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Angela Merkel empfing Wolodymyr Selenski.

© Kay Nietfeld/dpa

Die Morgenlage aus der Hauptstadt: „Sie war in voller Sicherheit“

Kurze Sorge um die zitternde Kanzlerin, doch der Gast aus der Ukraine gab galant Entwarnung. Auch im Nachrichtenüberblick: die Maut und die Regierungsflotte.

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Worüber spricht die Hauptstadt? Über den Schwächeanfall von Angela Merkel. Die Kanzlerin gilt eigentlich als robust. Aber beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski gestern in Berlin fing sie an, am ganzen Körper zu zittern, während gerade die Nationalhymne erklang. Es war beunruhigend. Hinterher erklärte Merkel, nach mindestens drei Gläsern Wasser gehe es ihr jetzt wieder gut.

Das ist plausibel angesichts der Hitze in Berlin und auch nicht das erste Mal, dass Merkel so auf Dehydrierung und Wärme reagiert. Der Stimmung des Treffens tat der Vorfall keinen Abbruch. Merkel versicherte, die gegen Russland verhängten Strafmaßnahmen könnten erst enden, wenn die Krim zur Ukraine zurückkehre. Das hört Selenski gern, denn beim EU-Gipfel in dieser Woche soll es um eine Verlängerung der Sanktionen gehen. Er erklärte den Journalisten dann auch mit einem jungenhaften Lächeln, er habe während des Zitter-Anfalls neben der Kanzlerin gestanden: „Sie war in voller Sicherheit.“

Was sorgt für Streit? Nach dem Aus für die Pkw-Maut gibt es neben Spott über Verkehrsminister Andreas Scheuer Diskussionen über Alternativen. Denn es fehlen jetzt nicht nur die eingeplanten Millionen-Einnahmen für den Straßenbau-Etat. Es kann auch ohnehin sinnvoll sein, Autofahren und damit den CO2-Ausstoß teurer zu machen.

Während Finanzminister Olaf Scholz das derzeit noch offen lässt, nutzen die Grünen die Debatte, um ihre Forderung nach einem „nachvollziehbaren CO2-Preis für fossile Kraftstoffe“ zu platzieren. Die Einnahmen dieser „ehrlichen CO2-Bepreisung“ sollten „als Bürgerenergiegeld an die Bevölkerung“ zurückgezahlt werden, sagte der grüne Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler dem Tagesspiegel. Die Groko hat noch bis September Zeit, sich ein vernünftiges Konzept zu überlegen. Bis dahin soll nämlich das Klimaschutzpaket stehen.

Wer ist optimistisch? Außenminister Heiko Maas. Beim Pressefest seines Hauses konnte er Dienstagaabend sogar den dauernden und ziemlich peinlichen Pannen der Regierungsflieger etwas Positives abgewinnen. „Jetzt wird über Reisen berichtet, für die sich sonst kaum jemand interessiert.“ Oft werde die erste Meldung schon abgesetzt, bevor es überhaupt los gegangen sei. Und mit Blick auf die labile Groko sagte Maas: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in den nächsten Wochen und Monaten.“ Ist ja auch richtig: Das Regieren genießen, solange es noch währt.

Was bringt der Tag? Wenn Merkel heute in Begleitung von Ex-Außenminister Sigmar Gabriel dessen Heimatstadt Goslar besucht, bekommt sie hoffentlich genug Wasser. Der Wetterbericht prognostiziert für die 40.000-Einwohner-Stadt nämlich 28 Grad im Schatten. Passenderweise will die Schülerbewegung „Fridays for Future“ Merkels Besuch für eine Demonstration nutzen und auf den Klimawandel hinweisen.

Außerdem wird heute der evangelische Kirchentag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eröffnet. Vertreter der AfD sind übrigens nicht eingeladen, was die vorher ziemlich aufgeregt hat. Und: Christian Wulff wird 60. Obwohl seine Amtszeit einst nach weniger als zwei Jahren mit einem Rücktritt endete, ist er offenbar nicht verbittert. „Ich bin ein zufriedener Mensch“, erklärte der der dpa. Seinen Geburtstag will er mit seinen Kindern und Freunden verbringen.

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