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Politik: Ein Witz an der Grenze

Auch die Satirezeitschrift „Titanic“ will das Land nicht mehr teilen

Von Ruth Ciesinger

Die hartnäckigen Befürworter der deutschen Teilung werden rar. Am Mittwoch hat sich das Brandenburger Tor wieder geöffnet, der 3. Oktober wurde zum zwölften Mal ohne Widerstand gefeiert. Aber auch wenn die „Titanic“ keine Gegendemonstration organisierte, das Impressum des Satiremagazins spricht klare Worte: „Die endgültige Teilung Deutschlands – das ist unser Auftrag“ steht da. Doch die Kraft des Faktischen zermürbt auch langatmige Gegner.

Chlodwig Poth soll diese Losung ausgegeben haben. Das sei ja nicht ernst gemeint gewesen, sagt er, eben Satire und nichts anderes als „eine Replik auf die Bild-Zeitung“. Tatsächlich hatte Springer vor dreizehn Jahren mit Verve versucht, die Wiedervereinigung herbeizuschreiben und dabei auch auf ein Diktum des verstorbenen Verlegers zurückgegriffen. Im August 1989 ergänzte man die Impressen von „Bild“, „Welt“ oder „Bild der Frau“ um folgende Worte: „Die Einheit des Vaterlandes in Freiheit – das ist unser Auftrag“. Diesem plötzlichen „Nationaltrubel“ galt es, ein „Titanic“-Zitat entgegenzuhalten. Weil er in einer Foto-Reportage bereits den „Zonenkönig“ mit Pappkrone gegeben hatte, wurde Poth als würdiger Zitatgeber erachtet. Ab Dezember 1989 stand der Teilungsaufruf im Impressum. Bis heute. Im Gegensatz zu „Bild“. Doch auch die Tage des „Titanic“-Zitats scheinen gezählt. „Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass man es weglässt“, meint Poth. „Die jüngeren Leute wissen ja gar nicht mehr, was das eigentlich soll.“

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