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Eine Labormitarbeiterin bereitet eine DNA-Probe für die molekularbiologische Analyse vor.

© Sven Hoppe/dpa

Die Morgenlage aus der Hauptstadt: DNA-Fahndung – wie weit ist die Wissenschaft?

Gelöbnis vor dem Reichstag +++ Kanzlerin Merkel im Urlaub +++ Diskussion um DNA-Analysen zur Fahndung.

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Worüber redet die Hauptstadt? Über Grundschulen – und damit auch Carsten Linnemann. Der Unionsfraktionsvize meint, ein Kind ohne Deutschkenntnisse habe auf einer Grundschule nichts zu suchen. „Für mich ist es eine Binsenweisheit, dass Kinder in den Schulen der deutschen Sprache mächtig sein sollten“, sagte er meinem Tagesspiegel-Kollegen Rainer Woratschka. Alle Experten seien der Meinung, „dass fehlende Sprachkenntnisse das größte Integrationshemmnis sind“.

Der allgemeine Schulhoflärm bleibt da natürlich nicht aus: „Stimmenfang im rechten Sumpf“ wirft ihm Linken-Chefin Kipping vor. Selbst seine Parteifreundin Karin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, spricht von „populistischem Unfug“. Aber Linnemann wird gewusst haben, dass er mit solchen Sticheleien Aufmerksamkeit für sich provoziert. (Aus)rechnen kann der selbst ernannte Bildungspolitiker ja.

Wer will mehr öffentliche Gelöbnisse? Die Liberalen. Marco Buschmann steht eng an der Seite von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, zumindest bei ihrem Vorschlag für mehr öffentlich Gelöbnisse. Der FDP-Bundestagsgeschäftsführer – der erst kürzlich seine Wehrdienstverweigerung rückgängig machte – bittet Bundestagspräsident Schäuble in einer Mail, im Ältestenrat zu prüfen, ob zum Gründungstag der Bundeswehr am 12. November ein öffentliches Gelöbnis vor dem Reichstagsgebäude durchgeführt werden kann.

Zur Begründung sagte mir Buschmann: „Ein Gelöbnis vor dem Herzstück der Demokratie unterstreicht nicht nur die enge Verbindung der Bundeswehr zum Parlament, sondern stärkt auch die Anerkennung der Soldatinnen und Soldaten in der Öffentlichkeit.“ Im Weg stehen könnten dem Vorhaben aber eine Baustelle am Reichstag: Ab September rücken am östlichen Teil des Platzes der Republik die Arbeiter an.

Wer interessiert sich für Tyrannen? Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Südtiroler Hochtal Sulden schmökert sie während ihres Urlaubs in „Der Tyrann“. Darin analysiert der renommierte Philologe Stephen Greenblatt die britischen Machtkämpfe zur Zeit William Shakespeares. Auf 220 Seiten widmet er sich etwa der Niedertracht, Rohheit, Verlogenheit und Grausamkeit in dem archetypischen Tyrannendrama „Richard III.“ oder auch dem im Wahn versunkenen Willkürherrscher Lear.

Wer das Werk zumindest querliest, erkennt durchaus Parallelen zu Donald Trump – auch wenn der Name kein einziges Mal auftaucht. Doch schon der Verlag selbst bewirbt das Buch so: „Was uns Shakespeare über Trump, Putin und Co. verrät – Wie kann es sein, dass eine große Nation in die Hände eines Tyrannen fällt? Warum akzeptieren die Menschen die Lügen eines Mannes, der ihrem Land so offensichtlich schadet?“ Sicher keine leichte Lektüre für die Kanzlerin.

Wer hegt große Zweifel? Der Hallenser Abgeordnete Karamba Diaby. Der SPD-Mann – selbst promovierter Chemiker – hält die geplante Ausweitung der DNA-Analysen zur Fahndung nach Straftaten für unzuverlässig. Meiner Tagesspiegel-Kollegin Andrea Dernbach sagte er, die Fachwelt gehe davon aus, „dass die forensische DNA-Phänotypisierung technisch noch nicht so weit ist“, um kriminalistisch eingesetzt zu werden. Damit stellt er sich gegen seine Parteifreundin – Bundesjustizministerin Lambrecht.

Die will von mutmaßlichen Tätern auch die Haar-, Augen- und Hautfarbe sowie das Alter bestimmen lassen. In ihrem Gesetzentwurf heißt es, dies sei „wissenschaftlich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit möglich“. Doch wie fatal die Fehlerquote sein kann, zeigt ein prominentes Beispiel. Nach dem Kiesewetter-Mord wurde zunächst eine unschuldige Frau gesucht, deren DNA am Tatort gefunden worden war. Doch die Wattestäbchen waren verunreinigt. Begangen hatte den Mord der NSU.

Wer feiert? Matthias Arends (49, SPD, Landtag Niedersachsen); Klaus Martin Burger (61, CDU, Landtag von Baden-Württemberg); Steffen Krach (40, SPD, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung im Senat von Berlin); Günter Krings (50, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern); Sabine Leidig (58, Die Linke, Deutscher Bundestag); Gesine Lötzsch (58, Die Linke, Deutscher Bundestag); Lutz Richter (45, Die Linke, Sächsischer Landtag); Udo Schiefner (60, SPD, Deutscher Bundestag)

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