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Schlichter Henning Voscherau, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg, aufgenommen am 13.03.2009 in Berlin.

© dpa

Update

Ehemaliger Hamburger Bürgermeister: Henning Voscherau ist tot

Der ehemalige Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau ist tot. Er starb im Alter von 75 Jahren.

Ach, es gäbe so viel über Henning Voscherau zu erzählen, was illustrieren würde, dass er einer der wirklich großen Politiker der (West-)Republik war, dem am Ende nur die ganz große Karriere verwehrt blieb. Als Bundespräsident war er im Gespräch, das war 2012, als Verteidigungsminister, sogar als Bundeskanzler war er manchen vorstellbar. Denn Voscherau hatte alles, was man für solche Ämter braucht: Intellekt, Härte und die Gabe der Rede, mehr noch, der Schauspielkunst. Kein Wunder, Vater und Onkel waren Schauspieler.

Aber Voscherau war schon Jemand. Er war, was für einen Hamburger eigentlich sowieso das Größte ist, 1988 bis 1997 Erster Bürgermeister der Hansestadt, ausgezeichnet mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille für große Verdienste. Die ist einem echten Hanseaten allemal mehr wert als das Bundesverdienstkreuz. Und weil Voscherau so verdient war, wollte ihn seine Partei, die SPD, in der Not noch einmal zurück. Das war 2008, da sollte er Ole von Beust schlagen, damit der nicht so ewig lange regiert. Nur wollte er dann nicht, auch deshalb nicht, weil man bei der Hamburger SPD nie genau weiß, wie lange ihre Solidarität hält.

Hier wirkte nach, dass Voscherau im Oktober ’97 zurückgetreten war, nachdem die von ihm gewünschte Koalition mit der (schrägen) Statt Partei nicht zustande kam und stattdessen ein rot-grünes Bündnis geschlossen wurde, das er nicht guthieß. Abgesehen davon, dass Voscherau auch fand, bei der Wahl unverdientermaßen nicht genügend Stimmen zu bekommen haben.

Er zog sich daraufhin aus der aktiven Politik zurück, blieb aber bis 2001 Mitglied des SPD-Bundesvorstandes, ein besonnener Streiter für sozialen Ausgleich. Voscherau war unter anderem Vorsitzender der Mindestlohn-Kommission, die in Deutschland über die Anpassung der Höhe des gesetzlichen Mindestlohns befindet, ein Amt, das er im April 2015 aus gesundheitlichen Gründen niederlegte.
Wie würdigt Sigmar Gabriel, der SPD-Vorsitzende, Henning Voscherau? Unter anderem so: „Er hat sein politisches Wirken seiner Heimatstadt gewidmet, seine Tugenden, sein Fleiß und seine auf das Detail bedachte Arbeitsweise haben zum heutigen Wohlstand und der Modernität Hamburgs entscheidend beigetragen.“ Das kann man wohl sagen. Voscherau, der nur kühl wirkte, liebte seine Stadt. Er lebte sie. Darin und in mancher Attitüde übrigens Helmut Schmidt nicht unähnlich. Fast unnötig zu sagen, dass der Voscherau sehr schätzte.

Was von ihm bleiben wird, macht wirklich bleibenden Eindruck: die Hafen-City in Hamburg. An die erinnert sich jeder, der sie einmal gesehen hat. Im Alter von 75 Jahren ist Henning Voscherau an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Ach ja, ein guter Hockeyspieler war er auch.

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