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Der Reiseverkehr ist wieder angelaufen - wie hier in Frankfurt.

© Andreas Arnold/dpa

Druck auf Bundesregierung nimmt zu: Testpflicht für Urlaubs-Rückkehrer?

Gesundheitssenatorin Kalayci will gezielte Tests von Rückkehrern aus Risikogebieten. SPD-Politiker Lauterbach fordert hingegen kostenlose Tests für alle.

Die Quarantänebestimmungen, die für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gelten, werden trotz der Sorgen um neue Infektionsherde an Berliner Flughäfen kaum kontrolliert. Wie eine Sprecherin der Bundespolizei dem Tagesspiegel mitteilte, würden Einreisenden weiterhin nur Informationsflyer ausgehändigt.

Aus den Gesundheitsämtern hieß es zudem, Reiserückkehrer aus Risikogebieten müssten sich selbst bei den Behörden melden und innerhalb von 48 Stunden entweder einen negativen Corona-Test vorlegen oder um einen Test bitten. Andernfalls gilt für Rückkehrer aus Risikogebieten eine vierzehntägige Quarantäne-Pflicht.

Doch ob das auch so umgesetzt wird, ist in vielen Fällen fraglich. Zu der praktisch nicht vorhandenen Kontrolle dieser Pflicht sagte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci dem Tagesspiegel: „Ganz zufrieden bin ich mit der jetzigen Lösung nicht.“ Die SPD-Politikerin fordert gezielte Corona-Testungen von Rückkehrern. Nur auf Freiwilligkeit zu setzen, berge die Gefahr, „dass sich Rückkehrerinnen und Rückkehrer nicht daran halten“.

Lauterbach: „Optimal wäre es, jeden zu testen“

Allerdings ist eine Testpflicht rechtlich kaum durchzusetzen. Angesichts der wachsenden Sorgen um Reiserückkehrer, die neue Corona-Ausbrüche begünstigen könnten, wächst auch auf die Bundesregierung der Druck, schärfere Regeln zu erlassen. „Optimal wäre es, jeden zu testen“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem Tagesspiegel. „Und zwar kostenlos.“

Notwendig sei angesichts der Unvernunft einiger Urlauber und der generell höheren Kontaktdichte im Urlaub und an Flughäfen, dass es eine Aufforderung an alle Rückkehrer gebe, sich nach dem Urlaub auf das Coronavirus kostenlos testen zu lassen.

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Lauterbach betonte, dass Tests nur an Flughäfen bei der Einreise nicht ausreichten. Mögliche Infektionen auf der Rückreise würden dann oft nicht erkannt, sondern erst mit einem Test einige Tage später.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt prüfen, ob es zumindest Tests für Rückkehrer aus Gebieten geben soll, die eine deutlich höhere Zahl aktiver Fälle als Deutschland aufweisen, auch wenn es keine Risikogebiete sind. In Deutschland wurden zuletzt bis zu 500.000 Corona-Tests pro Woche gemacht. Die hohe Testdichte gilt als wichtiger Baustein, um Infektionsherde früh zu identifizieren.

Vor allem in Deutschland lebende Türken betroffen

Besonders betroffen von den Einschränkungen für Nicht-EU-Staaten sind in Deutschland lebende Türken. Allein in Berlin sind derzeit etwa 183.000 Menschen mit türkischer Abstammung gemeldet. Von den Berliner Flughäfen flogen in den vergangenen drei Wochen etwas mehr als 30.000 Passagiere in die Türkei oder von dort nach Deutschland zurück.

Nach der Infektionsschutzverordnung müssten alle Passagiere aus der Türkei nach ihrer Ankunft den hiesigen Gesundheitsämtern einen negativen Corona-Test vorweisen, wenn sie eine Quarantäne vermeiden wollen.

Die Entscheidung des Auswärtigen Amtes, die Reisewarnung für die Türkei bis 31. August zu verlängern, hatte viele Deutschtürken vor den Kopf gestoßen und für diplomatische Verstimmungen gesorgt. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Attila Karabörklü, beklagte eine zu späte Kommunikation und kritisierte den unterschiedlichen Umgang im Vergleich mit stark von Corona betroffenen EU-Staaten.

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