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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrem Besuch in Athen.

© REUTERS/Costas Baltas

Die Kanzlerin in Athen: Merkel: Deutschland ist sich Verantwortung für NS-Verbrechen in Griechenland bewusst

Merkel hat sich in Athen zur Verantwortung Deutschlands für die Nazi-Verbrechen in Griechenland bekannt. Auf Entschädigungszahlungen ging sie aber nicht ein.

Bei ihrem Besuch in Athen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Verantwortung Deutschlands für die Nazi-Verbrechen in Griechenland deutlich gemacht. "Wir wissen, wie viel Leid Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus über Griechenland gebracht hat", sagte die Kanzlerin am Freitag in Athen. Deutschland sei sich seiner historischen Verantwortung bewusst.

Als Lehre daraus tue Deutschland alles, um gute Beziehungen zu Griechenland zu unterhalten und sich gegenseitig im Interesse beider Staaten zu unterstützen, sagte Merkel weiter. Die Kanzlerin traf am Freitag in Athen unter anderen den griechischen Präsidenten Prokopis Pavlopoulos zu einem Gespräch. Am Grabmal des unbekannten Soldaten in Athen legte sie einen Kranz nieder.

In Griechenland waren in den vergangenen Jahren immer wieder Forderungen nach deutschen Entschädigungszahlungen für die Verbrechen während der Besatzung durch die Nazis (1941-1944) erhoben worden. Durch die Schuldenkrise Griechenlands, welche die deutsch-griechischen Beziehungen auf die Probe stellte, wurden diese Forderungen befeuert. Der griechische Rechnungshof bezifferte die Reparationsforderungen in der Vergangenheit auf 162 Milliarden Euro.

Im Gegensatz zu Griechenland sieht Deutschland die Forderung nach Entschädigungszahlungen durch ein Abkommen von 1960 und durch das Zwei-plus-Vier-Abkommen von 1990 als rechtlich abgegolten an. Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck hatte sich 2014 bei einem Besuch in Griechenland aber für deutsche Kriegsverbrechen entschuldigt.

Griechenlands Schuldenberg hatte die deutsch-griechischen Beziehungen in den vergangenen Jahren eine harte Probe gestellt. Die von den internationalen Gläubigern auferlegten Kürzungsprogramme im Gegenzug für drei Kreditpakete stürzten Griechenland in eine Krise. Viele Griechen sahen Merkel als eine Hauptverantwortliche für die strengen Sparauflagen.

Anders als bei früheren Besuchen kam es diesmal zwar nicht zu großen Demonstrationen gegen die Kanzlerin. Am Donnerstagabend gab es in Athen aber gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten bei Protesten gegen den Merkel-Besuch. In einem Gespräch mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras lobte Merkel am Donnerstagabend die Opfer, die die Griechen während der Finanzkrise erbracht hätten.

FDP-Chef Christian Lindner warnte derweil vor weiteren Finanzhilfen für Athen. Solidarität solle "strikt an Gegenleistungen gebunden bleiben", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Bei der Privatisierung und Marktöffnung habe Griechenland erneut ein Jahr verloren, die zugesagte Angleichung der Mehrwertsteuer auf EU-Niveau sei abgesagt worden. (AFP)

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