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Auch bei den Lebensmittelpreise gibt es nur eine Richtung: nach oben.

© Christoph Soeder/dpa

Die Regierung und die Inflation: Hohe Preise haben ihren Preis

Alles wird teurer. Ob die Entlastungpakete wirken, ist zumindest fraglich. Die Inflation könnte sogar der Regierung gefährlich werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ein Gespenst geht um: die Inflation! Eines, das unter allen Umständen und überall Schrecken verbreitet – in der Politik, der Wirtschaft, aber vor allem beim Bürger. Die Verbraucherpreise erklimmen neue Höhen, die sogenannte Teuerung liegt nur noch ganz knapp unter acht Prozent. Eine Inflationsrate in dieser Höhe gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie, in Westdeutschland zuletzt 1973.

Kurzfristig wird es nicht viel besser werden. Wie auch, wo doch der Krieg in der Ukraine weiter wütet, die Energiepreise steigen, im Mai um 38,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dazu die Lieferengpässe wegen der Corona-Pandemie; sie haben dazu geführt, dass zum Beispiel Nahrungsmittel mehr als elf Prozent teurer geworden sind.

Die Entlastungspakete, die für private Haushalte wie für Unternehmen den Preisanstieg etwas mildern sollen, werden bis Herbst Wirkung entfalten. Doch die Hoffnung, dass unter anderem der Tankrabatt hilft, die Inflationsrate grundlegend zu stoppen, ist genau das – eine Hoffnung. Es gibt genügend Experten, die skeptisch sind.

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Die Vorhersagen sind entsprechend: düster. Importe aus anderen Ländern als Alternative zu russischem Gas und Öl sind teuer; und sie müssen auch erst einmal unter Dach und Fach gebracht werden. Dazu steht wegen unterbrochener Liederketten durch Corona immer wieder mal die Produktion still. Engpässe sind die Folge.

Tanken geht ebenfalls richtig ins Geld.
Tanken geht ebenfalls richtig ins Geld.

© picture alliance/dpa

Und wo die Nachfrage höher ist als das Angebot, steigen die Preise. Im Lebensmitteleinzelhandel etwa werden Preissteigerungen von fast elf Prozent übers Jahr gerechnet erwartet, was pro Person jährlich über 250 Euro mehr heißen würde. Was das für private Haushalte bedeutet – nicht auszudenken.

Auch höhere Tariflöhne haben in den vergangenen Monaten Einbußen für Beschäftige nicht verhindert. Das Wort vom Wohlstandsverlust macht in der Republik die Runde. Was heißt: Der zusätzliche Schaden kann zu einer Hausse der Politikverdrossenheit führen, die Aktien der Regierenden könnten dramatisch fallen.

Finanzminister Christian Lindner will kommendes Jahr wieder die Schuldenbremse einhalten.
Finanzminister Christian Lindner will kommendes Jahr wieder die Schuldenbremse einhalten.

© Lisi Niesner/Reuters

Und so sagt der ohnehin gebeutelte Finanzminister Christian Lindner von der FDP denn auch, dass der Kampf gegen die Inflation sein nächstes großes Ziel sei: die wirtschaftliche Entwicklung stabilisieren, gegen die steigenden Preise angehen, Verantwortung gegenüber der Generation der Kinder und Enkel zeigen.

Und wie? Durch eine Politik der Knappheit. Mit der Schuldenbremse sowieso, die von 2023 wieder gelten soll, aber auch mit Hilfe der Europäischen Zentralbank. Wenn die die Zinsen erhöhen würde, würden Kredite teuer und der Konsum gebremst. Das wäre zwar weniger günstig für die Wirtschaft, aber mit der sinkenden Nachfrage gingen die Preise zurück.

Denn das ist es, was Politik zusätzlich Angst macht: Hält die hohe Inflation an, werden Arbeitnehmer daraus zu hohe Lohnforderungen ableiten. Und wozu das führt, hat sich in Westdeutschland in den 1970er Jahren gezeigt: zur Gefahr für die Regierung. Der Bundeskanzler stammte damals übrigens auch aus der SPD.

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