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Jörg Meuthen konnte sich in der AfD zum Schluss nicht mehr durchsetzen.

© IMAGO/Metodi Popow

„Eine AfD 2.0 wird es nicht geben“: Was Jörg Meuthen jetzt bei der Zentrumspartei will

0,1 Prozent bei der letzten Wahl: Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen ist einer Splitterpartei beigetreten. Ereilt ihn dasselbe Schicksal wie Bernd Lucke und Frauke Petry?

Ein bisschen Selbstironie geht ja eigentlich immer. Und so macht der Chef der Zentrumspartei erstmal einen Witz auf eigene Kosten. Es fehle seiner Partei noch an Bekanntheit, sagt Christian Otte. Das sehe man schon daran, dass in der Quizshow von Günther Jauch „erst bei der 64 000-Euro-Stufe nach uns gefragt wurde“. Man wolle aber zukünftig schon bei der 50-Euro-Frage erscheinen, weil die einfach jeder beantworten könne.

Diese Hoffnung erfüllen soll Jörg Meuthen. Der Ex-AfD-Chef sitzt am Freitag bei einer Pressekonferenz neben Otte. Die Neuigkeit, die er mitgebracht hat: Meuthen will künftig Politik in der Deutschen Zentrumspartei machen. Lächelnd hält der Wirtschaftsprofessor seinen frisch erstellten Mitgliedsausweis in die Kameras. Anders als seine ausgetretenen Vorgänger an der Spitze der AfD, Bernd Lucke und Frauke Petry, versucht er nicht, eine neue Partei zu gründen. Er will mit einer bestehenden erfolgreich sein.

Ob das klappen kann, ist aber höchst fraglich. Bislang ist das Zentrum eine Splitterpartei. Bei der Landtagswahl in NRW holte sie 0,1 Prozent der Stimmen, bei der vergangenen Bundestagswahl stand sie nicht einmal auf dem Wahlzettel. Zu Jahresbeginn hatte sie gerade einmal 300 Mitglieder, mittlerweile sind es nach Angaben des Schatzmeisters mehr als 500. Der Zuwachs könnte mit dem Ex-AfD-Politiker Uwe Witt zusammenhängen, der im Januar dem Zentrum beigetreten ist und der Partei nach 65 Jahren wieder ein Bundestagsmandat sowie einige Aufmerksamkeit bescherte.

Für die Splitterpartei ein unverhoffter Glücksfall

Was die Vertreter der Partei betonen, ist deren lange Geschichte. Gegründet wurde die stark katholisch geprägte Partei 1870, während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik gehörte sie zu den wichtigsten politischen Kräften. Mehrmals stellte sie den Reichskanzler. 1933 löste sie sich auf und gründete sich 1945 wieder. Danach erlangte sie aber nie wieder ihre frühere Bedeutung, neben der CDU war für sie kein Platz mehr. In den vergangenen Jahrzehnten hatte sie nur noch kommunale Mandatsträger. Dass sie über einen Bundestagsabgeordneten und nun mit Meuthen über einen Europaabgeordneten verfügt, ist für die viele Jahre bedeutungslose Partei ein unverhoffter Glücksfall.

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Dennoch ist unklar, wie es nun weitergehen soll. Bei der Landtagswahl in Niedersachsen wolle man ein „Ausrufezeichen“ setzen, erklärte Otte. „Wir wollen denen ein Angebot machen, die sich von Union und SPD nicht verstanden fühlen. Wie stehen für eine vernunftorientierte, nüchterne und nicht ideologisch aufgepeitschte Politik“, erklärte Otte. Meuthen spricht davon, die Zentrumspartei sei „konservativ, aber eben nicht reaktionär, freiheitlich, aber eben nicht beliebig, sozial, aber eben nicht sozialistisch, patriotisch, aber eben nicht nationalistisch.“ Was das heißt? Konkrete Inhalte sind rar.

Meuthen konnte sich in der AfD nicht mehr durchsetzen

Eines betont Meuthen aber: Ein Sammelbecken für Ex-AfDler solle die Zentrumspartei nicht werden. „Eine AfD 2.0 wird es nicht geben.“ Tatsächlich ist es durchaus möglich, dass in nächster Zeit noch weitere Funktionäre frustriert aus der AfD austreten. Eventuelle Aufnahmeanträge sollten von der Zentrumspartei sehr genau geprüft werden, erklärt Meuthen. „Es geht nicht um maximales, schnelles Wachstum.“ Ob sich das Zentrum aber wirklich verweigert, wenn weitere Mandatsträger der AfD bei ihr anklopfen, ist fraglich.

Meuthen selbst war im Januar aus der AfD ausgetreten. Sechseinhalb Jahre lang hatte er die rechte Partei geleitet. Zunächst hatte er mit den Radikalen in der AfD paktiert, später sich mit ihnen angelegt und auf die Auflösung des rechtsextremen „Flügel“ in der AfD gedrängt. Zum Schluss war er zunehmend isoliert und konnte sich nicht mehr durchsetzen.

Dass Meuthen beim Zentrum den Vorsitz übernehmen könnte, ist nicht ausgeschlossen. Parteichef Otte erklärte, er werde sich nicht mit „Klauen und Zähnen“ wehren, sollte die Partei jemanden anderen als ihn an der Spitze wollen wollen. Jörg Meuthen dürfte das gern gehört haben.

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