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Sollten Kontaktbeschränkungen auch für Kinder gelten?

© imago images/Westend61

„Ein-Kind-Regel“ in der Kritik: Ärzte gegen Kontaktbeschränkungen für Kinder

Nur noch ein Spielkamerad zur Eindämmung der Pandemie? Kinderärzte kritisieren die Regelung als „überflüssig und schädlich“.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat die geplante „Ein-Kind-Regel“ zur Corona-Eindämmung kritisiert. „Jede Einschränkung für das Erleben von Freundschaften ist immer belastend, und für Kinder besonders“, sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

„Da Kinder bis zehn Jahre das Virus erwiesenermaßen deutlich seltener weitergeben, selbst wenn sie sich anstecken, ist die geplante Begrenzung auf einen Spielkameraden für diese Altersgruppe überflüssig und schädlich.“

Für Jugendliche würde die Regel „hingegen Sinn machen, wenn die Kontaktbeschränkung dabei hilft, die Schulen offen zu lassen, denn Jugendliche sind ähnlich infektiös wie Erwachsene“, ergänzte Fischbach. Gleichwohl sei die sogenannte Ein-Kind-Regel „aus unserer Sicht aber nicht das größte Problem.

Schlimmer wäre es, wenn die Kinder gar nicht mehr vor die Tür dürften und niemanden außer den eigenen Familienmitgliedern treffen könnten.“ Bund und Länder hatten am Montag vereinbart, dass sich Familien angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen nur noch mit einem weiteren festen Hausstand treffen sollen.

Kinderärztepräsident: Schulen und Kitas für Kindeswohl offen halten

„Das schließt auch Kinder und Jugendliche in den Familien mit ein“, heißt es im Beschlusspapier. Konkret würde das bedeuten, dass sich Kinder auf einen Freund oder eine Freundin festlegen müssten. Aus dem Appell könnte bei den nächsten Beratungen in einer Woche ein Verbot werden.

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Geschultes Personal nimmt in Potsdam an einem Kind einen Abstrich für einen Corona-Test vor.
Geschultes Personal nimmt in Potsdam an einem Kind einen Abstrich für einen Corona-Test vor.

© Ottmar Winter/PNN

Zentral für das Kindeswohl sei es, dass die Schulen und Kindertagesstätten für den Präsenzunterricht geöffnet bleiben, sagte Fischbach weiter. „Eine Schließung lehnen wir grundsätzlich ab, da es keine belastbaren Daten gibt, wonach Kinder Hauptüberträger von Sars-CoV-2 wären.“

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Es gebe mehrere Studien, die für Kinder bis zehn Jahren das Gegenteil zeigten, nämlich dass das Virus von Kindern deutlich seltener verbreitet wird als von Jugendlichen und Erwachsenen, selbst wenn sie sich bei Erwachsenen oder Jugendlichen anstecken, etwa in der Familie oder durch infizierte Erzieherinnen oder Lehrer.

„Hinzu kommt, dass Ausbrüche in Schulen oder Kitas verhältnismäßig einfach kontrolliert und gestoppt werden können, durch Testung und Quarantäne“, sagte Fischbach. Es sei nicht wie bei den meisten Erwachsenen, bei denen die meisten Ansteckungen nicht mehr zurückverfolgt werden könnten. (KNA)

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