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Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin von Bündnis90/Die Grünen, bei „Brigitte Live“

© dpa/Fabian Sommer

Update

Die Fehler der Kandidatin: Aus welchem Missgeschick Annalena Baerbock am meisten gelernt hat

„Ich habe kein Sachbuch geschrieben“: Im Gespräch mit Journalistinnen wehrt sich Annalena Baerbock gegen Plagiatsvorwürfe. Privates gibt sie auch preis.

Nein, es ist nicht der Patzer im Lebenslauf und es sind auch nicht die zu spät angemeldeten Einkünfte oder eine kopierte Buchpassage. Der Fehler, aus dem Annalena Baerbock am meisten gelernt haben will, liegt schon länger zurück. Die Grünen-Kanzlerkandidatin erzählt am Donnerstagabend im Live-Gespräch mit zwei Journalistinnen des Magazins „Brigitte“ davon. Es ist die Geschichte, wie sie einmal die Chance auf einen Sieg vergab.

In den 1990ern – da ist Baerbock noch in der Schule – arbeitet sie auf eine bundesweite Turnmeisterschaft hin. Eine Woche vor dem Turnier ist die Trampolinspringerin Baerbock angeschlagen und erkältet. Ihre Mutter sagt: „Du gehst nicht zum Training.“ Doch Baerbock geht trotzdem, kommt mit dem Fuß neben dem Trampolin auf dem Hallenboden auf und zieht sich einen Trümmerbruch zu. „Das war es mit der deutschen Meisterschaft“, erzählt Baerbock. Erste wurde sie bei so einem Turnier dann nie mehr.

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Wenn Spitzenpolitiker:innen zu „Brigitte“ kommen, dann kann es interessant werden. Kanzlerin Angela Merkel rückte hier einst von ihrem klaren Nein zur Ehe für alle ab. Oft geben die Gäste sehr Persönliches preis. So wie auch Baerbock, die am Donnerstagabend im pinken Kleid zwischen den beiden Interviewerinnen sitzt. Es ist der erste öffentliche Auftritt, nachdem die Plagiatsvorwürfe gegen sie und ihr Buch öffentlich geworden sind. Einige Passagen weisen auffällige Ähnlichkeiten zu anderen Veröffentlichungen auf.

„Ganz viele Ideen von anderen sind mit eingeflossen“

Im Gespräch weist Baerbock die Kritik daran zurück. „Ganz viele Ideen von anderen sind mit eingeflossen“, sagt sie. „Aber ich habe kein Sachbuch oder so geschrieben, sondern das, was ich mit diesem Land machen will - und auf der anderen Seite die Welt beschrieben, wie sie ist, anhand von Fakten und Realitäten.“

Wo es um Faktenbeschreibungen ging, habe sie sehr deutlich gemacht, dass sie sich auf öffentliche Quellen beziehe. „Aber da es kein Sachbuch oder wissenschaftliche Arbeit gibt, gibt es gar keine Fußnoten in diesem Buch“, sagt Baerbock.

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Annalena Baerbock beim „Brigitte“-Gespräch
Annalena Baerbock beim „Brigitte“-Gespräch

© AFP/John Macdougall

Dass die letzten Wochen nicht gut gelaufen sind für Baerbock, das lässt sie auch am Donnerstagabend durchblicken. Doch sie spricht weniger über ihre eigenen Fehler, als über die Angriffe gegen sie. Über die Falschbehauptungen, die im Umlauf seien. So werde etwa immer wieder angezweifelt, dass sie an der London School of Economics (LSE) einen Abschluss erworben habe.

In den USA habe sich gezeigt, was mit einer Gesellschaft passiere, wenn es im Wahlkampf nicht mehr um Sachfragen gehe, sondern sich Wahrheit und Unwahrheit vermischten, sagte Baerbock. Ein wenig klingt es wie eine Mahnung, auch an die politischen Mitbewerber.

Die Kanzlerkandidatin spricht an diesem Abend davon, was es bedeutet, als Frau in der Politik zu sein, kann sich von ihrer persönlichen Seite zeigen. Wenn sie zögert, dann, wenn es sehr privat wird. Etwa als ein Foto von ihr und ihrer zweiten Tochter im Bundestag gezeigt wird.

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Baerbock liebt Schokolade kalt aus dem Kühlschrank

Sie wisse nicht, ob man das so live im Fernsehen sagen dürfe, aber sie habe für ihre Töchter während der Stillzeit Muttermilch abgepumpt, erzählt Baerbock. In Ausnahmesituationen, wo das Abpumpen nicht möglich war, habe sie ihre Tochter dann in den Bundestag mitgenommen. Damals habe es dort keinen Raum zum Stillen gegeben, mittlerweile habe sich das aber geändert.

Man erfährt an diesem Abend, dass Baerbock Schokolade am liebsten kalt aus dem Kühlschrank mag, bei Stress eher abnimmt und den Text von „Atemlos“ von Helene Fischer auswendig kann. Es sind viele Details, die die Kandidatin nahbar wirken lassen.

Nur eines bleibt am Ende eigentlich offen: Was genau hat Baerbock gelernt daraus, dass sie sich vor dem Trampolinturnier lieber geschont hätte? Klar ist wohl: Manche Chancen kommen nicht wieder.

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