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US-Präsident Donald Trump spricht im Weißen Haus über das Wahlergebnis

© REUTERS/Carlos Barria

Die Wirtschaft kommt an erster Stelle: Warum so viele Amerikaner für Donald Trump gestimmt haben

Nachwahlbefragungen zeigen: Corona hat die Entscheidung der Wähler gar nicht so stark beeinflusst. Im Vergleich zu 2016 legt Trump auch bei Minderheiten zu.

Von Ragnar Vogt

Noch steht nicht fest, wer die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hat - Amtsinhaber Donald Trump oder Herausforderer Joe Biden. Klar ist aber schon jetzt, dass das Ergebnis deutlich knapper ist, als von Wahlforschern vorhergesehen

Bidens prognostizierte deutliche Führung in vielen umkämpften Bundesstaaten ist nicht mehr vorhanden. Die Wahl entscheidet sich in einigen wenigen Battleground States - und dort liegen die beiden Kontrahenten beinahe gleichauf.

Das zeigt einmal mehr, wie tief gespalten die USA sind. Wo der Riss verläuft, sieht man deutlich an den Nachwahlbefragungen vom Wahltag. Eine besonders ausführliche Auswertung dazu hat die „Washington Post“ veröffentlicht

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Die Zeitung hat nicht nur Menschen befragt, vom Wählen aus den Wahllokalen kamen. Es wurde zudem berücksichtigt, dass an diesem Wahltag die Briefwahl eine große Rolle spielt – viele nutzten die Möglichkeit, um in der Coronakrise nicht ins Wahllokal gehen zu müssen. Solche Wähler wurden per Telefon befragt.

US-Wahl: Welche Themen waren entscheidend? 

Insgesamt nannten Wähler die Wirtschaft als wichtigstes Thema (35 Prozent), gefolgt von Rassismus (20 Prozent) – erst an dritter Stelle kam die Pandemiebekämpfung (17 Prozent). An vierter und fünfter Stelle kam mit jeweils elf Prozent die Kriminalitätsbekämpfung und das Gesundheitssystem.

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Die Bedeutung der Ökonomie für die Wähler könnte erklären, warum Trump auch bei dieser Wahl besser abgeschnitten hat, als gedacht. Denn die 35 Prozent der Wähler, für die die Wirtschaft das wichtigste Thema war, wählten mit großer Mehrheit Trump (82 Prozent). Biden führte dagegen bei Wählern, die den Rassismus als entscheidend werteten (91 Prozent), den Kampf gegen Covid-19 (82 Prozent) und auch das Gesundheitswesen (63 Prozent)

Die „Washington Post“ fragte zudem, ob die Pandemiebekämpfung Vorrang vor der Wirtschaft haben sollte. 51 Prozent stimmten dem zu. Dagegen sagten 42 Prozent, die Konjunktur solle Priorität haben. 

Auch hier zeigten sich deutliche Unterschiede beim Wahlverhalten: Wer eine Pandemiebekämpfung auch zulasten der Wirtschaft wünscht, der stimmte in der Regel für Biden (81 Prozent). Wer dagegen sagte, die Konjunktur sollte Vorrang haben, der stimmte für Trump (76 Prozent). 

US-Präsidentschaftswahl: Wer ist der typische Trump-Wähler? 

Ein Trump-Wähler ist – wie schon 2016 – männlich, weiß, älter, religiös, ohne Hochschulabschluss. Die typische Biden-Wählerin dagegen ist weiblich, person of colour, jung, gebildet und ohne Religionszugehörigkeit. 

Bei Männern liegt Trump knapp mit 49 Prozent vor Biden (48 Prozent). Bei Frauen dagegen schneidet Biden (56 Prozent) deutlich besser ab als Trump (43 Prozent). 

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Weiße wählten Trump mit deutlicher Mehrheit (57 Prozent). Nichtweiße dagegen stimmten mit 72 Prozent für Biden. Bei den Schwarzen war die Führung des demokratischen Herausforderers am deutlichsten (87 Prozent), bei Asiaten am geringsten (63 Prozent).

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Auch bei den Latinos lag Biden deutlich vorne (66 Prozent) - interessant wird es aber, wenn man auf Bundesstaatenebene geht: In den beiden umkämpften Staaten Georgia und Florida konnte laut „Washington Post“ Trump bei Bürgern mit Wurzeln in Lateinamerika hinzugewinnen im Vergleich zur Wahl 2016. Ein Effekt, der ihm zumindest in Florida geholfen haben könnte, den Staat für sich zu gewinnen.

Junge Menschen haben mehrheitlich Biden gewählt. Selbst in der Altersgruppe 45 bis 64 liegt der Demokrat (50 Prozent) knapp vor dem Republikaner (49 Prozent). Erst bei den Über-64-Jährigen führt Trump (51 Prozent).

Eine Rolle für die Wahlentscheidung spielte auch die Ausbildung. Die Wähler mit einem College-Abschluss stimmten mehrheitlich für Biden (55 Prozent). Bei den Abstimmenden ohne solche Schulbildung gab es einen Gleichstand zwischen Biden und Trump (beide 49 Prozent). 

Interessant sind auch die Unterschiede bei der Religionszugehörigkeit. Trump führte bei Protestanten (68 Prozent) und Katholiken (62 Prozent). Zu den Protestanten werden auch Evangelikale gezählt, die oftmals besonders konservativ in den USA sind. 

Für das gute Abschneiden in diesen Gruppen könnte es eine Rolle gespielt haben, dass sich Trump auf die Seite der Abtreibungsgegner geschlagen hat, und dass er bei seinen Berufungen für den Supreme-Court Richter ausgewählt hat, die ebenfalls diese Position vertreten. Bei den US-Bürgern ohne Religionszugehörigkeit dagegen liegt Biden mit 56 Prozent deutlich vor Trump mit 36 Prozent.  

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