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Herman Cain bei einer Wahlkampfveranstaltung 2012 in South Carolina.

© Chris Keane/REUTERS

Die Unverbesserlichen: Warum führende Republikaner sich immer noch gegen die Maskenplicht stemmen

Der ehemalige republikanische Präsidentschaftsbewerber Herman Cain ist an Covid-19 gestorben. Führt das zu einem Umdenken bei Konservativen?

Der Tod des ehemaligen republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Herman Cain infolge einer Covid-19-Erkrankung hat die Republikaner einmal mehr mit der Realität der Pandemie konfrontiert. Am Montag war bereits Robert O’Brien, der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump positiv auf das Virus getestet worden.

Cain, ebenfalls ein bekennender Trump-Anhänger, habe in den vergangenen Wochen die Bedrohung der Pandemie selbst immer wieder relativiert, berichtet die "New York Times" (NYT).

Er sei ein "maskenloser Wissenschaftsskeptiker, der offen, wenn nicht gar aggressiv, die Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens verachtete", beschreibt die Zeitung den Mann, der sich 2012 erfolglos um die Kandidatur der Republikaner für die Präsidentenwahl beworben hatte. Am Donnerstag starb er im Alter von 74 Jahren in einem Krankenhaus Atlanta.

US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter, er und First Lady Melania hätten Cain „geliebt“. Er habe der Familie des Verstorbenen telefonisch sein Beileid ausgedrückt. Cain sei „eine kraftvolle Stimme der Freiheit“, ein Patriot und ein großartiger Freund gewesen. Trump soll Cain zeitweise auch als möglichen Kandidaten für das Direktorium der US-Notenbank in Erwägung gezogen haben.

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Der Tod von Cain zeige wie sehr die republikanische Herangehensweise für die gegenwärtige Situation in den USA verantwortlich sei, schreibt die "New York Times". Mehr als 150.000 Amerikaner seien an einer Pandemie gestorben, die in Teilen des Landes wüte, in denen sich konservative Amtsinhaber dagegen sträuben würden, Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu ergreifen.

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Dazu gehören auch Orte wie Tulsa, in Oklahoma, wo Cain im Juni an einer umstrittenen Wahlkampfveranstaltung des Präsidenten teilnahm. Cain hatte seine Missachtung der Sicherheitsvorkehrungen auf dem sozialen Netzwerk Instagram dokumentiert, kurz bevor er positiv auf das Virus getestet wurde. Auf einem Foto zeigte sich Cain dicht an dicht mit Unterstützern der "Black Voices for Trump"-Kampagne in der Wahlkampfarena.

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"Mit Geschlossenheit, den steigenden Todeszahlen in ihren eigenen Hinterhöfen zum Trotz, haben die Republikaner auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene die Bedrohung des Virus vehement negiert. Sie haben den Rat von Experten abgelehnt und stattdessen auf Prinzipien gesetzt, von denen sie sagten, dass sie ebenso wichtig seien: Konservative Werte der wirtschaftlichen und persönlichen Freiheit", heißt es in der NYT.

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Fraglich bleibt nun, ob der Tod eines Verbündeten, die Republikaner ihren Corona-Kurs überdenken lässt.

Evan McMullin, der 2016 als Drittkandidat gegen Trump kandidierte, glaubt nicht daran. Auf Twitter schrieb er, dass Cain "das erste hochrangige Opfer der Trump-Sekte der Wissenschaftsverweigerung" sei. In einem Interview sagte McMullin der NYT, er habe wenig Hoffnung, dass dies ein Weckruf sei. "Ich wünschte, das wäre der Fall."

Viele Wähler, die den Präsidenten unterstützen, würden sich in einer völlig anderen, alternativen Informationsumgebung aufhalten, in der die Nachricht vom Tod Herman Cains - sein Besuch bei der Trump-Kundgebung, seine Entscheidung, keine Maske zu tragen - sie nicht erreichen werde.

Republikanisch dominierte Bundesstaaten besonders betroffen

Von dem rasanten Anstieg der Infektionszahlen in den vergangenen Wochen sind vor allem die südwestlichen Bundesstaaten Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama, Georgia und Florida betroffen. Bis auf Louisiana sind diese Bundesstaaten alle republikanisch dominiert. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat sich bislang strikt geweigert, eine Maskenpflicht für den Bundesstaat einzuführen, obwohl in dem Bundesstaat inzwischen jeder 50. Einwohner infiziert sein soll.

In Georgia hatte der republikanische Gouverneur Brian Kemp seinen Bürgermeistern verboten, eine Maskenpflicht anzuordnen. Gegen die Bürgermeisterin von Atlanta reichte er gar eine Klage ein, als sie sich über das Verbot hinwegsetzte.

Präsident Trump hatte die vom Virus ausgehende Gefahr lange heruntergespielt - und auch eine Maskenpflicht für unnötig erklärt. In der vergangenen Woche hatte er sich plötzlich mit Maske gezeigt und eingelenkt: "Ob Sie die Maske mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung."

Das erste Foto von Präsident Trump mit Mund-Nasen-Bedeckung.
Das erste Foto von Präsident Trump mit Mund-Nasen-Bedeckung.

© Patrick Semansky/dpa

Gleichzeitig hatte der Präsident aber am Montag erneut Tweets weiter verbreitet, in denen das Malariamittel Hydroxychloroquin als aussichtsreiches Corona-Medikament anpriesen wurde. Zudem wurde in einem der Tweets dem obersten Seuchenexperten Anthony Fauci und den Demokraten vorgeworfen, den Einsatz des Medikaments zu Behandlung der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 zu behindern.

Die US-Medikamentenaufsicht hatte im vergangenen Monat nach mehreren kritischen Studien die Zulassung für das Mittel zurückgezogen. Der Kurznachrichtendienst Twitter hatte Trumps Beiträge daraufhin gelöscht. Am Dienstag beklagte Trump während einer Pressekonferenz: "Niemand mag mich." Weiter beschwerte er sich darüber, dass Anthony Fauci populärer sei als er selbst. "Dies muss an meiner Persönlichkeit liegen", sagte der Präsident.

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