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Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die EU.

© AFP

Ehrung für Europa: Die Europäische Union bekommt den Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Europäische Union. Das teilte das Nobelkomitee in Oslo am Freitag offiziell mit. Die EU habe über sechs Jahrzehnte entscheidend zur friedlichen Entwicklung in Europa beigetragen, heißt es zur Begründung.

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Europäische Union. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt. Komiteechef Thorbjörn Jagland begründete die Entscheidung damit, dass die EU über sechs Jahrzehnte entscheidend zur friedlichen Entwicklung in Europa beigetragen habe. Das „grauenvolle Leiden“ des Zweiten Weltkrieges habe gezeigt, dass ein neues Europa benötigt werde, erklärte das Nobelkomitee.
Dies habe die europäische Integration geleistet. Damit bestätigen sich Berichte eines norwegischen TV-Senders, der bereits eine Stunde vor der Bekanntgabe die Ehrung für die EU vermeldet hatte.

Bereits am Vorabend hatten sich Spekulationen in Oslo verbreitet, wonach die EU als „erfolgreiches Friedensprojekt“ nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem weltweit hochgeachteten Preis ausgezeichnet werden soll. Der Komiteechef und norwegische Ex-Regierungschef Thorbjörn Jagland sowie der Direktor des Nobelinstitutes, Geir Lundestad gelten seit mehreren Jahren als Verfechter der Vergabe an die EU. Die EU ist in den letzten Jahren immer wieder für die Auszeichnung nominiert worden.

Nach dem Testament des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) soll derjenige mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden, der im jeweils voraufgegangenen Jahr am meisten für den Frieden getan habe. Der Friedensnobelpreis ist in diesem Jahr mit 925.000 Euro dotiert und wird am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, verliehen.

Im letzten Jahr wurden drei Frauen ausgezeichnet. Die Journalistin Tawakkul Karman aus dem Jemen teilte sich den Preis mit der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee, ebenfalls aus Liberia.

"Ein einmaliges Projekt, das Krieg durch Frieden ersetzt hat"

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich in einer ersten Reaktion begeistert über die Ehrung für die EU. „Das ist eine großartige Entscheidung, die mich stolz und glücklich macht“, erklärte Westerwelle am Freitag nach Angaben des Auswärtigen Amtes am Rande eines Besuches in der chinesischen Stadt Shenyang. Die europäische Integration sei das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte: „Aus den Trümmern von zwei schrecklichen Weltkriegen sind Frieden und Freiheit gewachsen, aus Erbfeinden sind gute Freunde und untrennbare Partner geworden.“

Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, äußerte sich “tief berührt und geehrt“. Die EU stehe für Versöhnung und könne anderen als Vorbild dienen. “Die EU ist ein einmaliges Projekt, das Krieg durch Frieden, Hass durch Solidarität ersetzt hat“, erklärte der SPD-Politiker.

Der Präsident der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, begrüßte die Entscheidung als große Ehre. Sie gelte “der ganzen EU, allen 500 Millionen Bürgern“, schrieb Barroso in einer Twitter-Nachricht.

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) wertete die Auszeichnung als deutliche Absage an Nationalismus und Kleinstaaterei. “Für das Zusammenwachsen Europas kommt sie zum richtigen Zeitpunkt und stärkt die Kräfte, die sich für eine weitere Integration der Europäischen Union einsetzen.“

Der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher nannte die EU "friedensstiftend für den europäischen Kontinent und beispielgebend für andere Regionen der Welt". Die Ehrung aus Oslo sei aber auch ein Signal an diejenigen in Europa, "die unter Hinweis auf vermeintlich nationale Interessen das europäische Einigungswerk gefährden“.

Enttäuscht zeigte sich dagegen die russische Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa. „Ich hätte es besser gefunden, wenn zum Beispiel ein politischer Häftling im Iran den Preis erhalten hätte“, sagte die Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe. Das Nobelpreis-Komitee habe die Chance verpasst, eine Rolle bei der Stärkung der Menschenrechte in Russland zu spielen, sagte die 85-Jährige. Russische Bürgerrechtler hatten sich große Hoffnungen auf den Preis gemacht für eine Stärkung der von Kremlchef Wladimir Putin zunehmend geschwächten Zivilgesellschaft. Auch Alexejewa war zum erweiterten Kreis der Favoriten gezählt worden.

(dpa/afp/rtr)

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