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Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt während einer Telefonkonferenz an seinem Schreibtisch in Moskau.

© Mikhail METZEL / SPUTNIK / AFP

„Die Manöver laufen laut Plan“: Macron veröffentlicht Protokoll von Putin-Telefonat vor Kriegsbeginn

Im Ukraine-Krieg gibt sich der französische Präsident als Mediator zwischen Putin und dem Westen. Ein Original-Mitschnitt zeigt nun, wie schwer dies war.

Kurz vor Kriegsbeginn hat der französische Präsident Emmanuel Macron mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zum Ukraine-Konflikt telefoniert, doch schon damals wirkte eine Einigung aussichtlos. Das zeigt nun ein von Frankreich veröffentlichtes Gesprächsprotokoll aus dem Telefonat.

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„Vielen Dank, Emmanuel. (…) Es ist immer eine große Freude, mich mit dir auszutauschen, denn wir haben ein Vertrauensverhältnis“, lässt Putin während des Gesprächs verlauten. Dass auch das nur strategische Freundlichkeit ist, zeigen die ausbleibenden Ergebnisse des Telefonats.

Nach Besuchen in Kiew und Moskau versucht Macron am Abend des 20. Februar laut französischen Medienberichten eine telefonische Mediation einzuleiten, um eine Eskalation des Ukraine-Konflikts abzuwehren. Gemeinsam mit vier Beratern ruft er im Kreml an, doch wird von Wladimir Putin zurückgewiesen.

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So lobte dieser zwar die Bemühungen Macrons und von Bundeskanzler Olaf Scholz, das Minsker Abkommen umzusetzen. „Aber unser lieber Kollege Selenskyj macht nichts. Er lügt.“, zitiert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Putin aus dem veröffentlichten Gesprächsprotokoll.

In dem Gespräch verweist Putin auf angebliche Forderungen nach Atombomben vonseiten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie auf Revisionsforderungen bezüglich des Minsker Abkommens vonseiten Macrons. Auf beides reagieren dieser und seine Chefberater mit erzürnter Widerrede.

Macron bemühte sich um friedliche Deeskalation

Doch der russische Präsident lässt sich nicht beirren, ignoriert die Einsprüche Macrons und verteidigt die Separatisten im Osten der Ukraine. Daraufhin erhebt Macron kurzzeitig seine Stimme. „Ich weiß nicht, wo dein Jurist studiert hat! (…) Ich weiß nicht, welcher Jurist sich zu der Behauptung versteigt, dass Gesetzestexte in einem souveränen Land von Separatisten ausgearbeitet werden.“

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Kurz darauf versucht er sich allerdings wieder zu beruhigen und spricht Putin auf eine Deeskalation an, um die er zuvor wohl auch den ukrainischen Präsidenten gebeten hatte. „Wenn wir dem Dialog eine Chance geben wollen, dann müssen wir das Spiel beruhigen. Wie siehst du die Militärmanöver?“, fragt Macron laut Gesprächsprotokoll diplomatisch.

Als Antwort erklärt Putin, dass die angesprochenen Manöver nach Plan laufen und „wahrscheinlich“ am Abend vorüber seien. Zu diesem Zeitpunkt vollzogen russische und belarussische Truppen bereits Militärübungen an der ukrainisch-belarussischen Grenze. Nur vier Tage später begann die russische Invasion in der Ukraine.

Als ersten Schritt zur Einigung schlug Macron Putin schließlich ein Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden vor. „Es ist ein Vorschlag, der es verdient hat, beachtet zu werden“, lautet die ausweichende Antwort des russischen Staatsoberhauptes.

Kurz darauf beendet Putin das Telefonat mit den Worten „Ich möchte jetzt Eishockey spielen“ und verabschiedet sich auf Französisch. Seine Berater würden sich um die Organisation eines Treffens mit Biden kümmern. Ein solches Treffen sollte es aufgrund der Eskalation der Situation in der Ukraine nicht mehr geben.

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Aus den 21 Telefonaten von Macron und Putin seit Dezember war bisher kein einziges Wort an die Öffentlichkeit gedrungen. Nun erteilte der Präsidentenpalast die Freigabe für das Video des Journalisten Guy Lagache und veröffentlichte den konkreten Wortlaut.

Das vollständige Video wird am 30. Juni vom französischen Fernsehsender „France 2“ im Rahmen einer Dokumentation über Macron und den Ukraine-Krieg veröffentlicht. „Das war eines der schwierigsten Themen, zu denen ich in meinem Leben jemals gearbeitet habe“ sagte Lagache gegenüber dem französischen Magazin „20 minutes“.

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