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Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens

© picture alliance/dpa/Georg Ismar

Die Morgenlage aus der Hauptstadt: „Dann wählen wir halt einen Bundestagsvizepräsidenten der AfD“

Bautzener Kandidat für SPD-Vorsitz kritisiert „Reflexe“ gegen AfD +++ Woidke peilt „Kenia“-Bündnis an +++ Politikberater: Wer die AfD wählt

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Was gibt Rätsel auf? Die Wahlergebnisse in Sachsen und Brandenburg, vor allem der Zuspruch für die AfD bei jungen Wählern, die keine DDR- und Wende-Erfahrung gemacht haben. Der Politikberater Johannes Hillje hat für die Studie „Rückkehr zu den politisch Verlassenen“ zahlreiche Gespräche geführt. Er sagt: „Es kommt auf das soziale Umfeld an.“ So hätten in städtisch geprägten Regionen junge Wähler häufiger Grün gewählt. Die AfD sei erfolgreich bei jungen Wählern in Wahlkreisen mit einem ansonsten hohen Durchschnittsalter und starker Abwanderung. „Wenn Menschen abwandern, dann schließen Läden, werden Verkehrsverbindungen eingestellt und Schwimmbäder machen zu.“ Das führe zu Enttäuschung und Unsicherheit. Zudem sei es eine Strategie von Rechtsradikalen, dort ihren Nachwuchs zu rekrutieren, wo das soziale Geflecht schwach sei. Meine Kollegen Maria Fiedler und Albert Funk haben das Phänomen analysiert.

Wo holt die AfD 50,6 Prozent? In Hirschfeld wählen so viele Menschen die Rechtspopulisten wie nirgendwo sonst in Brandenburg – aber „die gerne verwendeten Erklärungsmuster, es handele sich um einen Klageruf der Abgehängten, der Alleingelassenen und Hoffnungslosen, drängen sich in Hirschfeld nicht auf“, berichtet unser Reporter Sebastian Leber. Gepflegte Grundstücke, schöne Vorgärten, eine Kita und eine Grundschule, Gasthof, Ärztehaus, Apotheke. Und kein einziger Flüchtling. Der Ort zeigt, dass es sehr komplex ist, den Zulauf zu verstehen – einig ist man sich in Berlin nur, dass der Weg von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) der richtige ist: Ständig über die Dörfer tingeln, auch abseits von Wahlkämpfen, zuhören, Respekt zeigen, Ideen aufnehmen und umsetzen.

Wird Kenia zum neuen Trend? Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke peilt mit der CDU und den Grünen ein „Kenia“-Bündnis an. „Entscheidend ist, dass Brandenburg eine stabile und gute Mehrheit bekommt“, sagt er im Tagesspiegel-Interview. Mit dem Ausgang der Wahl im Land hätte nur die rot-schwarz-grüne „Kenia“-Koalition mit Grünen und CDU eine solide Mehrheit, während Rot- Rot-Grün mit nur einer einzigen Stimme Mehrheit regieren müsste. Auch in Sachsen könnte Ministerpräsident Kretschmer – hier unter CDU-Führung auf das Modell setzen. Wo lange Jamaika das Zukunftsbündnis war, könnte Kenia, sollten beide Koalitionen klappen, plötzlich das häufigste Landesbündnis sein, zusammen mit Schwarz-Rot und Rot-Rot-Grün – hier die aktuelle Bundesrats-Übersicht.

Wer macht einen brisanten Vorschlag? Alexander Ahrens, SPD-Oberbürgermeister von Bautzen. Er kandidiert mit Simone Lange aus Flensburg für den SPD-Vorsitz und fordert einen selbstbewussteren Umgang mit der AfD. „Wir können nicht die ganze Zeit diese Reflexe fahren, das ist eine Partei, die mir überhaupt nicht passt“, sagt er im Interview mit dem Tagesspiegel. „Dann wählen wir halt einen Bundestagsvizepräsidenten der AfD“ kritisiert er die Blockadehaltung seiner Partei im Bundestag. „Die repräsentieren immerhin eine gewisse Anzahl an Leuten, die sie gewählt haben.“ Er rede mit denen ganz normal. Und Ahrens verspricht: Gewinnen er und Lange, ist die große Koalition im Dezember Geschichte. Die SPD brauche wieder Leute, die das Leben der Bürger vor Ort kennen – statt um sich selbst kreisende Funktionäre im Raumschiff Berlin.

Wer feiert? Volker Kauder (70, CDU, Deutscher Bundestag, Glückwünsche an: volker.kauder@bundestag.de); Stefan Müller (44, CSU, Deutscher Bundestag, Glückwünsche an: stefan.mueller@bundestag.de); Dagmar Schipanski (76, CDU, Glückwünsche an: kontakt@dagmar-schipanski.de); Marc Biadacz (40, CDU, Deutscher Bundestag, Glückwünsche an: marc.biadacz@bundestag.de)

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