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Um Polygamie im Islam wird viel gestritten - dabei ist sie eher selten.

© Marijan Murat/dpa-pa

Die Groko will Mehrfach-Ehen verbieten: Monogamie und Ehe - das sind zwei Ideen

Nur wer sich auf eine Gattin beschränkt, soll Deutscher werden dürfen. Juristisch ist das was anderes als lebenspraktisch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Harald Martenstein

Die Regierung möchte nicht, dass mehrfach verheiratete Neubürger eingebürgert werden, dies soll demnächst verboten werden, Union und SPD sind sich einig. In „Bild“ wurde ein solcher Fall vorgestellt, sachlich übrigens. Abbou Sweid hat drei Ehefrauen und 13 Kinder, Nummer 14 war unterwegs. Die Familie möchte deutsche Pässe. Ein Kollege hat im Tagesspiegel für die Legalisierung der Polygamie plädiert. Ihn stößt unter anderem ab, dass „alte weiße Männer“ sich wegen gewisser Frauenrechte gegen Polygamie aussprechen, obwohl diese in anderen Fragen keine „Vollfeministen“ seien.

Nun, es sind auch Leute für soziale Gerechtigkeit, ohne deshalb gleich Vollkommunisten zu sein, oder? Aber die Schmähung alter weißer Männer in Zeitungsartikeln ist inzwischen ja eine Art Ritual geworden, das hat auch schon was Religiöses. Vielleicht wäre es eine gute Idee, von allen Einzubürgernden eine scharfe Kritik des alten weißen Mannes zu verlangen, zur Not in ihrer Muttersprache, so was wie: „Bernie Sanders, George Soros und Wolfgang Joop mögen in der Hölle braten“, erst dann gibt es den Pass.

Gesetze haben immer mit der Kultur und den Sitten des jeweiligen Landes zu tun, das gilt für die Scharia ebenso wie für das Grundgesetz. Man sagt heute gern, dass alle Kulturen gleichwertig seien, ich bin da nicht so sicher. Die westliche Idee der Menschenrechte zum Beispiel kommt mir zivilisierter vor als der Brauch, Missetäter zu kreuzigen, kürzlich wurde das wieder in Saudi-Arabien gemacht. Die Menschenrechte sind nur insofern kritikwürdig, als sie von weißen Männern erfunden wurden, diesen Makel werden sie nie mehr los. Völlig im Recht ist der Kollege mit dem Hinweis, dass auch bei uns die meisten Mitbürger nicht lebenslang monogam leben. Manche haben mehrere Geliebte, andere heiraten mehrmals. „Monogamie“ und „Ehe“ sind zwei verschiedene Ideen, erstere ist gesetzlich schwer durchzusetzen, letztere hat oft mit Kindern oder Versorgung zu tun.

Polygamie, warum eigentlich nicht? Sofern dieses Recht für alle gilt, nicht nur Heteromänner, finde ich das gar nicht verwerflich. Jeder mag leben, wie er oder sie will, der Staat möge sich raushalten, das ist vernünftig, im Grundsatz. Die Gesetzesinitiative hat aber wenig mit Sexualmoral zu tun und auch nicht zwingend mit dem Islam. Die meisten Muslime hierzulande, und angeblich auch weltweit, bevorzugen nämlich die Einehe. Polygamie ist ein Kennzeichen archaischer, besonders traditioneller Gegenden, es gibt sie nur im Paket mit Stammesdenken, Männerherrschaft, totaler Unterwerfung unter die Religion. Will man immer mehr davon importieren? Will man einen Staat im Staat? Will man unlösbare Konflikte? Das ist doch die entscheidende Frage.

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