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Menschen in der Kölner Innenstadt beim Bummeln und  Shoppen. Von Konjunktursorgen keine Spur.

© imago/Manngold

Düstere Konjunkturprognosen: Hört nicht auf die Miesmacher!

Konjunkturzahlen sind je nach politischem Standort interpretierbar. Aber für Deutschland gilt: Der Wirtschaftsaufschwung ist selbsttragend. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Ja, was denn nun? Bricht die deutsche Konjunktur ein, müssen wir sparen und uns auf schlechte Zeiten einrichten – oder waren das nur die üblichen Miesmacher, die dem deutschen Arbeitnehmer seine Lohnerhöhungen nicht gönnen?

Als im dritten Quartal 2018 ein leichter Rückgang des Bruttoinlandsproduktes zu verzeichnen war, und im vierten Quartal eine Stagnation, schlugen Arbeitgeber und vor allem konservative Politiker Alarm. Von sinkenden Steuereinnahmen war die Rede, von Sparen und vom Gürtel-enger-Schnallen. Jetzt gibt es im ersten Quartal 2019 einen Anstieg des BIP um 0,4 Prozent, und ähnlich sieht die Entwicklung in der ganzen Eurozone aus. War alles Krisengerede nur schierer Alarmismus?

Konjunkturzahlen sind je nach politischem Standort interpretierbar. Der von den USA angezettelte, weltweite Handelskonflikt ist für die Weltkonjunktur so schlecht wie die Iran-Krise. Da die deutsche Wirtschaft extrem exportabhängig ist, spürt sie das in sinkenden Auftragszahlen. Aber seit vielen Monaten gibt es in Deutschland auch eine ausgeprägte Binnenkonjunktur. Steigende Einkommen und unattraktive Sparmöglichkeiten wirken sich auf die Konsumfreude positiv aus. Endlich geschieht, was externe Kritiker der deutschen Wirtschaftspolitik immer gefordert hatten: Die Abhängigkeit von den Ausfuhren sinkt, der Wirtschaftsaufschwung ist selbsttragend.

Das kann sich ändern, wie jede Konjunktur. Aber wir sollten von der hysterischen Negativdeutung der Zahlen zum Normalfall zurückkehren. Einen Rückgang der Steuereinnahmen hat es nie gegeben, sondern nur eine Verlangsamung des Anstiegs. Ein bisschen Vernunft in der Ausgabenpolitik des Staates ist immer gut, aber zur Panik gibt es keinen Grund. Das ist die positive Nachricht, unabhängig vom politischen Standort.

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