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Immer weniger zurück gibt es beim Zahlen an der Supermarktkasse: Lebensmittelpreise steigen.

© Armin Weigel/dpa/picture alliance

Die steigende Inflation und die Euro-Stabilität: Die EZB agiert wie ein schlechter Koch

Die Währungshüter agieren nach dem Motto "Weil die Suppe früher fad war, versalzen wir sie in Zukunft". Lässt sich so der stabile Euro verteidigen, wenn es nötig wird? Ein Zwischenruf.

Ein Zwischenruf von Ursula Weidenfeld

Eine Inflationsrate von nahe vier Prozent, ist das normal? „Seid unbesorgt“, schallt es aus der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Es gebe keinen Grund zur Aufregung und schon gar keinen, über eine straffere Geldpolitik nachzudenken. Doch die laute Gelassenheit der Notenbanker ist verdächtig. Sie überdeckt die entscheidende Frage, ob sich die Stabilität des Euro verteidigen lässt, wenn es nötig wird.

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Es mag sein, dass die europäische Währung jetzt vor allem durch die Konjunkturprogramme von 2020 weich wird. Die befristete Mehrwertsteuersenkung führte in diesem Jahr automatisch zu höheren Preisen. Die Rechnung für Öl und Gas ist nicht nur wegen der weltweit höheren Nachfrage gestiegen, sondern auch wegen der neuen CO2-Steuer. Doch der andere Teil der Geldentwertung sollte die Geldpolitiker alarmieren.

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Die Preise in der Gastronomie und bei personenbezogenen Dienstleistungen steigen stark, die für knappe Industrieprodukte wegen der Chipkrise auch. Im überlasteten Baugewerbe wird nicht mehr nach dem Preis für einen Auftrag gefragt, sondern, ob er überhaupt erledigt wird. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Juli auf das Vorkrisenniveau gesunken, überall fehlt Personal. An der Börse und auf Immobilienmärkten nährt sich das Feuer längst selbst. Das sind Zeichen einer Überhitzung.

Die EZB macht sich von der Fed abhängig

Normalerweise würde die Notenbank jetzt das Werkzeug in Ordnung bringen, um die gigantischen Anleihekaufprogramme zu beenden und die Geldpolitik zu straffen. Doch die EZB macht das Gegenteil. Wie die US-Notenbank Fed gibt sie ihr Inflationsziel von zwei Prozent oder darunter auf und strebt nur noch einen Näherungswert an, der über eine längere Zeitperiode erreicht werden soll. Die EZB macht sich von der Fed abhängig, um die Konjunktur und die Exportaussichten nicht zu bremsen.

Die Logik beider Zentralbanken ähnelt der eines schlechten Kochs. Weil er in der Vergangenheit zu wenig Salz an die Suppe gegeben hat, wird das Gericht in den kommenden Jahren regelmäßig versalzen. In der Summe hat die Dosis ja gestimmt, erklärt auch der miserable Küchenchef.

Die EZB hat seit der Finanzkrise Aufgaben übernommen, für die sie nicht gemacht ist. Sie hat die Staatsfinanzierung besorgt, den Interessenausgleich zwischen den Euroländern finanziert, das Auseinanderbrechen der Eurozone verhindert. Ihren Auftrag, die Geldwertstabilität zu sichern, hat sie darüber vernachlässigt. Das ändert sich jetzt. Ob die EZB aber noch eigenständig handeln kann, ist ungewisser denn je.

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