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US-Präsident Donald Trump bei der Verleihung der Freiheitsmedaille an den Golfstar Tiger Woods im Weißen Haus.

© SAUL LOEB/AFP

Donald Trump ehrt Tiger Woods: Auszeichnung für einen guten Geschäftsfreund

Der US-Präsident verleiht dem Golfstar Tiger Woods die Freiheitsmedaille. Dabei ignoriert er Bedenken wegen ihrer geschäftlichen Verbindungen.

Man mag es kaum für möglich halten, aber es gibt sie noch. Diese Momente, in denen es im Weißen Haus einmal nicht um Politik geht, in denen der US-Präsident öffentlich spricht, ohne dass er ausfällig wird, provoziert oder sich von unangenehmen Fragen der anwesenden Journalisten provoziert fühlt.

Der Montagabend im präsidentiellen Rosengarten war so ein Moment, als Donald Trump den Golf-Star Tiger Woods mit der Freiheitsmedaille des Präsidenten, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, ehrte.

Nun mag zu diesem unpolitischen Moment vor allem beigetragen haben, dass die Pressevertreter bei solchen Veranstaltungen gebührend auf Abstand gehalten werden, keine Fragen zugelassen waren. Selbst das Nachhaken des für sein hartnäckiges Auftreten bekannten CNN-Korrespondenten Jim Acosta verwehte ungehört in der lauen Abendluft.

Dabei hätte es genug Fragen an Donald Trump gegeben. Zum Beispiel die nach dem Grund für die Eskalation im Handelsstreit mit China. Oder die, wie er die genau zeitgleich bekannt gewordene Weigerung seines Finanzministers Steven Mnuchin, die privaten und geschäftlichen Steuererklärungen des Präsidenten auch weiterhin nicht zu herauszugeben, eigentlich rechtfertigt.

Eine Entscheidung der Regierung in einer hoch politischen Auseinandersetzung, den die Demokraten womöglich gewillt sind, bis vor dem Obersten Gericht auszutragen. Dazu muss man wissen, dass Trump der erste amerikanische Präsident seit Richard Nixon (1969 bis 1974) ist, der seine Steuererklärung geheim hält. Die Amtszeit dieses Vorgängers nahm bekanntlich kein gutes Ende.

"Ein Symbol für amerikanische Exzellenz"

Aber diese halbe Stunde am Montagabend war nur Trumps Freund Tiger Woods gewidmet, der vor drei Wochen ein unglaubliches Comeback hingelegt hatte – und das wird Trump gerade Recht gewesen sein. So konnte der präsidentielle Hobbygolfer in seiner Laudatio Woods ungestört als "einen der größten Athleten in der Geschichte des Sports" und als "eine wahre Legende" würdigen.

Die Leistung des 43-Jährigen sei "eines der unglaublichsten Comebacks, die Golf oder irgendeine Sportart jemals gesehen haben", fügte Trump an. Dieser sei ein "weltweit ein Symbol für amerikanische Exzellenz".

Sportlich gesehen wird ihm da keiner widersprechen, hatte Woods doch im April im Augusta National Golf Club den 15. Major-Sieg seiner Karriere gefeiert – 14 Jahre nach seinem bis dahin letzten Erfolg. Trump verwies auch darauf, wie Woods in der Vergangenheit Verletzungen und andere Hindernisse besiegt habe, um wieder an die Spitze zu kommen.

"Tiger hat den unglaublichen Schmerz bekämpft und sich wieder den ganzen Weg an die Spitze des Golfs gekämpft." So ein Kampfeswille imponiert Menschen weltweit genauso wie dem Präsidenten, der als Immobilienunternehmer mit Pleiten vertraut ist. Sympathie empfindet er bestimmt auch, weil die Golf-Legende zeitweise ebenso negative Schlagzeilen ertragen musste wie er selbst, Stichwort Sexskandal.

Tiger Woods kämpfte mit den Tränen

Woods reagierte sichtlich gerührt ob der großen Ehre, kämpfte gar mit den Tränen. Verständlich, werden doch mit der Freiheitsmedaille nach Angaben des Weißen Hauses Menschen gewürdigt, die einen bedeutenden Beitrag "für die Sicherheit oder das nationale Interesse der USA, den Weltfrieden und kulturelle oder andere bedeutsame öffentliche Belange" geleistet haben, so zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im Jahr 2011 von Trumps Vorgänger Barack Obama damit ausgezeichnet wurde. Diese Ehrung sei eine "unglaubliche Erfahrung", sagte Woods.

So unbestritten sich der wohl größte Golfer aller Zeiten diese Würdigung verdient hat, so sehr zeigten sich amerikanische Medien aber auch verwundert über die Tatsache, dass Trump damit jemanden auszeichnete, mit dem er nicht nur befreundet, sondern auch geschäftlich verbunden ist. Der Präsident, der nach eigener Aussage immer treu zu Woods gestanden hatte, verspricht sich von dessen Berühmtheit Ausstrahlung auf sein eigenes Unternehmen.

Trump besitzt mehrere Golfplätze in den USA und anderen Ländern, in der Vergangenheit hat er auch mehrfach mit Tiger Woods gespielt. Wie eng die Verbindung ist, hat die "New York Times" kurz vor der Verleihung aufgeschrieben. So hat Trump in seiner Anlage "Trump National Doral Miami" eine Villa nach dem Golfer benannt. 2014 verkündete er, dass Woods einen Golfplatz in Dubai designen werde, Teil eines Luxus-Großprojekts, gemanagt von – Überraschung – der Trump Organization.

Aber Fragen standen ja an diesem Abend nicht auf dem Programm. Und dass mit Woods auch einer der erfolgreichsten afroamerikanischen Athleten die Einladung ins Weißen Haus angenommen hat, ist Balsam auf Trumps sportbegeisterte Seele. Viele andere Profis haben diese "Ehre" abgelehnt.

Gut zu beobachten wird das wieder am kommenden Donnerstag sein, wenn der Präsident die nächsten Spitzensportler auszeichnet, die Meister-Baseball-Spieler der Boston Red Sox. Die Gewinner der World Series werden alles andere als vollzählig und vor allem auch ohne ihren Manager Alex Cora erscheinen. Der Puerto-Ricaner ist erbost darüber, wie die US-Regierung mit seiner Heimat, ein Außengebiet der Vereinigten Staaten, umgegangen ist, seit der Hurrikan Maria die Insel im September 2017 verwüstet hat.

Trump wird das am Donnerstag aller Voraussicht nach aber nicht thematisieren. Auch dann soll wieder nur der Sport im Vordergrund stehen. Politischen Streit gibt es ja ansonsten genug.

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