zum Hauptinhalt
Der Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne).

© dpa/Bernd Weißbrod

„Eindeutige Mängel“: EU-Kommission kritisiert Özdemirs Agrar-Plan für mehr Umweltschutz

Ein Milliarden schwerer Strategieplan soll die Lebensmittelproduktion umweltfreundlicher machen. In Deutschland sieht die EU-Kommission noch Defizite.

Die Ansage der EU-Kommission ist eindeutig: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) muss den deutschen Strategieplan für künftige EU-Agrar-Subventionen deutlich nachbessern. Es seien „eindeutige Mängel“ festgestellt worden und in Sachen Stimmigkeit sowie Vollständigkeit seien Verbesserungen erforderlich, heißt es unter anderem in einer Einschätzung der Kommission. Özdemirs Ministerium hat diese auf der Ministeriumsseite veröffentlicht. Zielwerte des Plans müssten zudem überarbeitet und präzisiert werden.

Der Strategieplan ist Teil einer Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik, mit der die Produktion von Lebensmitteln umweltfreundlicher werden soll. Wie die einzelnen EU-Länder dies umsetzen, sollen sie in ihren nationalen Strategieplänen darlegen. Als Deutschland im Februar seinen Plan mit mehreren Wochen Verspätung eingereicht hatte, zeigte sich Özdemir noch zuversichtlich, dass dieser genehmigt wird.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die „konstruktiven Anmerkungen“ EU-Kommission bestärkten das Agrarministerium darin, den Weg die deutsche Landwirtschaft krisenfester und nachhaltiger zu gestalten, weiter zu verfolgen, teilte ein Sprecher am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Man werde voraussichtlich bereits kommende Woche mit den Bundesländern von der Kommission aufgeworfene Fragen klären. Auch mit Verbänden und Organisationen seien noch im Mai Gespräche vorgesehen. Ziel sei es, dass der geänderte Plan von Brüssel bis zum Herbst genehmigt werden könne, so das Ministerium.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) teilten bereits damals mit, die Pläne verfehlten „die Ziele beim Klimaschutz, bei der Wiederherstellung der Biodiversität, beim Ausbau des Ökolandbaus und Umbau der Nutztierhaltung“.

Plan trage nur teilweise zur Stärkung von Umweltschutz, Biodiversität und Klimaschutz bei

Konkret heißt es in dem Antwortschreiben der Kommission zu dem deutschen Plan auch, dass Deutschland angesichts der russischen Invasion der Ukraine genauer benennen müsse, wie etwa die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und mineralischen Düngemitteln verringert werde. Das Ministerium erwiderte, diese Forderung sei „folgerichtig“, da Deutschland seinen Strategieplan vor der russischen Invasion in die Ukraine eingereicht habe.

Auch bestätigten sich nun die Befürchtungen der Umweltschützer insofern, als die Kommission davon ausgeht, dass der deutsche Plan nur teilweise zur Stärkung von Umweltschutz, Biodiversität und Klimaschutz etwa im Rahmen des Pariser Klimaabkommens beiträgt. In dem Abkommen verpflichtet sich auch Deutschland die dauerhafte Erwärmung auf deutlich unter 2 und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Man stimme mit der Kommission überein, „dass es gerade bei den umwelt- und klimabezogenen Zielen weiteres Entwicklungspotenzial im GAP-Strategieplan gibt“, heißt es aus dem Agrarministerium.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die EU-Agrarpolitik hat ein Volumen von knapp 390 Milliarden Euro für die Jahre 2021 bis 2027. Sie steht immer wieder in der Kritik, dazu beizutragen, dass die Landwirtschaft zu sehr auf umweltschädliche Methoden setzt. Vor knapp einem Jahr hatten sich die EU-Staaten und das EU-Parlament deswegen auf die Reform der Agrarpolitik geeinigt.

Auf der Seite des Agrarministeriums heißt es zu deren Bedeutung zudem: „Das Förderspektrum wirkt sich auf den Lebensbereich von etwa 40 Millionen Menschen in den ländlichen Räumen aus und ist im Landwirtschaftssektor für rund 300 000 antragstellende Betriebe relevant.“ (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false