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US-Außenminister Mike Pompeo (l.) könnte in Riad mit Kronprinz Mohammed bin Salman mögliche Gegenschläge erörtert haben.

© Bandar al Jalour/AFP

Drohgebärden am Golf: Schlagabtausch zwischen Amerika und Iran

Die USA wollen den Iran für die Angriffe auf Saudi-Arabien bestrafen – und Teheran warnt vor einem umfassenden Krieg. Wie gefährlich ist die Lage?

Es wird beschuldigt und gedroht. Von einer Entspannung im Konflikt zwischen den USA und Saudi-Arabien auf der einen sowie dem Iran auf der anderen Seite kann nach der Attacke auf Ölanlagen der Golfmonarchie keine Rede sein. Der Ton verschärft sich vielmehr.

US-Außenminister Mike Pompeo etwa nennt den Angriff einen „kriegerischen Akt“. Amerika wolle deshalb eine Koalition bilden, „um einen Plan der Abschreckung zu entwickeln“. Saudi-Arabiens Botschafter in Deutschland, Faisal bin Farhan Al Saud, will einen Militärschlag gegen den Erzfeind Iran nicht ausschließen.

Der „Focus“ zitiert ihn mit dem Satz: „Wenn unsere Sicherheit gefährdet ist, müssen wir das tun.“ Man wolle zwar jede weitere Eskalation vermeiden. Allerdings müsse Saudi-Arabien auch seine nationalen Interessen verteidigen.

Die Möglichkeiten der Saudis

Nach Einschätzung von Sebastian Sons hat das Königreich zwei Optionen, um auf den Beschuss seiner Ölanlagen zu antworten. „Zum einen drängen saudische Offizielle derzeit verstärkt darauf, dass der Druck der internationalen Gemeinschaft auf den Iran steigt und ihm somit Einhalt geboten wird“, sagt der Saudi-Arabien-Experte des Forschungsinstituts Carpo und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Das ermögliche der Golfmonarchie auch, sich ein wenig aus der Isolation nach dem Mord am Regimekritiker Jamal Khashoggi zu befreien.

„Zum anderen wäre eine militärische Antwort vorstellbar. Doch auf sich allein gestellt, also unabhängig von den verbündeten Amerikanern, ist Saudi-Arabien kaum in der Lage, mit Waffengewalt gegen den Iran vorzugehen.“

Irans Außenminister Dschawad Sarif droht mit einem "umfassenden Krieg".
Irans Außenminister Dschawad Sarif droht mit einem "umfassenden Krieg".

© Kirill Kudryavtsev/AFP

Beim Besuch von US-Außenminister Mike Pompeo in Riad könnten daher mögliche Gegenschläge erörtert worden sein, vermutet Sons. „Denn es ist klar, dass die Saudis einen derartigen Anschlag auf sich und ihre wichtigste Einkommensquelle nicht einfach hinnehmen können.“

Dennoch hofften viele Menschen, dass es keine Überreaktion des Herrscherhauses gibt. „Das heißt, eine maßvolle, überlegte Reaktion wird favorisiert. Weil jeder im Königreich weiß: Der Iran ist ein mächtiger Gegner, und ein Krieg hätte auch für Saudi-Arabien katastrophale Folgen.“ Deshalb setze die Führung in Riad in erster Linie auf eine Kombination aus Verhandlungen und Sanktionen.

Für den Fall, dass es doch zu einem Militärschlag der USA oder Saudi-Arabiens kommt, droht der Iran mit einem „umfassenden Krieg“. So formuliert es Dschawad Sarif, Chefdiplomat der Islamischen Republik, im Nachrichtensender CNN.

Die Huthi-Milizen im Jemen reklamieren den Angriff auf die saudischen Ölanlagen nach wie vor für sich.
Die Huthi-Milizen im Jemen reklamieren den Angriff auf die saudischen Ölanlagen nach wie vor für sich.

© Mohammed Huwais/AFP

„Wir glauben, dass eine auf Täuschung basierende militärische Konfrontation schrecklich wäre und zu vielen Opfern führen würde. Aber wir werden keinen Moment zögern, unser Territorium zu verteidigen.“ Die Führung in Teheran betont seit Tagen, nichts mit den Attacken zu tun zu haben.

Woher kam der Angriff?

Präsident Hassan Ruhani bezeichnet die Angriffe als Akt der „Selbstverteidigung“ der Huthi-Milizen, die im Jemen gegen die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz kämpfen. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass der Angriff auf die Ölanlagen vom Jemen aus erfolgte.

Amerika und die Saudis sind sich vielmehr sicher, dass die bewaffneten Drohnen und Raketen aus Richtung Norden kamen – also aus dem Iran oder dem Irak. Im Irak könnten Teheran-treue schiitische Milizen für den Beschuss verantwortlich sein. Sie verfügen im Süden des Landes über großen Einfluss – an der Grenze zu Saudi-Arabien.

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