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Anfang März in Berlin-Neukölln: Familienministerin Franziska Giffey (SPD, links) informiert sich über ein Förderprogramm für Mütter mit Migrationshintergrund.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Einwanderung als Chance: Mehrheit der Deutschen befürwortet Migration

Wie gespalten ist die Bevölkerung beim Thema Einwanderung? Weniger als viele denken, zeigt eine Studie. Viel Angst gibt es dagegen vor Rechtsextremismus.

Von Matthias Meisner

Eine knappe Mehrheit der Deutschen sieht einer Studie zufolge Einwanderung als Chance. 53 Prozent stimmen dieser Einschätzung zu, während das 29 Prozent überhaupt nicht so sehen, wie aus einer Befragung "Das pragmatische Einwanderungsland" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung hervorgeht.

Gut 70 Prozent der Befragten sind der Meinung, Deutschland solle in Zukunft genauso viele Menschen wie bisher aufnehmen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen – oder noch mehr. Geringer ist die Toleranz bei Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen und wegen Armut in ihrer Heimat nach Deutschland kommen. Hier meint eine Mehrheit von 57 Prozent, es sollten künftig weniger ins Land gelassen werden.

Besonders groß ist die Zustimmung zu Migration, wenn es darum geht, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Fast zwei Drittel (63 Prozent) glauben, dass Deutschland deswegen Zuwanderung braucht. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Befragten sind der Meinung, dass ausreisepflichtige Ausländer, die gut integriert sind und einen Job oder Ausbildungsplatz haben, in Deutschland bleiben sollten. Sie sind damit offen für den sogenannten Spurwechsel.

Jeder zweite empfindet Einwanderung als Bereicherung für das kulturelle und soziale Leben in Deutschland. Ein Drittel (31 Prozent) sieht darin keine Bereicherung.

"Deutschland wird als Einwanderungsland anerkannt"

"Dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, wird als Tatsache anerkannt", schreiben die Autoren der Studie, Rainer Faus und Simon Storks. Sie schlussfolgern: Anders, als die öffentliche Debatte suggeriere, sei die Gesellschaft keineswegs in gespalten in zwei unversöhnliche Gruppen von vehementen Befürwortern und Gegnern von Einwanderung, "diese Pole machen jeweils nur ein Viertel der Befragten aus". Etwa die Hälfte der Deutschen sei grundsätzlich offen für die Aufnahme von Geflüchteten, sehe aber auch die Herausforderungen.

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Die größten Sorgen im Zusammenhang mit der Einwanderung betreffen laut der Umfrage keineswegs den Arbeitsmarkt oder die Kriminalität: Die weitaus größte Angst besteht vor einer Zunahme von Rechtsextremismus und rassistischer Gewalt (86 Prozent). An zweiter Stelle steht die Sorge vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft (81 Prozent).

Die Furcht vor steigender Kriminalität und Terror (73 Prozent) sowie dem Einfluss des Islam (64 Prozent) werden an dritter und vierter Stelle genannt, gefolgt von der Sorge um die Kosten der Integration (61 Prozent) sowie der Konkurrenz auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt (58 beziehungsweise 30 Prozent).

Zwei Drittel meinen: Bundesregierung hat keinen Plan zur Asylpolitik

Der Bundesregierung bescheinigen die meisten Deutschen wenig Kompetenz in der Flüchtlingspolitik. Rund zwei Drittel (68 Prozent) meinen, dass die Bundesregierung keinen Plan hat, wie es mit den Flüchtlingen in Deutschland weitergehen soll. Die Autoren Faus und Storks appellieren: "Die Politik kann die Offenheit der Bevölkerung gegenüber Einwanderung nur dann erhalten, wenn sie Vertrauen gewinnt." Aktuell würden viele Bürger den "klar erkennbaren rechtsstaatlichen Rahmen" für die Aufnahme von Geflüchteten und anderen Migranten vermissen.

Zwischen dem 15. November und 11. Dezember 2018 hatte die Pollytix Strategic Research GmbH 3000 Bundesbürger zu dem Thema befragt. (mit AFP)

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