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Kann in Sachsen nicht mehr jeder Corona-Patient angemessen behandelt werden?

© imago images/epd

Dramatische Lage in Corona-Hotspot Sachsen: Klinik musste laut Arzt schon mehrmals Triage anwenden

In einer Zittauer Klinik sollen Ärzte vor der Frage gestanden haben: Wer kann noch beatmet werden – und wer nicht? Die Einrichtung liegt im Corona-Epizentrum.

Einem Bericht zufolge standen Ärzte in Sachsen vor einer schweren Entscheidung: Welcher Corona-Patient wird behandelt? Wer bekommt Sauerstoff und wer nicht? Sie mussten also das sogenannte „Triage“-Verfahren anwenden (von dem französischen Wort „trier“ gleich sortieren).

Gegenüber „t-online“ sagte Mathias Mengel, Ärztlicher Direktor des Klinikums Oberlausitzer Bergland in Zittau im Landkreis Görlitz: „Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht.“ Zuvor hatte Mengel in einem Online-Bürgerforum die Triage angesprochen. Im Landkreis Görlitz, zu dem auch Zittau gehört, beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell sogar 693,1.

Ein kleines Team entscheide darüber kurzfristig. Patienten, die nicht versorgt werden könnten, für die werde versucht, eine Verlegung zu organisieren. „Aber wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf“, sagte er weiter.

Das Oberlausitzer Bergland-Klinikum wollte sich zu den Aussagen bisher nicht äußern. Man prüfe die Berichte zu einer möglichen Triage, sagte eine Sprecherin des Gesundheitszentrums des Landkreises Görlitz, zu dem das Krankenhaus gehört.

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Dass die Lage in Sachsen ernst ist, bestätigte der „Zeit“ auch der Ärztliche Direktor des Helios-Klinikums im erzgebirgischen Aue. Jan Wallenborn sorge sich laut Bericht um die Frage, was passiere, wenn der Lockdown keine Wirkung zeige.

In den nächsten Woche könne eine Diskussion darüber entstehen, ob „schwer kranken Menschen im höchsten Lebensalter, über 90 Jahre alt und vielleicht sogar schon dement, für die letzten Stunden ihres Lebens noch in die Klinik gebracht werden?“ Weiter sagte er: „Nimmt man damit nicht jemandem, der 45 Jahre alt und schwer an Covid-19 erkrankt ist, das Intensivbett weg?“ Das Klinikum in Aue verfüge nur über 20 Beatmungsbetten. Anfang der Woche seien 19 allein mit Corona-Patienten belegt gewesen.

Sachsen zählt aktuell zu einem der von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Bundesländer. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt hier nach Tagesspiegel-Berechnungen bei 463,4 – so hoch wie in keinem anderen Bundesland in Deutschland. Der harte Lockdown begann dort statt am Mittwoch schon am Montag dieser Woche.

Die steigenden Zahlen führen auch zu einer angespannten Situation in den Kliniken: Die Zahl der freien Intensivbetten sinkt. Stand Mittwoch sind nur noch 167 Betten frei. Pfleger und Ärzte kommen an ihre Belastungsgrenzen. (mit dpa)

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