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Eine Flugzeug in Miami.

© CHANDAN KHANNA / AFP

„Die US-Regierung schadet sich selbst“: Tourismus in den USA für EU-Bürger weiter unmöglich

An den coronabedingten US-Einreisebschränkungen wird sich für EU-Bürger bis auf Weiteres nichts ändern. Die Enttäuschung darüber ist groß.

Wer von Deutschland in die USA einreisen will, hat es nicht leicht. Ohne US-Staatsbürgerschaft, Familienbande in den USA oder einen sonstigen zwingenden Reisegrund geht nichts. Das bedeutet, dass Tourismus in den USA seit dem Beginn der Pandemie Anfang 2020 für EU-Bürger weiterhin unmöglich ist. Nun ist klar, dass sich an den coronabedingten Reisebeschränkungen für die meisten Bürgerinnen und Bürger aus der EU bis auf Weiteres nichts ändern wird.

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Wie die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, erklärte, sollen die bestehenden Beschränkungen für Reisende aus der EU, Großbritannien und anderen Staaten vorerst bestehen bleiben. Zur Begründung verwies sie auf die zunehmende Verbreitung der Delta-Variante in den USA und im Ausland.

In der EU wurde die Ankündigung mit Enttäuschung aufgenommen – schließlich hatte die Gemeinschaft ihrerseits bereits im vergangenen Monat beschlossen, dass für US-Touristen wieder ein Urlaub am Mittelmeer oder in Paris möglich ist. Die Ungleichbehandlung seitens der USA „trifft Touristen, aber natürlich auch Unternehmen und Dienstleister“, sagte Bernd Lange (SPD), der Vorsitzende des Handelsausschusses des EU-Parlaments, dem Tagesspiegel. Deshalb habe er jüngst bei einer Reise der USA-Delegation des Europaparlaments seinen Gesprächspartnern in den Vereinigten Staaten deutlich gemacht, dass der Travel Ban „nicht akzeptabel“ sei.

Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, David McAllister, sagte, es sei „sehr bedauerlich“, dass die US-Administration die bestehenden Beschränkungen für Reisende aus der EU verlängert habe. „Es geht nicht nur um touristische Reisen, sondern insbesondere auch um gravierende Herausforderungen für die Wirtschaft“, sagte der CDU-Politiker weiter.

BDI: Firmen haben Probleme bei Entsendung von Mitarbeitern

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kritisierte die Entscheidung von US-Präsident Joe Biden, die Einreisebeschränkungen zumindest noch für die kommenden Wochen aufrecht zu erhalten. „Mit den Einreisestopps schadet sich die US-Regierung selbst und anderen“, erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Deutsche Unternehmen, insbesondere mit Tochtergesellschaften in den USA, hätten derzeit große Probleme, ihre Mitarbeiter in die USA zu entsenden oder ihre Rückkehr dorthin sicherzustellen, gab Lang zu bedenken. Deutsche Unternehmen sind nach Angaben des BDI mit rund 860.000 Arbeitsplätzen der drittgrößte ausländischen Arbeitgeber in den USA.

US-Präsident Biden hatte zwischendurch Hoffnungen auf eine Aufhebung der Reisebeschränkungen gemacht.
US-Präsident Biden hatte zwischendurch Hoffnungen auf eine Aufhebung der Reisebeschränkungen gemacht.

© Susan Walsh/dpa

Das Einreiseverbot war im März 2020 auf beiden Seiten des Atlantiks sowohl von der EU als auch von den USA – damals noch in der Amtszeit von Donald Trump –  angeordnet worden. Nach der Amtsübernahme von US-Präsident Biden hatten die EU und die USA eine gemeinsame Expertengruppe zur Lockerung der bestehenden Beschränkungen eingerichtet.

Nach den Angaben eines Sprechers der EU-Kommission tagte das Gremium zuletzt am 9. Juli, einen Folgetermin gebe es bislang noch nicht. Es gebe aber „gute Gründe“, die Beschränkungen für Reisende aus Europa fallen zu lassen, sagte er weiter.

Zu Beginn des Jahres lagen die USA bei den Impfraten noch weit vor der Europäischen Union, aber inzwischen hat die Gemeinschaft   aufgeholt. Während in den USA derzeit 49 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft sind, beträgt die entsprechende Rate in der EU   46 Prozent. Vor diesem Hintergrund war zuletzt beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Mitte des Monats in Washington Hoffnung auf ein baldiges Ende des Travel Ban aufgekeimt. Sein Covid-Team überprüfe gerade das Einreiseverbot für Europäer, hatte Biden seinerzeit erklärt.

Doch statt einer Lockerung verfolgt die US-Regierung nun doch wieder einen restriktiveren Kurs. Denn das US-Außenministerium gab am Montag angesichts der hohen Infektionszahlen nicht nur eine Reisewarnung für Kirgistan heraus, sondern auch für die EU-Staaten Spanien, Portugal und Zypern.

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