium des Bauunternehmers übernommen, sie werden am Dienstag dabei sein, wenn Prinz Andrew ein Frühstück für Wirtschaftskapitäne auf beiden Seiten des Atlantiks ausrichtet. Wertvolle Kontakte darf auch Tiffany, die 25-jährige Tochter aus Trumps zweiter Ehe, knüpfen.

Afternoon Tea mit dem Thronfolger

Nach dem Lunch im Buckingham-Palast sah das Programm am Montag noch zwei weitere Mahlzeiten mit britischen Royals vor. Am Nachmittag waren Melania und Donald Trump zum Afternoon Tea Gäste von Charles und Camilla in deren Londoner Residenz, dem Palast von St. James’s. Abends präsidierte die Queen im Buckingham-Palast über dem Staatsbankett. Zwischendurch legte der Präsident in der Westminster Abbey gegenüber vom Parlament einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten nieder.

Schon vor seiner Auseinandersetzung mit Khan hatte Trump einige Provokationen in die politische Debatte seines Gastlandes geworfen. In Interviews mit Blättern seines Verlegerfreundes Rupert Murdoch warb der amerikanische Präsident für den Chaos-Brexit ohne Austrittsvereinbarung, empfahl den Nationalpopulisten Nigel Farage als britischen Chefverhandler und empfahl den Konservativen die Wahl Boris Johnsons zum neuen Parteichef: „Er wäre ein exzellenter Premierminister.“

Bei seinen Gesprächen mit der scheidenden Regierungschefin Theresa May will Trump am Dienstag die Briten auf eine härtere Haltung gegenüber Iran und China festlegen. Umstritten ist vor allem die mögliche Beteiligung des chinesischen Telekom-Giganten Huawei am geplanten G5-Mobilfunk in Großbritannien. Dies gefährde die enge Militär- und Geheimdienstzusammenarbeit mit den Briten, hieß es vorab in Washington – weil der Konzern in China gesetzlich zur Zusammenarbeit mit Geheimdiensten verpflichtet ist.

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