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Die Vorderseite der Medaille des Friedensnobelpreises.

© Berit Roald/Scanpix Norway/dpa

Update

„Dies ist ein stolzer Moment“: Friedensnobelpreis geht an das Welternährungsprogramm

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen erhält den Friedensnobelpreis 2020. Dies gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt.

Es ist der Höhepunkt der alljährlichen Nobelpreis-Verkündungen: Wenn der renommierteste Friedenspreis der Erde vergeben wird, dann schaut die Welt für einen Moment nach Oslo. Dort ehrt man nun eine UN-Organisation, die sich dem Kampf gegen Hunger verschrieben hat. Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt.

Die UN-Organisation werde damit unter anderem für ihre Bemühungen im Kampf gegen den Hunger sowie ihren Beitrag zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten ausgezeichnet, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Preis-Bekanntgabe. Das WFP sei eine entscheidende Kraft bei den Bemühungen, um Frieden in Konfliktregionen zu schaffen.

Als größte humanitäre Organisation weltweit versorgte das Welternährungsprogramm 2019 fast 100 Millionen Menschen in 88 Ländern mit Lebensmitteln. Das WFP sei in der Lage, auch schwer zugängliche Regionen, etwa in Syrien oder im Jemen zu erreichen, erklärte das Nobelkomitee.

In der Coronavirus-Pandemie sei die Zahl der Hungernden stark gestiegen. „Bis zu dem Tag, an dem wir einen medizinischen Impfstoff haben, ist Nahrung der beste Impfstoff gegen Chaos“, sagte Reiss-Andersen. Das Welternährungprogramm spiele eine entscheidende Rolle dabei, Ernährungssicherheit zu einem Werkzeug des Friedens zu machen.

„Dies ist ein stolzer Moment“, sagte WFP-Sprecher Tomson Phiri. Er war in einer Pressekonferenz gerade dabei, über die Arbeit des WFP im Sudan berichten, als der Preisgewinn bekannt wurde. Der Preis sei eine Anerkennung sowohl für die Mitarbeiter als auch die vielen freiwilligen Helfer und Helferinnen in aller Welt. „Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt“, sagte er.

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Das WFP habe trotz der weltweiten Reisebeschränkungen Hungrige versorgt. „Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt“, sagte er. Das WFP hat Flugzeuge gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für das WFP befördern, nicht mehr geflogen waren.

Benannt sind die Nobelpreise nach dem schwedischen Chemiker und Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Er hielt in seinem Testament fest, dass sein Nachlass die finanzielle Grundlage für fünf internationale Preise in den Sparten Physik, Chemie, Literatur, Medizin und Frieden werden solle. 1968 wurde in Erinnerung an Nobel zudem ein Wirtschaftspreis ins Leben gerufen.

Der Friedenspreis soll, so Nobels Letzter Wille, an jenen verliehen werden, der die beste Arbeit für mehr Brüderlichkeit zwischen Nationen geleistet hat, das Militär abgeschafft oder Friedenskongresse veranstaltet hat.

David Beasley, Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms.
David Beasley, Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms.

© Andrea Lindner/dpa

Während vier Nobelpreise von schwedischen Nobelkomitees vergeben werden, bestimmte der Stifter zudem, dass der Friedensnobelpreisträger von fünf Mitgliedern des norwegischen Parlaments ausgesucht wird. Die Höhe des Preisgeldes richtet sich nach dem aktuellen Vermögen der Nobelstiftung. Bei der erstmaligen Verleihung lag es bei 150.800 Schwedischen Kronen. In diesem Jahr ist die Auszeichnung mit zehn Millionen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert.

Besonders berühmte Träger des Friedensnobelpreises waren Nelson Mandela (1993), Barack Obama (2009), Mutter Teresa (1979) und Albert Schweitzer (1952). 2017 ging er an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN).

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Im vergangenen Jahr war der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed ausgezeichnet worden, der damit vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden war.

Für Abiys Nachfolge waren mehr als 300 Kandidaten im Rennen. 211 Persönlichkeiten sowie 107 Organisationen waren nach Angaben des norwegischen Nobelkomitees fristgerecht für den diesjährigen Preis vorgeschlagen worden. Das entspricht der vierthöchsten Zahl an Nominierungen jemals, liegt jedoch deutlich unter dem Spitzenwert von 376 Nominierten aus dem Jahr 2016.

Der Friedensnobelpreisträger wird im Gegensatz zu den anderen Nobelpreisträgern nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, eigentlich auch überreicht. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist diesmal aber unklar, ob der Preisträger nach Norwegen reisen kann oder digital zur Preisvergabe zugeschaltet wird. Die feierliche Preiszeremonie wird auch nicht wie üblich im Osloer Rathaus, sondern in deutlich kleinerem Rahmen in der Aula der Universität der Stadt stattfinden. (KNA, dpa)

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