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Ehepaare werden bei unterschiedlichen Einkommen steuerlich entlastet, ob sie Kinder haben oder nicht.

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Ehe für alle: Noch mehr Ungerechtigkeit - jetzt auch für Homosexuelle

Die Ehe für alle schreibt das Ehegattensplitting fort, das ein überkommenes Paarmodell fördert. Richtiger wäre es, Kinder zu subventionieren.

Manchmal erkennt man Sackgassen erst, wenn man hineingefahren ist und verzweifelt nach einer Gelegenheit zum Wenden sucht. Oft aber kann man vorhersehen, dass der geplante Weg ein unvorhergesehenes Ende hat. Manche fahren trotzdem weiter. Die Ehe für alle ist Beispiel dafür.

Es war richtig, homosexuelle Paare den Eheleuten traditioneller Prägung gleichzustellen. Doch statt sich mit dieser Entscheidung auch vom Ehegattensplitting zu trennen, hat der Bundestag die Begünstigung eines Lebensmodells, das er in Wahrheit für überkommen hält – die Ehe von Mann und Frau, in der einer das Geld verdient – einfach auf weitere Gruppen ausgeweitet. Für mehr war die Zeit vor der Bundestagswahl zu knapp, die Feigheit vor dem Wähler zu groß, und die gleißende Verlockung des politischen Momentums zu unwiderstehlich. Nun tritt mit der Ehe für alle in wenigen Wochen ein Gesetz in Kraft, das – wenn es vor dem Verfassungsgericht Bestand hat – die Schieflage der Familienpolitik noch verschlimmert. Es konzentriert sich auf Paare, wo es auf Kinder schauen müsste.

Schluss mit der Kümmerer-Attitüde

Ausgerechnet Alleinerziehende zeigen, wie widersinnig die Regelung aus dem Schlussverkauf der Legislaturperiode ist. Berufstätige Alleinerziehende, die mit ihrem Mut, ihrer Belastbarkeit und ihrem Erfolg ein echtes Vorbild für alle sind, bleiben nämlich außen vor. Sie profitieren nicht von der größten aller Familiensubventionen, dem Ehegattensplitting. Geht ja auch nicht, sie haben ja keinen Partner, kann man da feixen. Doch eine Millionärin und ein brotloser Künstler, ein Manager und sein studierender Lebenspartner, eine Unternehmerin und ihre töpfernde Gefährtin können den ganzen Splittingvorteil nutzen, auch wenn sie keine Kinder haben.

Es kann nur schiefgehen, wenn sich der Staat in immer mehr und immer unterschiedlichere Lebensmodelle seiner Bürger einmischt. Statt für jede einzelne Gruppe nach einer (gender-)gerechten Lösung zu suchen, wäre es richtig, tatsächlich alle gleichzustellen, die Kinder haben. Entweder, indem man die Subvention für den Trauschein stoppt. Oder, indem man Kinder in dieses Modell aufnimmt. Alleinerziehende ständig mit der Kümmerer-Attitüde der Sozialpolitik abzuspeisen, wird ihnen nicht gerecht. Eine Familienpolitik, die für die ganze Gesellschaft richtig ist, würde es.

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